Essen-Holsterhausen. Die Gemarkenstraße in Essen-Holsterhausen erhält aktuelle neue Markierungen, Verkehrsschilder und Radständer. Nicht alle Bürger sind begeistert.
Die Fahrradstraße, die sich künftig vom Südviertel bis nach Frohnhausen zieht, nimmt langsam Gestalt an: Die Kahrstraße wurde bereits mit Fahrbahnmarkierungen und Verkehrsschildern versehen; nun finden derzeit die Arbeiten auf der Gemarkenstraße statt. Nicht jeder Holsterhauser Bürger ist jedoch von der neuen Radroute und den damit verbundenen Veränderungen für alle Verkehrsteilnehmer überzeugt: Denn auf einer Fahrradstraße haben Radler Vorrang, ihrer Geschwindigkeit müssen sich die Autofahrer anpassen. Außerdem fallen Parkplätze weg.
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Laut Stadtsprecher Patrick Opierzynski werden die erforderlichen Straßenbau- sowie Markierungsarbeiten Stück für Stück durchgeführt. Nachdem Ende Juni mit der Kahrstraße begonnen wurde, ist nun die Gemarkenstraße dran. Hier wird das alte Rechts-vor-Links-Gebot künftig aufgehoben, gibt es auf der Fahrbahn bereits einen markierten Sicherheitsabstand von 50 Zentimetern zum Fahrbahnrand, damit Radfahrer nicht gefährdet werden, wenn an einem parkenden Auto plötzlich die Fahrertür aufgeht. Außerdem werden an einigen Stellen Fahrradständer angebracht; so an der Ecke zur Ladenspelderstraße, wo Bauarbeiter gerade die nötigen Vorarbeiten auf dem Bürgersteig getätigt haben.
Künftig können Radfahrer auf der Straße nebeneinander fahren
Direkt daneben ist Optiker Scheiper seit 30 Jahren auf der Gemarkenstraße. Kai Reuter, der das Geschäft gemeinsam mit seiner Frau Susanne Scheiper führt, kann der neuen Radachse nichts Positives abgewinnen: „Ich finde, die bisherige Tempo 30 Zone verbunden mit der Rechts-vor-Links-Regelung war völlig ausreichend“, sagt er, „alle haben aufeinander Rücksicht genommen und es ist zu keinen großen Unfällen gekommen“. Warum nun auf der neuen Straße Radfahrer nebeneinander fahren müssen, leuchtet Kai Reuter nicht ein.
Dagegen findet der Student Dominik Weber, dass es schon längst an der Zeit ist, diese Fahrradachse anzulegen: „Für Freizeitradler gibt es viele Strecken in Essen. Wenn ich aber in der Stadt von A nach B radeln will, dann ist es oft gefährlich und umständlich, fehlen Radwege. Da lässt man es eher sein und fährt mit dem Auto oder den Öffentlichen.“
Zehn Autostellplätze auf der Gemarkenstraße fallen weg
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Das spiegelt auch eine Mobilitätsumfrage der Stadt wider: Danach legen die Bürger nur sieben Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurück. Dabei hat der Rat der Stadt sich doch die Förderung des Radverkehrs auf die Fahne geschrieben. Ein Anteil von 25 Prozent ist das erklärte Ziel. Dafür werden insgesamt drei Fahrradstraßen errichtet, die das Radfahren in der Stadt attraktiver machen sollen. Allerdings fallen dann auch Parkplätze für Autos weg. Auf zehn Stellplätze muss die Gemarkenstraße künftig verzichten.
Für die drei Herren, die sich gerade in der Domschänke das erste Bier gönnen, ist das ein Unding: „Wir alten Leute fühlen uns durch die Radler gefährdet, die achten doch gar nicht auf uns“, schimpft Karl-Heinz Koch. Und Rolf Foelling regt sich nicht nur über die fehlenden Parkplätze, sondern auch über den Schilderwald auf, der nun an jeder Kreuzung zu finden ist. „Durch den findet doch keiner mehr durch. So kann man auch eine Straße kaputt machen“, sagt er.
Arbeiten sollen Mitte August abgeschlossen sein
Die Arbeiten für die gesamte Fahrradstraßenachse sollen laut Stadtsprecher bis Mitte August abgeschlossen sein sollen.
Erst nach Abschluss aller Arbeiten erfolgt dann auch die offizielle Freigabe durch die Enthüllung der neuen Beschilderungen der Fahrradstraße.
Bis zu diesem Zeitpunkt gelten – trotz der neuen Markierungen – die ursprünglichen Verkehrsregeln
Diese Meinung teilt Brigitte Neuner nicht. Seit 25 Jahren verkauft sie Schuhe auf der Gemarkenstraße: erst bei Europa und seit 15 Jahren im Schuhhaus Dismer. „Die Gemarkenstraße kann von der Fahrradstraße eigentlich nur profitieren. Das ist doch ein besonderes Merkmal, das sie jetzt gegenüber anderen Straßen in der Stadt hat“, sagt sie. Außerdem sei das ein richtiges ökologisches Zeichen zur richtigen Zeit: „Radeln tut unserer Umwelt nur gut. Hoffentlich nimmt durch die neue Radachse der Radverkehr zu.“