Altenessen. . Altenessen hatte mal ein Freibad: das Kuhlhoffbad (Eröffnung 1961). Als sich die Schließung andeutete, protestierten die Bürger – vergeblich.
„Ich weiß noch ganz genau, wie Oberbürgermeister Wilhelm Nieswandt 1961 das Kuhlhoffbad eröffnet hat“, erzählt Rainer Doliv. Kürzlich feierte der gebürtige Altenessener, der früher als Elektriker auf Zollverein arbeitete, seinen 71. Geburtstag. An das Kuhlhoff, das auch Nordbad genannt wurde, erinnert sich der Rentner mit Wehmut, hatten er und viele Mitstreiter doch versucht, die Schließung zu verhindern. Der Versuch begann vor 30 Jahren.
Rainer Doliv war selbstverständlich Stammgast
Ein großes Becken mit Rutsche, ein Sportschwimmbecken mit Bahnen, ein Becken mit Turm und ein kleines für die Kleinsten. „Es war richtig schön“, sagt Rainer Doliv, der selbstverständlich Stammgast war. Doch nicht nur Altenessener kühlten sich hier an heißen Sommertagen ab. Im Jahre 1966 zählte das Kuhlhoffbad 119 000 Besucher. Okay, das Grugabad war mit 500 000 Besuchern einsamer Spitzenreiter und auch Dellwig (161 000) mussten die Altenessener vorbeiziehen lassen, doch Baldeney (110 000), Haus Scheppen (30 000), Steele Horst (27 000) und Werden (20 000) lagen dahinter. Doch die Altenessener konnten noch ein Sahnehäubchen draufsetzen. „Bergmann Paul Kurowski aus der Karlstraße und sein Töchterchen Renate wurden als millionste Besucher von Bürgermeister Horst Katzor begrüßt“, meldete diese Zeitung am 30. August 1966.
Es war die Blütezeit des Bades im Essener Norden, auf dem heutigen Gelände des Bürgerparks. „Doch danach wurde zusehends immer weniger am Bad gemacht“, erinnert sich Rainer Doliv. Der Verfall war fast sichtbar. Irgendwann sagte der Schwimmmeister Carlo Neuhaus: „Rainer, die wollen das Bad schließen.“ Für Rainer Doliv war es das Zeichen, nach Gleichgesinnten zu suchen. „Im Stadtteilbüro habe ich sehr viel Unterstützung erfahren“, erzählt Rainer Doliv.
Maskottchen war Robby, die Robbe
Doch nicht nur dort. Die Zahl der Befürworter, die sich locker in einer Bürgerinitiative zusammenschlossen, stieg stetig. Bei Aktionen im Kuhlhoffbad kamen über den Tag schon mal 2000 Menschen zusammen, um mit dem Robby dem Maskottchen, einer Robbe, für den Erhalt zu demonstrieren. Die Altenessener CDU, im Rathaus in der Opposition, habe sich für das Bad starkgemacht, so Doliv. Fachleute in den Reihen der Bürgerinitiative hätten ihrerseits Vorschläge, wie Kosten reduziert werden könnten und das Bad zu retten wäre, gemacht. Es half alles nicht. Nach dem „Machtwechsel im Rathaus“, wie es Rainer Doliv nennt, habe sich die SPD auf die Seite der Befürworter geschlagen.
„Das Kuhlhoffbad wurde zu einem Politikum“
„Das Kuhlhoffbad wurde zu einem Politikum“, erinnert sich Doliv, der erst vor zehn Jahren den Sozialdemokraten beitrat. Letztlich entschieden die Essener selbst im ersten Bürgerentscheid der Stadt am 20. Mai 2001. Es gab 469 370 Stimmberechtigte. 20 Prozent (= 94154 Stimmen) brauchten die Freibad-Befürworter, doch sie bekamen stadtweit „nur“ 86 998 – 7156 zu wenig. Schuld war nicht das, was heute das Nord-Süd-Gefälle genannt wird. „Im Süden waren sie solidarischer als im Norden“, räumt Doliv ein.
Heute müssen die Altenessener zum Sprung ins kühle Nass nach Nienhausen in den Revierpark oder nach Dellwig fahren. „Wenn uns damals die Rettung gelungen wäre, würden wir heute sicherlich viel Lob dafür bekommen“, ist sich der 71-Jährige sicher, wohl wissend, dass er das Rad der Zeit nicht zurückdrehen kann.
>>> Ehemaligentreffen am 26. August
Rainer Doliv organisiert für Sonntag, 26. August, ein Ehemaligentreffen im Biergarten am Karlsplatz. Dort wird um 15 Uhr auch ein Dokumentar-Film(chen) aus jenen Tagen gezeigt.
Den Film können die Besucher kostenlos sehen. Es wird eine Spendendose aufgestellt. Der Erlös geht an die Jugendfarm, die nach dem Brand jeden Euro braucht.