Essen. Die vielen Graffitis in Essen nerven Bürger und Politiker. Die Stadt lässt sie bisher nur in Ausnahmefällen entfernen. Das soll sich bald ändern.

Viele Essener sind genervt von immer neuen Schmierereien im Stadtbild. Die schwarz-grüne Koalition will konsequent gegen illegale Graffiti vorgehen. Das ist jetzt auf den Weg gebracht: Die Verwaltung soll ein Konzept zur Einrichtung einer „Graffiti-Taskforce“, einer schnellen Eingreiftruppe, vorlegen.

Der Ordnungsausschuss hat dem schon zugestimmt, der Rat soll am 24. Februar darüber entscheiden. Zuletzt hatten Bürger wiederholt kritisiert, dass die Stadt in der Regel nichts gegen Graffiti unternehme. Entferne man die Schriftzüge nicht, würden sie immer mehr, so die Befürchtung. Stadtsprecherin Jasmin Trilling hatte dazu erklärt, dass man für die Entfernung der Schmierereien nicht einfach Steuergelder verwenden könne. Deshalb greife die Stadt nur ein, wenn der Verkehr zum Beispiel durch besprühte Verkehrsschilder gefährdet sei oder es sich um verbotene Symbole wie Hakenkreuze handele.

Privathäuser und öffentliche Gebäude sind immer wieder von Schmierereien betroffen

Gerade im Essener Süden war es zuletzt häufig zur großflächigen Schmierereien gekommen. In Kupferdreh war die erst Ende 2019 eingeweihte Kampmannbrücke schon wiederholt Ziel von illegalen Sprayern. Die Bürgerschaft Kupferdreh hatte die Reinigung übernommen und eine Belohnung für Hinweise auf den oder die Täter ausgesetzt. Auch Freizeiteinrichtungen und der neue Busbahnhof wurden dort beschmutzt. In Heisingen traf es zuletzt eine Stele der Weißen Flotte am Anleger Lanfermannfähre, in Stadtwald alte Bruchsteinmauern.

Der Anleger Lanfermannfähre war Anfang 2021 Ziel einer Farbattacke.
Der Anleger Lanfermannfähre war Anfang 2021 Ziel einer Farbattacke. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Politiker wollen nun von der Verwaltung wissen, wer die fachgemäße Reinigung nach solchen Sprühaktionen übernehmen könnte. Angedacht sei der Einsatz von städtischen Gesellschaften wie den Entsorgungsbetrieben (EBE), der RGE Servicegesellschaft oder Langzeitarbeitslosen. Die Verwaltung soll jetzt prüfen, welche Kosten durch eine solche Eingreiftruppe auf die Stadt zukommen und wie die Finanzierung sichergestellt werden kann.

Graffiti beeinträchtigen das gesamte Stadtbild

Luca Ducree, ordnungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Graffiti sind nicht nur Sachbeschädigung, sie beeinträchtigen auch das gesamte Erscheinungsbild unserer Stadt.“ Durch die Einrichtung einer Eingreiftruppe wolle man sicherstellen, dass die Schmierereien schnellstmöglich und fachgerecht beseitigt würden, damit negative Auswirkungen im betroffenen Wohnumfeld erst gar nicht eintreten würden.

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„Damit illegale Graffiti schnell bei der Stadt gemeldet werden, sollte auch die Mängelmelder-App der Stadt optimiert werden. Gleichwohl ist uns Grünen wichtig, Graffiti an dafür vorgesehenen Orten als Kunstform anzuerkennen“, betont Elke Zeeb, ordnungspolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion. Daher solle die Verwaltung prüfen, ob zusätzliche Flächen im Stadtgebiet für legale, kunstvolle Graffiti freigegeben werden könnten.

Legale Graffiti verschönern triste Wände

Graffiti werden durchaus auch zur legalen Verschönerung von tristen Flächen eingesetzt. Erst kürzlich wurde die etwa 340 Meter lange Betonwand, die den Autoverkehr auf der Bernestraße vom Radverkehr auf der Protected Bike Lane trennt, bemalt.Vor rund einem Jahr hatten Künstler die Pfeiler der Autobahnbrücke über die Helbingstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs farbig gestaltet. Und in Frohnhausen können Passanten seit dem vergangenen Jahr an der Düsseldorfer/Leipziger Straße auf einer kompletten Hauswand eine kunstvolle Neuinterpretation des Gemäldes „Frau mit Rechen“ von Jean-François Millet bewundern.

Laut Jasmin Trilling vom Stadtpresseamt ist das, was sich die Politiker vorstellen, „eine äußerst komplexe Aufgabe“. „Schon ein solches Konzept erfordert einige Zeit, zumal bei dieser Themenstellung verschiedene Ämter mit eingebunden werden müssen und man festlegen muss, wer federführend ist.“ Gefordert sei jetzt eine Kosten-Nutzen-Analyse. „Das könnte richtig teuer werden. Zudem müsste man entscheiden, nach welchen Prioritäten ein solches Team eingesetzt werden soll.“

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