Essen-Rüttenscheid/Südviertel. Markierungen für Radstraßen in Essen sind noch kein Jahr alt und blättern schon ab. Das ruft die Politik auf den Plan, die Stadt sucht Ursachen.

Noch kein Jahr ist vergangen, seit die Stadt Markierungen für die neuen Fahrradstraßen aufbringen ließ. Doch jetzt schon blättert an einigen Stellen die Farbe. Noch weiß die Verwaltung keine Antwort auf die Frage nach den Ursachen.

Grünen-Politiker bringt das Malheur zur Sprache

Damit alle Verkehrsteilnehmer darüber im Bild sind, dass sie sich auf einer Fahrradstraße befinden, ließ die Stadt eine Vielzahl von Zeichen und Signets auftragen. Beispielsweise zeigen gestrichelte Linien den Radfahrern den Abstand an, den sie bei parkenden Autos möglichst halten sollen, damit ihnen nicht plötzlich geöffnete Wagentüren zum Verhängnis werden. Zudem sind zahlreiche Embleme mit dem Schriftzug Fahrradstraße aufgebracht worden. Solche Zeichen und Hinweise finden sich auf allen drei Radachsen, die im vergangenen Jahr neu entstanden sind: Südviertel-Frohnhausen, Rüttenscheider Straße und Steele-Zollverein.

Die Ecke Annastraße/Rüttenscheider Straße gehört zu den Stellen, an denen Markierungen bereits abgeplatzt sind.
Die Ecke Annastraße/Rüttenscheider Straße gehört zu den Stellen, an denen Markierungen bereits abgeplatzt sind. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

In der Sitzung der Bezirksvertretung I brachte Grünen-Politiker Burkhard Dedy das Malheur zur Sprache. Er nannte ganz konkret eine Reihe von Orten, an denen von der Farbe nicht mehr viel übrig sei. An der Ecke Witteringstraße/Folkwangstraße würde man kaum noch Markierungen erkennen, ebenso im Bereich der Einfahrt Süthers Garten an der Rüttenscheider Straße oder auch am Abzweig Annastraße sei kaum noch Farbe vorhanden, nannte der Bezirksvertreter als Beispiele.

Das dürfe aber doch nach einem Jahr noch nicht sein, so Dedy. Besonders krass sei es auf der Weiglestraße. Dort sei das Zeichen Radstraße schon ganz erheblich ramponiert. Die Weiglestraße wurde im vergangenen Jahr zur Fahrradstraße und zwar als südliche Anbindung an die Bernestraße, auf der eine geschützte Spur für Radfahrer entstand (Projekt Protected Bike Lane).

Fachleute der Stadtverwaltung wollen nach den Ursachen suchen

Auf Fahrradstraßen gelten besondere Regeln

Die Errichtung der Fahrradstraßen ist Teil des Vergleichs zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, der Stadt Essen sowie der Deutschen Umwelthilfe zur Umsetzung des Luftreinhalteplans. Auf den hatten sich die Akteure Anfang Dezember 2019 vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster geeinigt.

Auf Fahrradstraßen haben Radfahrer gegenüber dem Kraftfahrverkehr Vorrang und dürfen jederzeit nebeneinander fahren. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 km/h, wobei sich Autofahrerinnen und Autofahrer an die Geschwindigkeit des Radverkehrs anpassen müssen.

Die Markierung „Fahrradstraße“wird insbesondere in Kreuzungsbereichen oder an Einfahrten zu Nebenstraßen aufgebracht.

Die Anmerkungen von Dedy sorgten auch bei einigen Bezirksvertretern für Erstaunen. Das Gremium teilt seine Meinung, dass sich die Verwaltung dringend mit dem Thema befassen sollte. Dort ist das Problem wohl auch schon längst erkannt worden. Durch die Osterferien bedingt, habe man aber noch kein internes Treffen anberaumen können, so Sprecher Patrick Opierzynski. In der kommenden Woche wollen die zuständigen Fachleute zusammenkommen, um über die Situation zu beraten.

Nach jetzigem Stand ist noch vollkommen offen, warum die Markierungen abblättern. Ob es mit der Farbe zu tun hat oder beim Aufbringen eventuell Fehler gemacht wurden, steht nicht fest. Dazu sind sicherlich auch Gespräche der Stadt mit der beauftragten Firma zu führen. Man werde nach geeigneten Lösungen suchen, so der Sprecher. Aus Sicht von Burkhard Dedy ist eine solche Ursachenforschung nicht zuletzt deshalb wichtig, damit etwaige Fehler in Zukunft vermieden werden.

Das Aufbringen der Markierungen war mit großem Aufwand verbunden. Die Rüttenscheider Straße beispielsweise blieb unter anderem auch deshalb an mehreren Wochenenden abschnittsweise gesperrt, um die Linien und Signets aufzubringen. Markierungsarbeiten für die Achse A vom Südviertel nach Frohnhausen hatten Ende Juni begonnen, kurz darauf starten auch die Umbauarbeiten auf der Rüttenscheider Straße (Achse B) und im August folgte der Start für die Arbeiten an der Achse C von Steele nach Zollverein.