Essen-Kupferdreh. Im Kampf gegen illegale Graffiti sind Kameras und Task Force zwei Optionen. Am Bahnhof Essen-Kupferdreh weichen Schmierereien einem Kunstprojekt.

Kameras, wachsame Bürger oder eine Task Force für Essen: Im Kampf gegen Vandalismus und illegale Graffiti gibt es manche Möglichkeiten. Und Orte, die besonders unter der Zerstörung und den Schmierereien leiden. Kupferdreh ist einer, in dem die Bürgerschaft nun am Busbahnhof einen neuen Weg im Stadtteil geht: Die Stützpfeiler werden derzeit mit großflächigen Bildern gestaltet – ganz legal.

Einige Pfeiler leuchten bereits grün, als Motive sind Figuren und Pflanzen darauf. Mit acht Brückenpfeilern der S-Bahn Aufständerung und der rückwärtigen Klinkermauer ist das Projekt „Urban Art in Kupferdreh“ gestartet. Eingesetzt hat sich dafür die Aktionsgemeinschaft gegen Vandalismus. Ins Leben gerufen wurde die Arbeitsgruppe von der Bürgerschaft Kupferdreh, mit im Boot sind Mitglieder von Vereinen und Vertreter der Kirchen. Sie stemmen sich seit geraumer Zeit schon gemeinsam gegen die Missstände im Stadtteil.

Im Sommer soll der erste Abschnitt des Projekts Urban Art in Essen-Kupferdreh am Busbahnhof abgeschlossen sein, dann werden acht der Pfeiler gestaltet sein.
Im Sommer soll der erste Abschnitt des Projekts Urban Art in Essen-Kupferdreh am Busbahnhof abgeschlossen sein, dann werden acht der Pfeiler gestaltet sein. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Sie haben den Künstler Jan Eike Schoch für das aktuelle Projekt gewinnen können. Er hat bereits die künstlerische Gestaltung der Säulen unter den Helbingbrücken in der Innenstadt übernommen. „Nun erhält Kupferdreh die Chance, das Tor zum Baldeneysee allen Bürgern und Besuchern optisch ansprechend zu präsentieren“, sagt Ulla Höbler von der Bürgerschaft.

Kein Halt vor Denkmälern

Denn in dem Stadtteil schlagen die illegalen Sprüher seit Jahren zu, ebenso lange kämpfen die Mitglieder der Bürgerschaft dagegen, während die Täter selbst vor Denkmälern, Spielplätzen und Hauswänden nicht Halt machen. Sie haben schon Züge der Hespertalbahn beschädigt und auf dem Areal des Alten Bahnhofs mit seiner Gaststätte „Lukas“ gewütet.

Die neue Kampmannbrücke blieb ebenfalls nicht verschont, sie wurde großflächig mit schwarzen Schriftzügen beschmiert. Die Bürgerschaft hat diese längst von einem Fachmann entfernen lassen, die Zerstörungswut im Stadtteil aber ist geblieben. Nun haben die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft den neuen Bahnhof und Busbahnhof besonders im Blick, um Abhilfe zu schaffen.

Schmierereien im gesamten Bahnhofsbereich

„Der neue Bahnhof in Kupferdreh zieht seit geraumer Zeit die illegale Graffiti-Szene an und die sorgt für Schmierereien im gesamten Bahnhofsbereich“, sagt Ulla Höbler. Besonders trifft es die Stützpfeiler der S-Bahn Aufständerung. Und mögen Graffiti manchem auch gefallen: „Der Großteil der Kupferdreher Bürger lehnt diese Verunstaltungen ab.“

Rechts auf dem Pfeiler am Busbahnhof in Essen-Kupferdreh sind noch die Schmierereien zu sehen, links ein neues Bild.
Rechts auf dem Pfeiler am Busbahnhof in Essen-Kupferdreh sind noch die Schmierereien zu sehen, links ein neues Bild. © sag | Foto

Um die Pfeiler gestalten zu dürfen, war zunächst die Genehmigung der Deutschen Bahn als Eigentümerin erforderlich. Und dann 10.000 Euro. Die Finanzierung ist der Bürgerschaft mit Unterstützung von Sponsoren gelungen. „In Absprache mit dem von der Stadt beauftragten Planungsbüro, das zuständig für die Gesamtgestaltung des neuen Ortskerns von Kupferdreh ist, entstehen nun fantastische Landschaften und Figuren“, beschreibt Ulla Höbler die Details. Auch Piktogramme werden integriert, die auf den Natur- und Freizeitbereich Baldeneysee sowie auf den Bahnhof und den Markt verweisen.

Farbige Bilder statt nackter Betonpfeiler

Daran werde der Künstler unterstützt durch seine Künstler-Kollegin Cosima Eggert weiterarbeiten. Zunächst müsse er jetzt ein weiteres Projekt realisieren, bevor er voraussichtlich in ein oder zwei Wochen nach Kupferdreh zurückkehrt. Für Verzögerung sorgten zudem die Passanten, sagt Ulla Höbler augenzwinkernd, da es bereits so viel positive Resonanz gegeben habe. „Cool“, ist nur ein Ausruf der jüngeren Generation, die älteren freuten sich über einen ordentlichen Bahnhof. Sie ziehen die farbigen Bilder den nackten Betonpfeilern vor.

Oberbürgermeister Thomas Kufen sei bei seinem Besuch auch nicht mit leeren Taschen gekommen. Die Stadt Essen wolle den Graffitischutz finanzieren, der nach Fertigstellung aufgetragen werden soll. Bis zum Sommer soll die erste Etappe abgeschlossen sein. Und alle hegen die Hoffnung, dass die Neugestaltung einen weiteren Schutz gegen Schmierereien am Bahnhof bietet.

Auf der Website der Kupferdreher Bürgerschaft wird der Fortschritt des Projekts dokumentiert: https://buergerschaft-kupferdreh.de/urban-art