Essen. Grau und trostlos spannt sich die Autobahnbrücke über die Essener Helbingstraße. Nun wollen Graffiti-Künstler die Brückenpfeiler poppig gestalten.

Es ist ein Unort, der täglich von Tausenden Menschen passiert wird: Die Autobahn-Brücke über die Helbingstraße, unweit des Essener Hauptbahnhofs. Oben rauscht die A40, unten der Stadtverkehr. Nun will das Projekt „Stützwerk Farbe“ möglichst viele der grauen Betonpfeiler künstlerisch gestalten.

Ein Ort, der durch gnadenlose Tristesse besticht – und das soll sich ändern

An die 20 Pfeiler unterschiedlicher Größe tragen die Brücke über die vielbefahrene Helbingstraße. Grauer Beton, der tiefe Schatten wirft und mit polizeifeindlichen Sprüchen und Wegbeschreibungen zum nahen Schwulenstrich verunziert ist. Wer im Berufsverkehr unterwegs ist oder am Bussteig nebenan auf einen Fernbus warte, dem steche dieser Ort bestenfalls durch seine gnadenlose Tristesse ins Auge, sagt der Essener Graffiti-Künstler Jan „Eike“ Schoch. 2019 habe er sich daher entschlossen, diesen Ort mit Hilfe anderer Künstler zu „transformieren“ und gab seinem Projekt den Namen „Stützwerk Farbe“.

Hat das Projekt „Stützwerk Farbe“ organisiert: der Essener Graffiti- Künstler Jan Eike Schoch.
Hat das Projekt „Stützwerk Farbe“ organisiert: der Essener Graffiti- Künstler Jan Eike Schoch. © Eike

Seither verbrachte das Team viele Monate mit Verhandlungen mit Straßen NRW und mit der Akquise von Geldern. Die Gestaltung eines Pfeilers kostet etwa 3000 Euro. Darin enthalten sind das Künstlerhonorar in Höhe von 1500 Euro und die Kosten für Farben und Gerüst.

Dieses auffällige Wandbild der Essener Gruppe „Signs And Wonders“ ist an der Stoppenberger Straße in Höhe der Haltestelle Am Freistein zu sehen.
Dieses auffällige Wandbild der Essener Gruppe „Signs And Wonders“ ist an der Stoppenberger Straße in Höhe der Haltestelle Am Freistein zu sehen. © Signs and Wonders | Jan Eike Schoch

Da die Stadt Essen nicht die finanziellen Kapazitäten habe, um das Projekt alleine zu finanzieren, bemühe er sich um Sponsoren, sagt Jan Eike Schoch. Landesmittel habe er bewusst nicht beantragt, weil sie mit thematischen Vorgaben für die Wandbilder verbunden gewesen wären. „Die KünstlerInnen sollen aber inhaltlich ungebunden sein.“ Den Sponsoren bietet er einen Platz für ihr Firmenlogo auf einem der Pfeiler. Sein erstes Etappenziel, die fünf Pfeiler auf dem Mittelstreifen zwischen den Fahrspuren der Helbingstraße bemalen zu können, hat er bereits erreicht.

Im Sommer soll es ein Festival unter bunten Brückenpfeilern geben

Hier stehen nun vier Gerüste. Neben „Eike“ selbst malen dort zur Zeit die Essener Cosima Eggert und Olli Rose. Mit diesen beiden gründete Eike jüngst das Künstlerteam „Signs And Wonders“ (https://www.signsandwonders.de/), mit dem sie in erster Linie große Fassadenmalereien (Murals) umsetzen, aber auch Street Art ausstellen. Eine auffällige Arbeit des Teams ist das große Mural an der Stoppenberger Straße in Höhe der Haltestelle „Am Freistein“.

Im Sommer wollen die Künstler ein kleines Festival mit Musik und Foodtrucks auf einem der Parkplätze unter der Helbingbrücke organisieren, in dessen Rahmen auch die kleineren, weniger zentralen Pfeiler gestaltet werden sollen. So könnte aus dem Unort zeitweilig sogar eine Party-Location werden.

Bisherige Projektpartner und Sponsoren sind: Kulturbüro der Stadt Essen, Kulturstiftung, Forum Kunst und Architektur e.V., Funke Mediengruppe, Allbau AG, Sparkasse Essen, Innogy, Gerüstbau Jörg Motzkau, Almo Gerüstbau GmbH. Wer das Projekt unterstützen möchte, meldet sich bei Jan „Eike“ Schoch: oder . Der gesponserte Betrag wird mit einer Spendenquittung des gemeinnützigen Vereins Forum Kunst und Architektur quittiert.