Essen-Kupferdreh/Überruhr. Im Kampf gegen illegale Graffiti und Vandalismus setzen Essener sich ehrenamtlich ein: als Bahnhofspaten in Kupferdreh und Überruhr.

Beschmierte Wände, defekte Aufzüge, kaum verständliche Durchsagen: Als Bahnkunde hat sich Ralph Leurs (48) schon über so manchen Missstand am Kupferdreher Bahnhof geärgert. Als Bahnhofspate möchte er nun etwas dagegen tun. Denn Vandalismus und illegale Graffiti setzen dem Stadtteil seit Jahren zu. Schlechte Noten bekommen viele Essener Stationen ohnehin regelmäßig. Kupferdreh ist keine Ausnahme. Doch es gibt konkrete Ideen, um Abhilfe zu schaffen.

Der neue Bahnhof in Kupferdreh war noch nicht eröffnet, da hatten die ersten Sprüher bereits zugeschlagen und die Radstation beschmiert. Weitere Täter und vollgesprühte Flächen folgten, lediglich einzelne Sprüher schnappte die Polizei, während die Bürgerschaft das Aktionsbündnis gegen Vandalismus ins Leben rief und sogar eine Belohnung auslobte.

In der Zwischenzeit haben die Mitglieder der Bürgerschaft auch dafür gesorgt, dass die Schmierereien auf der neuen Kampmannbrücke wieder beseitigt worden sind und nun die besprühten Pfeiler am Bahnhof mit legalen Graffiti gestaltet werden.

Essener setzen sich in ihren Vierteln für Lebensqualität ein

Sie setzen sich für ihre Stadtteile ein: (v.li.) Bezirksvertreter Marc Hubbert (CDU), Bahnhofspate Ralph Leurs, Johann Rainer Busch, Bürgerschaft Kupferdreh, Jürgen Bree (SPD), stellvertretender Bezirksbürgermeister, und Thilo Scharf, Bahnhofspate aus Überruhr.
Sie setzen sich für ihre Stadtteile ein: (v.li.) Bezirksvertreter Marc Hubbert (CDU), Bahnhofspate Ralph Leurs, Johann Rainer Busch, Bürgerschaft Kupferdreh, Jürgen Bree (SPD), stellvertretender Bezirksbürgermeister, und Thilo Scharf, Bahnhofspate aus Überruhr. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zum Vorstand der Bürgerschaft zählt auch Ralph Leurs und so ist sein neues Ehrenamt als Bahnhofspate ein weiteres Puzzleteilchen, mit denen sich engagierte Bürger aus dem Stadtteil gegen die Zerstörungswut stemmen und bereit sind, die Lage im Blick zu halten. Immer öfter setzen sich im gesamten Stadtgebiet Aktive dafür ein, dass es in ihren Vierteln sauber und lebenswert bleibt.

In Überruhr möchte Thilo Scharf etwa dafür sorgen, dass die Scheiben der Aufzüge an den Bahnstationen nicht immer wieder eingeschlagen werden und diese für Menschen mit Rollator oder Kinderwagen stets erreichbar sind. Auch er ist Bahnhofspate, gibt Beschädigungen umgehend an die Bahn weiter, bildet die Schnittstelle zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden. „Die Idee schwappte nach Kupferdreh über“, sagt Ralph Leurs. Er hatte von dem Einsatz des Überruhrers in unserem Bericht gelesen, nahm Kontakt auf. Inzwischen hat er einen Ansprechpartner bei der Bahn und die Zusage, dass sich am Bahnhof in Kupferdreh konkret etwas tun soll.

Lautsprecherdurchsagen sind wegen der Nähe zur Autobahn kaum zu hören

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„Zunächst soll eine Truppe der Deutschen Bahn hier durchgehen und die illegalen Graffiti an den Aufgängen wieder übermalen“, kündigt Ralph Leurs an. Sollte es die Erlaubnis geben, er würde einen Eimer Farbe kaufen und künftig selbst den Pinsel in die Hand nehmen. Immerhin hat er die Zerstörungen täglich vor Augen. Er arbeitet in der Montage bei einem Schweizer Textilunternehmen, sein Arbeitsplatz ist in Schwelm, wohin er täglich pendelt.

Daher ist ihm wie so vielen anderen Bahnkunden längst aufgefallen, dass man an der aufgeständerten Station wegen der Nähe zur Autobahn die Lautsprecherdurchsagen mitunter kaum versteht. „Wegen der Fallwinde vom Baldeneysee wird man in einigen Bereichen klatschnass“, nennt er einen weiteren Kritikpunkt. Er möchte sich zudem dafür einsetzen, dass an Zielzuganzeigen ablesbar sein wird, wohin der Zug fährt, dass die Aufzüge stets in Betrieb sind und dass die Wagen von Abellio dort halten, wo die Kunden auch einsteigen.

Paten kennen auch die Vorteile ihrer Bahnhofsstationen

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„Die Lautsprecher sollen nun justiert werden“, hat der 48-Jährige bereits von der Bahn erfahren und lobt die noch junge Zusammenarbeit („Als Kunde war meine Erfahrung da nicht die beste“). Die soll es auch weiterhin mit dem Überruhrer Paten geben, immerhin verbinden sie Anliegen wie die bessere Taktung der S 9 und die Barrierefreiheit. Sie werden sich weiterhin in ihrer Freizeit dafür einsetzen, die Situation zu verbessern – „weil ich Interesse an dem Stadtteil habe“, nennt Ralph Leurs, der seit 20 Jahren in Kupferdreh lebt, ein Argument.

Kontakt zu den Bürgerinitiativen in den Stadtteilen

Zur Aktionsgemeinschaft gegen Vandalismus gehören neben der Bürgerschaft Kupferdreh die Kupferdreher Werbegemeinschaft, die Gemeinde St. Joseph, Sportvereine wie Kupferdreh 1877 und SG Kupferdreh-Byfang, die IG Stadtbad Kupferdreh und Vertreter der Hespertalbahn.Die Interessengemeinschaft Bahnhof Kupferdreh haben Ralph Leurs, Johann Rainer Busch und Marc Hubbert von der Bürgerschaft gegründet. Wer mitmachen und sich mit Ideen einbringen möchte, kann sich melden unter: ig-kupferdreh-bahnhof@web.de.Wer sich an der Bürgerinitiative für die Bahnstationen in Überruhr beteiligen möchte, wendet sich an Thilo Scharf unter 0160-7375226 oder per E-Mail an thilo.scharf@web.de.

Er möchte handeln, nicht nur klagen. Ohnehin gebe es auch viel Gutes über den neuen Bahnhof zu sagen. Die zentrale Lage in Kupferdreh gehört ebenso dazu wie die Tatsache, dass hier die S-Bahn und in der Woche auch der Regionalexpress fahren. In nur zwölf Minuten sei man in der Innenstadt.

Damit die positiven Aspekte in ihren Stadtteilen und an den Bahnhofs-Stationen überwiegen, belassen es die beiden Paten übrigens nicht bei diesem Amt: Thilo Scharf hat in Überruhr eine Bürgerinitiative für die Bahnhofs-Stationen ins Leben gerufen, Ralph Leurs hat die Interessengemeinschaft Bahnhof Kupferdreh gegründet. Für beide werden Mitstreiter gesucht.