Essen-Kettwig. Die Sportanlage in Essen-Kettwig bekommt ein weiteres Kunstrasenfeld. Die Assindia Cardinals wollen Football weiter nach vorne bringen.

Die Kettwiger Sportanlage bekommt ein weiteres Kunstrasenfeld und soll künftig als zentrale Sportstätte für American Football in Essen dienen.

Wilfried Ziegler, Präsident der Assindia Cardinals, blickt auf die Baustelle: „Die feste Sportstätte bringt uns massiv weiter. Nun können wir expandieren und denken ganz intensiv über ein Damenteam nach.“ Ziegler hat sich schlau gemacht: Auf den Kunstrasen werde eine Kork-/ Sandmischung aufgebracht, um den Austrieb von Mikroplastik in die nahe gelegene Ruhr zu vermeiden. Ende September werde der Teppich wohl liegen, hätten die Sport- und Bäderbetriebe mitgeteilt.

Die gesamte Anlage an der Ruhrtalstraße in Essen-Kettwig soll geteilt werden

Zukünftig soll das Gesamtareal geteilt werden: Die Cardinals sowie der FSV Kettwig haben sich bereit erklärt, jeweils einen Teil in eigenverantwortlicher Nutzung zu übernehmen. Das ehemalige Vereinslokal des FSV wird für den Bedarf der Footballer umgebaut. Neben zwei großen Umkleiden nebst separaten Duschen finden sich hier eine kleine Küche und ein 40 Quadratmeter großer Aufenthaltsraum. Hier können zukünftig in Teilgruppen Videoanalysen durchgeführt werden. Ein sehr wichtiges Element im Football-Training, betont Wilfried Ziegler.

Die Arbeiten auf der Trainingsanlage der Assindia Cardinals gehen voran.
Die Arbeiten auf der Trainingsanlage der Assindia Cardinals gehen voran. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Die Anlage an der Ruhrtalstraße ist stark frequentiert. Neben vielen Schülern und 13 Mannschaften des FSV Kettwig sind die Leichtathleten von LAC-THG, Lauftreff Kettwig 2000 und Kettwiger SV sowie die Boulegemeinschaft Kettwig vor Ort. Der marode Schotterparkplatz reicht da schon lange nicht mehr aus. Nach eifrigen Diskussionen wurde deshalb festgelegt, dass die Zahl der Stellplätze auf 120 verdoppelt werden soll.

Spieler werden Fahrgemeinschaften bilden

Wilfried Ziegler erklärt zudem, dass viele seiner Spieler Fahrgemeinschaften bilden werden. Auch sei der Platz durch die S-Bahn gut angebunden. Anfang des Jahres werde man sich mit allen Nutzern der Anlage zusammensetzen: „An Tagen mit Großveranstaltungen der anderen Clubs werden wir keine Heimspiele ansetzen.“ Mit dem FSV Kettwig pflege man jetzt schon eine gute Nachbarschaft.

https://www.waz.de/sport/lokalsport/essen/article230259080.eceZiegler selbst hat den Football vor über 20 Jahren für sich entdeckt. Ein Kumpel nahm den früheren Fußballtorwart mit, der auf Anhieb begeistert war. Er legte sich kräftig ins Zeug: Sechsmal die Woche ging es zum Training, ins Fitnessstudio, auf die Laufstrecke. Man wollte ja mithalten können als älterer Herr. Im Jahr 2000 gelang der Aufstieg in die 1. Liga: „Da war aber Schluss für mich.“ Aber nur als Spieler, denn als gelernter Banker war Ziegler schon Kassenwart des Vereins geworden.

Bau der Anlage deutlich teurer als geplant

Die Baumaßnahme verzögerte sich erheblich. Ein ansässiger Uhu hatte etliche Umweltgutachten nach sich gezogen.

Ein Anschluss an bestehende Entwässerungssysteme war nicht erlaubt, die Entwässerung von Platzanlage und Parkplatz erfolgt nun mittels Pumpenanlage und Flächenversickerung.

Außerdem fanden sich auf dem Gelände verunreinigte Böden. Das Aushubmaterial wurde als Sonderabfall eingestuft und musste dementsprechend auf speziellen Deponien entsorgt werden. Die Baukosten sind dadurch gestiegen. Aus den ursprünglich veranschlagten 1,55 sind inzwischen 2,75 Millionen Euro geworden.

Als 2002 sein Vorgänger aus beruflichen Gründen kürzer treten musste, war der Quereinsteiger plötzlich Präsident. Und hat 18 Jahre später ganz konkrete Vorstellungen. Ein Meilenstein soll die erste eigene Sportstätte werden, denn seit dem Abriss des Grugastadions 2001 habe der Verein keine richtige Heimat mehr. Erst spät habe die Sportpolitik erkannt, dass der Essener Football eine eigene Anlage brauche. Mit der finanziellen Ausstattung der Spitzenclubs sei es im Essener Sport recht schwierig, obwohl eigentlich genügend potente Firmen ansässig seien. In der 1. Liga müsse schon ein Etat von 2,5 Millionen Euro her, doch eine Etage tiefer reiche schon ein Zehntel. Zieglers Blick hat sich geändert in den Jahren. Gerade für Amateure müsse doch der Spaß im Vordergrund stehen.

Umso mehr gelte das für die „Erbsenfootballer“, wie der 54-Jährige liebevoll die Spieler der U10 und U13 nennt. Sie würden behutsam an Wettkämpfe gewöhnt Die U16 und U19 spielen dann schon in der jeweils zweithöchsten Liga. Die 1. Herren sind gerade in die 2. Liga aufgestiegen. Corona vereitelt zurzeit alle Bemühungen.

Derzeit ist kein Spielbetrieb möglich

Mindestens 30 Spieler hat eine Footballmannschaft, nach den aktuellen Bestimmungen ist also kein Spielbetrieb möglich. Die Liga ist abgeblasen, erst 2021 soll ein kompletter Restart folgen. Die 1. Mannschaft wird weiterhin im Stadion Am Hallo in Stoppenberg spielen. An der Ruhrtalstraße werden die Footballer den gesamten Trainingsbetrieb und die Spiele der Jugendteams stattfinden lassen. Es würden ungefähr 40 Heimspiele im Jahr anstehen, die aber in Doppel- oder gar Dreifachspieltagen zusammengefasst seien. 520 Mitglieder habe der Verein inzwischen, Tendenz steigend. Neben den 1. Herren gebe es vier Nachwuchsteams, die Flagfootballer und rund hundert Cheerleader: „Da sind auch Männer dabei.“