Essen. Das Museum Folkwang begrüßt nach monatelanger Schließung die ersten Gäste. Viele können es kaum erwarten und haben sofort die Tickets gebucht.

Nach viereinhalb Monaten Lockdown zeigt die Kunst den Menschen im Museum Folkwang erst einmal eine lange Nase. Die vierjährige Jill hat nach erster Betrachtung von Jim Dines überlebensgroßen Pinocchio-Skulpturengruppe jedenfalls ganz aufgeregt festgestellt: „Die Nase von Pinocchio ist gewachsen.“

Das erste Treffen mit Pinocchio nach langer Zeit: Die vierjährige Jill hat ungeduldig darauf gewartet.
Das erste Treffen mit Pinocchio nach langer Zeit: Die vierjährige Jill hat ungeduldig darauf gewartet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Freude, endlich wieder mit der Kunst in Kontakt zu kommen, war so groß, dass die kleine Kunstkennerin zu den ersten Besuchern gehört, die an diesem Eröffnungsmorgen Punkt zehn von Folkwang-Direktor Peter Gorschlüter persönlich in Empfang genommen werden. Auch Mama Andrea Kirner und Großmutter Margret Böllert haben die Wiedereröffnung schon sehnsüchtig erwartet. Nach der langen kulturlosen Zeit haben sie keine Zeit verstreichen lassen und tags zuvor gleich drei Zeitfenster-Tickets gebucht.

Die Freude, dass die Museen nach wochenlanger Schließung als erste Kultureinrichtungen wieder öffnen dürfen, ist an diesem Vormittag auf beiden Seiten groß. „Viel Spaß und bleiben Sie gesund“, steht auf der großen Kunsttafel im Museums-Foyer, wo Ein- und Ausgänge mit Absperrbändern großzügig geregelt sind, Spender mit Desinfektionsmittel warten und die Stimmung unter den ersten Besuchern fast ein bisschen feierlich ist.

Alle Museumsgäste müssen vorab ein Zeitfenster-Ticket buchen

Wer das Museum betritt, hat zuvor im Online-Shop des Museums ein Zeitfensterticket erworben. Probleme wie im Kölner Museum Ludwig, wo der Server am vergangenen Wochenende unter dem Buchungs-Andrang kapitulieren musste, hat es nach Auskunft des Folkwang-Museums am ersten Reservierungstag nicht gegeben. Auch für das Wochenende seien noch Termine frei. Die Zugänge zu den verschiedenen Ausstellungen werden dabei im Halbstundentakt vergeben, maximal 30 für den Besuch der großen Kippenberger-Installation, 15 für die große Fotoschau von Timm Rautert, 50 für die ständige Sammlung. Die Aufenthaltsdauer im Museum sei dann zwar unbegrenzt, erklärt eine Museumssprecherin. Allerdings gilt für jeden Saal eine Besucherhöchstzahl. Ist die erreicht, müssen die nächsten Gäste erst mal warten. Doch angesichts von 6000 Quadratmetern Fläche, die der weitläufige Chipperfield-Bau bietet, gibt es am Eröffnungstag trotz guter Nachfrage nicht mal ansatzweise Gedränge.

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Die Buchung habe gut geklappt, bestätigen auch viele Besucher. „Es ist jedenfalls nicht so schwer wie einen Impftermin zu bekommen“, lacht Marlies Staab, die entspannt durch die großzügigen Räume der ständigen Sammlung bummelt: „Besser kann’s nicht laufen.“

Viele haben den Museumsbesuch vermisst: „Ich bin sehr dankbar für diesen Ort“

Das Wiedersehen mit den Meisterwerken von Monet bis Gauguin genießen am ersten Öffnungstag viele. Manche sind fast ein bisschen gerührt. „Ich bin sehr dankbar für diesen Ort“, sagt beispielsweise Arne Hiser, der seine acht Monate alten Zwillinge in den Kinderwagen gesetzt hat, um nach wochenlanger Zwangspause wieder mit der Kunst in Kontakt zu kommen. Auch mit der dreijährigen Tochter sei er öfters im Museum, erzählt der Vater. Ganz ohne großen Erziehungsauftrag, „aber ich glaube, das macht was mit den Kindern“. Die Zwillinge jedenfalls schlummern zufrieden im Angesicht von Renoirs Lise, während sich die vierjährige Jill schon auf den nächsten Kulturtermin freut: „Nächste Woche geht’s dann in die Villa Hügel“, hat Mama Andrea Kirner schon geplant.

Nicole und Sebastian Wagner aus Sonsbeck freuen sich, endlich wieder ins Museum gehen zu dürfen. Als erstes sahen sie sich die Fußballfeld-große Installation von Martin Kippenberger an.
Nicole und Sebastian Wagner aus Sonsbeck freuen sich, endlich wieder ins Museum gehen zu dürfen. Als erstes sahen sie sich die Fußballfeld-große Installation von Martin Kippenberger an. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im ehemaligen Wohnsitz der Familie Krupp wird parallel der zweite Teil der Fußballfeld-großen „Kippenberger“-Schau gezeigt, für die auch Nicole und Sebastian Wagner aus Sonsbeck angereist sind. Das Paar ist froh, den zweiwöchigen Urlaub endlich wieder mit Aktivitäten füllen zu können. Am Mittwoch waren die beiden schon im Münsteraner Allwetterzoo, nun ist das Folkwang dran. Spaziergänge habe man in den vergangenen Monaten wirklich oft gemacht, sagen die Wagners wie so viele. „Aber die Wintermonate sind eigentlich unsere Museumsmonate“, erzählt Sebastian Wagner, „schön, dass das endlich wieder möglich ist“.

Keiner will an diesem Tag daran denken, dass die von der Kanzlerin festgelegte „Notbremse“ am Ende womöglich wieder greifen wird und die Häuser noch einmal schließen müssen. Ein wenig Erfahrung beim Neustart habe man nach dem ersten Lockdown zwar schon, sagt Museumschef Gorschlüter. Routine aber soll dieser Vorgang wirklich nicht werden.

Hier gibt’s die Tickets

Für den Besuch im Museum Folkwang muss derzeit vorab ein Zeitfenster-Ticket gebucht werden. Das gilt für die kostenpflichtigen Sonderausstellung und auch für den kostenfreien Besuch der ständigen Sammlung. Für jede einzelne Ausstellung muss ein separates Zeitfenster-Ticket gebucht werden. Besucher werden gebeten, auch das Kontaktdaten-Formular vorab herunterzuladen und ausgefüllt mitzubringen. Hier geht’s zu den Tickets: https://museum-folkwang.ticketfritz.de/Home/Index