Essen. Mehr als 40 Jahre dient das „Haus am Turm“ in Werden als Tagungsstätte und ist Ziel von Freizeiten. Doch Corona reißt Riesenlöcher in die Kasse.

Die Evangelische Kirche in Essen bangt um ihr „Haus am Turm“ im Stadtteil Werden. Das hoch über Werden gelegene Domizil dient der Kirche seit 1976 als naturnaher Tagungsort und ist Schauplatz von Freizeitfahrten. Nicht nur Kirchengemeinden nutzen das „Haus am Turm“, sondern auch Vereine und Schulklassen. „Wir haben wegen Corona so gut wie keine Einnahmen mehr, doch die Fixkosten bleiben“, sagt Cornelia Günther, die Leiterin des „Hauses am Turm“. Die 14 fest angestellten Mitarbeiter befänden sich in Kurzarbeit; ausgenommen sind die Auszubildenden.

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Dem „Haus am Turm“ fehlt vor allem eine kurz- bis mittelfristige Perspektive: „Allein die Klassenfahrten sind bis zu den Sommerferien ausgesetzt“, sagt Cornelia Günther. Fortbildungen innerhalb der Evangelischen Kirche, sonst regelmäßig im „Haus am Turm“ abgehalten, fänden nur per Videokonferenz statt. „Anders als private Unternehmen haben wir keinen Anspruch auf Überbrückungshilfen“, sagt die Leiterin. Entsprechend eng sei es derzeit – und der Träger des Hauses, die Evangelische Kirchengemeinde Borbeck-Vogelheim, sei nicht dauerhaft in der Lage, die entstehenden Verluste auszugleichen.

Berufliche Qualifizierung findet im „Haus am Turm“ statt

Obwohl das Haus von Gemeinden aus ganz Essen und Institutionen aus der gesamten Regionen genutzt wird, pachtet die Gemeinde Borbeck-Vogelheim das Haus. In den 1990er Jahren wurde die Trägerschaft auf diese Gemeinde übertragen, denn sie engagierte sich besonders für die Integration von Zuwanderern, unter anderem durch berufliche Qualifizierung. „Die Idee war, dass ein Teil der Qualifizierungsarbeit hier stattfinden kann, denn die Evangelische Kirche wollte sich eigentlich von diesem Haus trennen“, erinnert sich Cornelia Günther. Das „Haus am Turm“ bot sich wegen seiner Großküche an, Bürger im Bereich Hauswirtschaft aus- und fortzubilden.

Gemeinden sammeln Spenden für das Haus

Längst hat eine kircheninterne Welle der Hilfsbereitschaft eingesetzt – verschiedene Pfarrer und Pfarrerinnen riefen solidarisch zu Spenden auf für das „Haus am Turm“. Nicht zuletzt deshalb, weil regelmäßig Konfirmanden-Freizeiten nach Werden führen. Ob Almosen ausreichen, um dauerhaft das „Haus am Turm“ zu retten, steht in den Sternen, „doch wir sind für jede Kleinigkeit dankbar“, betont Cornelia Günther.

In Bedrängnis: das
In Bedrängnis: das "Haus am Turm" in Werden. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Pandemie macht nicht nur der Evangelischen Kirche zu schaffen: Anfang Februar teilte das Ruhrbistum mit, dass das „Kardinal-Hengsbach-Haus“, ebenfalls in Werden beheimatet, geschlossen wird. Dort fand seit Jahrzehnten unter anderem die Priesterausbildung statt. Das Bistum kündigte an, die Erwachsenenbildung im Bistum künftig auf die „Wolfsburg“ in Mülheim konzentrieren zu wollen. Corona, räumte man im Bistum ein, verschärfe die ohnehin schon schwierige finanzielle Situation.

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