Essen-Werden. Der Großverein Werdener Turnerbund plant trotz Pandemie-Krise eifrig für die sportliche Zukunft. Derzeit laufen im Stadtbad Reparaturarbeiten.

Wo sonst Kinder plantschen, Sportler ihre Bahnen ziehen und Frühaufsteher schwimmen, gähnt zurzeit ein beeindruckendes Loch: Das Sportbecken des Werdener Stadtbades ist leer. Die Schließung aufgrund der Corona-Pandemie wird auch in diesem Essener Schwimmbad genutzt, um dringende Reparaturen auszuführen. Den Betrieb führt allerdings nicht die Stadt Essen, sondern der Werdener Turnerbund (WTB).

Die Vereins-Schwimmmeister ziehen denn auch ihre Gummistiefel an und klettern in die hellblau-gekachelte Tiefe. Sie untersuchen die Fliesen auf Schäden, markieren die Stellen, damit ein Fachbetrieb in Kürze die Arbeiten durchführen kann. Das ist wichtig, denn gerade bei durchs Wasser aufgeweichter Haut besteht erhöhte Verletzungsgefahr.

Kleiderspinde wurden von der Essener Arbeit rundum erneuert

Die 188 Kleiderspinde in den Umkleideräumen benötigten zudem dringend neue Türen. Hier kam die Essener Arbeit ins Spiel. Die Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft führt langzeitarbeitslose Menschen auf den Arbeitsmarkt zurück. Das Ergebnis der Rundum-Erneuerung kann sich sehen lassen.

Die alten roten Spindtüren haben ausgedient. Nach und nach werden sie durch neue ersetzt.
Die alten roten Spindtüren haben ausgedient. Nach und nach werden sie durch neue ersetzt. © Vladimir Wegener

Das Außengelände wurde gesäubert, der Innenbereich des großen Gebäudes grundgereinigt und desinfiziert. Die Schwimmmeister Michael Niehaus und Jörg Ladage kennen jeden Quadratzentimeter ihres Bades. Ladage ist seit 1997 dabei, Niehaus bald 40 Jahre: „Wir leben das Ding hier.“ Die beiden versehen deutlich mehr als nur Dienst nach Vorschrift. Der gute Allgemeinzustand des Stadtbades ist nicht zuletzt ihrem unermüdlichen Einsatz zu verdanken.

Trotz der Größe geht es beim WTB sehr familiär zu

Das weiß die „Chefin“ auch: „Wir sind richtig stolz auf unsere Jungs.“ Brigitte Schmitt ist Vorsitzende des Werdener Turnerbundes von 1886 und leitet einen Riesenverein. Über 1800 Mitglieder hat der WTB, rund 800 Kursteilnehmer darf das Sport- und Gesundheitszentrum an der Körholzstraße begrüßen. Und trotzdem geht es beim WTB familiär zu: Jörg Ladage hatte Geburtstag, da kommt die Chefin persönlich vorbei und gratuliert mit einem Kuchen.

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Brigitte Schmitt im Fitnessbereich des Sport- und Gesundheitszentrums. Der WTB hat über 1800 Mitglieder. Es gibt rund 800 regelmäßige Kursteilnehmer.
Brigitte Schmitt im Fitnessbereich des Sport- und Gesundheitszentrums. Der WTB hat über 1800 Mitglieder. Es gibt rund 800 regelmäßige Kursteilnehmer. © Vladimir Wegener

Zunächst bis zum 3. Mai sind alle Sporteinrichtungen geschlossen. Schwimm- und Kursbetrieb sowie Nutzung von Sauna und Kraftraum sind vorerst eingestellt. Der Vorstand sagte die Ende März geplante Jahreshauptversammlung ab, die Vereinsgastronomie am Viehauser Berg stellte den Restaurantbetrieb um auf einen Lieferservice. Auf der WTB-Homepage finden sich derweil Videos aus den unterschiedlichen Sparten des Vereins, die Anleitungen geben für ein kleines Training in den heimischen vier Wänden.

Verein zieht mit der Geschäftsstelle in die Hufergasse

Wie geht es weiter mit dem Bad? Niehaus ist eher skeptisch: „Ich denke nicht, dass wir bald schon wieder öffnen dürfen.“ Brigitte Schmitt hat Hoffnung: „Wir ziehen die Reparaturen ja eigens vor, damit wir eventuell in den Sommerferien öffnen können, wenn wir eigentlich Betriebsferien hätten. Da sind wir im Gespräch mit den Bäderbetrieben.“ Vorsorglich wird man sich beim WTB schon mal schlau machen, welche Lieferanten Desinfektionsmittel in großen Mengen und Spender besorgen können.

Kooperation verhinderte Schließung des Stadtbades

Das 1971 eröffnete Werdener Stadtbad stand in den 90er Jahren schon auf der Streichliste. Mit 13,50 DM musste Essen damals jeden Badbesucher bezuschussen. Das wollte die Stadt auf Dauer nicht mehr bezahlen. Also taten sich der Stadt, ESPO, Werdener Turnerbund und DJK Grün-Weiß Werden/Heidhausen zusammen.

In Kooperation wurde ein Teil der Umkleiden zu einer Gymnastikhalle umgebaut. Am 18. April 1994 ging das Sport- und Gesundheitszentrum an den Start, mit 24 Sportkursen und 400 Teilnehmern. Heute sind es mehr als doppelt so viele. Seit 1998 gibt es einen Kraftraum und 2001 kam eine Sauna dazu. Weitere Infos auf www.sgz-werden.de.

Darum kümmert sich Geschäftsführerin Ulrike Hartung. Noch sitzt sie in ihrem Büro im Stadtbad. Doch die WTB-Geschäftsstelle zieht demnächst um in die Hufergasse 33 und wird dort neue Anlaufstelle des Großvereins sein. Der Verein möchte sich mit seinen Angeboten noch mehr der Stadtgesellschaft öffnen. Eigentlich hätte schon die Einweihung sein sollen, doch die Transporter mit den bestellten Büromöbeln blieben am Brenner hängen. Hartung hat aber Neuigkeiten: „Am 5. Mai sollen die Möbel endlich hier sein. Dann legen wir sofort los.“

Ulrike Hartung leitet die Geschäftsstelle des WTB. Ab 5. Mai arbeitet sie, wenn alles klappt, in der neuen Geschäftsstelle in der Hufergasse.
Ulrike Hartung leitet die Geschäftsstelle des WTB. Ab 5. Mai arbeitet sie, wenn alles klappt, in der neuen Geschäftsstelle in der Hufergasse. © Vladimir Wegener

Nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen mit frischem Schwung starten

Da kann der stellvertretende Vorsitzende Enrico Kleinser nur zustimmen: „Wir möchten Präsenz zeigen mittendrin in Werden. Unsere Mitglieder und die Kursteilnehmer liegen uns am Herzen, wie auch die Werdener Bürger. Wir sind da eine große Familie. Zurzeit erfahren wir vorbildliches solidarisches Verhalten. Das macht uns zuversichtlich, dass wir gut durch die Krise kommen.“ Und Brigitte Schmitt ist sicher, dass der WTB nach Aufhebung der schmerzlichen Maßnahmen mit frischem Schwung neu starten wird: „Unsere gemeinsame Freude an regelmäßiger Bewegung, an Training und Wettkampf wird sich auch von Corona nicht aufhalten lassen.“

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