Essen-Rüttenscheid. Die Rüttenscheider Straße ist seit Freitag offiziell Fahrradstraße. Doch schon in den Tagen zuvor zeigte sich, dass Radler Konflikte befürchten.
Autos kommen eher im Schritttempo voran, parkende Lieferwagen halten gern mal den Verkehr auf und dazwischen suchen sich Radfahrer ihren Weg: Die Rüttenscheider Straße bietet zumindest zeitweise das übliche Bild an dem Tag, als sie offiziell zur Fahrradstraße erklärt wird. Da gehen die Meinungen auseinander, was der Umbau bewirkt. Die Stadt räumt indes bereits ein, im Bedarfsfall neu nachdenken zu müssen. Korrekturen nicht ausgeschlossen.
Die jetzige Lösung habe weiterhin reichlich Konfliktpotenzial, meint beispielsweise Roland Schubert (59), passionierter Radfahrer und gern in Essen unterwegs. Auf einer so stark befahrenen Strecke wie der Rü werde es mit einer Radstraße richtig kompliziert. Der Vorrang für Radfahrer sei gut gemeint, lasse sich aber bei einem solchen Verkehrsaufkommen wohl nur bedingt einhalten.
Im Bedarfsfall Zubringer zu den Aufstellflächen verlängern
Auch weiterhin müsse ein Radfahrer äußert vorsichtig sein, gibt Frank Märkisch (60) zu bedenken und das auf einer Straße, die doch Radlern das Leben leichter machen solle. Dass für sie vor den Ampeln Aufstellflächen reserviert seien, halte er vom Grundsatz für eine gute Idee. Manche Autofahrer wären da aber wohl anderer Meinung, so Märkisch. Mit lautem Hupen hätten schon einige quittiert, dass Radfahrer plötzlich vor ihnen standen
Abbiegegebote sind noch nicht vom Tisch
Die Abbiegegebote für die Rüttenscheider Straße (an der Martinstraße und am Rüttenscheider Stern) sind noch nicht vom Tisch. Sie werden laut Ratsbeschluss geschaffen, falls sich der Durchgangsverkehr nicht verringern sollte.
Deshalb wird die Stadt in den nächsten Monaten mehrere Verkehrszählungen vornehmen und die Daten auswerten.
Indem nun die Rü zur Fahrradstraße geworden ist, haben die dortigen Verkehrsteilnehmer Vorfahrt. Das gilt aber nicht an der Zweigert- und der Martinstraße. Hier handelt es sich um übergeordnete Straßen. Die Fahrradstraße wird an beiden Stellen unterbrochen.
Auch die Erreichbarkeit der Aufstellbereiche hatte im Vorfeld des Umbaus schon für reichlich Diskussionen gesorgt. Damit Radler an den Autos vorbei überhaupt dorthin gelangen können, hat die Stadt am Rand zusätzliche Fahrstreifen geschaffen. Bei größeren Staus nutzen die aber nichts, sagen Kritiker, da der Radfahrer dann doch nicht zügig bis zur Ampel komme.
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Das könne durchaus sein, räumt Rainer Wienke, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr ein, aber spätestens mit der nächsten Grünphase würde er dann die Kreuzung passieren. Eine Verlängerung der Fahrstreifen hätte bedeutet, noch mehr Bäume zu fällen. Das hätten die Beteiligten im Abstimmungsprozess nicht gewollt. Sollte sich allerdings herausstellen, dass bei der jetzigen Lösung zu viele Radfahrer zwischen den Autos stecken blieben, müsse man sicherlich noch einmal neu nachdenken.
Das gelte auch für einen weiteres Problem, so Wienke und spricht das Be- und Entladen der Lieferwagen an. Von der Idee, zusätzliche Ladezonen einzurichten, damit die Fahrzeuge nicht den Verkehr auf der Rü blockierten, habe die Stadt Abstand genommen. Das hätte noch mehr Parkplätze gekostet und die Erfahrung zeige, dass die meisten Fahrer ohnehin in zweiter Reihe parken würden. Die vorgesehenen Plätze würden eben nicht in Anspruch genommen. Doch auch hier wolle man die Entwicklung beobachten und müsse gegebenenfalls korrigieren.
Zusätzliche Markierungen auf dem früheren Radweg
Im Falle des alten Radwegs, der ab der Martinstraße in Richtung Süden an der Rü entlang führt, hat die Stadt nun doch schneller gehandelt als zunächst geplant. Um den Radfahrern deutlich zu machen, dass sie den Weg nun nicht mehr benutzen dürfen, wurden an den Einmündungen zu den Nebenstraßen bereits weiße gegen rote Pflaster ersetzt. Nun hat die Verwaltung auch Fußgänger-Piktogramme aufbringen lassen, „damit kein Zweifel besteht, wer den Weg nutzen soll“, so der Amtsleiter. Ursprünglich sollte der Markierung erst aufgebracht werden, falls sich zu viele Radfahrer nicht an die Regeln halten. „Doch für die Orientierung dürfte es jetzt so noch deutlicher sein“.
Dass der Radweg nun überhaupt nicht mehr genutzt werden dürfe, ärgert Dieter Erdmann (75). Denn die jetzt geschaffene Alternative könne ihn noch nicht überzeugen, wenn es bei dem bisherigen Autoverkehr bleibe. Aber er wolle nun abwarten, bis sich die Radstraße eingespielt habe. Falls sie sich einspielt.