Essen. Bei einer illegalen Feier am Baldeneysee in Essen war ein Fußballprofi dabei. Wer hat den Gästen aufgeschlossen? Der Betreiber war es wohl nicht.

Wer hat die Feiernden ins Café Extrablatt gelassen? Eine Antwort auf die Schlüssel-Frage hatte es nach der illegalen Feier am Baldeneysee in Essen – mit Beteiligung des Fußballprofis Breel Embolo – noch nicht gegeben. Das hat sich geändert.

Die Polizei hat inzwischen diverse Beteiligte vorgeladen. Dabei ging es originär nicht um die Frage nach dem Aufschließen der Lokalität, sondern um einen Vorfall im Nachgang der verbotenen Feier: Ein Fernsehreporter soll am Gelände des Extrablattes bedroht worden sein, als er über die Party berichten wollte. In einem Beitrag des Fernsehsenders RTL war zu sehen, wie ein Mann dem Journalisten drohte. „Wenn Du ein Foto machst, schlage ich Dir den Kopf ab“, sagte dieser zu dem Reporter.

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Im Zuge der Befragungen dazu soll laut Polizeisprecher Christoph Wickhorst einer der Vorgeladenen glaubhaft versichert haben, von der illegalen Party keinerlei Kenntnis gehabt zu haben.

Polizeipressesprecher Christoph Wickhorst.
Polizeipressesprecher Christoph Wickhorst. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Nach Informationen dieser Zeitung soll es sich dabei um den Pächter und Franchisenehmer (44) des Heisinger Extrablattes gehandelt haben. Derzeit möchte er sich selbst zu den Vorfällen weiterhin nicht äußern, beteuerte aber von Anfang an, von der Feier nichts gewusst zu haben. Wer hat aber dann aufgeschlossen?

Ehemaliger Mitarbeiter soll aufgeschlossen haben

Auf Anfrage heißt es aus der Zentrale des Franchiseunternehmen in Emsdetten dazu: „Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte noch einen Schlüssel“, sagt Ulrike Wentker, Geschäftsführerin der Verwaltungs GmbH der Gastro-Kette. „Wir haben das geprüft und sehen uns in Aussagen der Polizei bestätigt.“

Für das Unternehmen sei die illegale Party am Baldeneysee „eine sehr unangenehme Geschichte“ gewesen, so Wentker. Zur Erinnerung: Es war eine Feier mit 23 Beteiligten, darunter Gladbach-Profi Breel Embolo. Insgesamt 15 Frauen sowie acht Männer hatten Mitte Januar in der Gastronomie gefeiert – und dabei gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen. Embolo selbst hatte über Instagram Stellung bezogen und wollte in der Nacht nicht auf der Feier gewesen sein.

Die Polizei widersprach dieser Darstellung. Unter anderem wurde bekannt, dass der Bundesligaprofi in der Nacht wohl über das Dach geflüchtet war. Ebenfalls pikant: Das Umfeld des 23-Jährigen hatte offenbar versucht, mit einer Spende den Eklat aus der Welt zu schaffen. Eine entsprechende „Kontaktaufnahme“ hatte die Stadt bestätigt. Die illegale Feier hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Keine internen Schritte gegen den Extrablatt-Betreiber vom Baldeneysee

In einer ersten Reaktion des Franchise-Unternehmens aus Emsdetten hieß es damals in einer Stellungnahme: „Wir sind beschämt, bei einem so ernsten Thema in die Kritik geraten zu sein.“ Man nehme Covid-19 und alle damit einhergehenden Verordnungen von Beginn an ernst. Bereits in diesem Schreiben des Unternehmens war von einem Mitarbeiter die Rede, „der der Gruppe Zugang zu den Räumlichkeiten verschafft haben soll.“ Außerdem würden „intern angemessene Schritte gegenüber dem Franchisenehmer geprüft“, hieß es.

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„Davon sehen wir nun ab“, sagt Ulrike Wentker aus der Extrablatt-Zentrale nun. Zum Betreiber führt sie weiter aus: „Er hat dem ehemaligen Mitarbeiter ein Haus- und Platzverbot erteilt – auch für die Zukunft“, so Wentker. Apropos Zukunft: Dass ein ehemaliger Mitarbeiter noch über einen Schlüssel verfügt, soll künftig nicht mehr vorkommen – in keiner der Extrablatt-Filialen. „In allen Betrieben wird geprüft, wer einen Schlüssel hat“, sagt Wentker.

Pächter stieg mit 18 Jahren ins Unternehmen ein

Der Essener Betreiber, der auch das Café Extrablatt in Rüttenscheid betreibt, ist mit 18 Jahren ins Unternehmen eingestiegen. Der heute 44-Jährige hat die Heisinger Immobilie mit rund 500 Quadratmetern auf zwei Geschossen samt dem 4300 Quadratmeter großen Grundstück direkt am Baldeneyseeufer vom Eigentümer, der Ruhrbahn (ehemals Evag), gepachtet.

Dann investierte der Pächter nach eigenen Angaben rund zwei Millionen vor allem in die Sanierung der Innenräume und in die Neugestaltung des Außengeländes.

Das Café Extrablatt am Baldeneysee in der Woche nach der illegalen Feier. Aufgrund der Coronaschutzverordnung ist das Lokal derzeit geschlossen.
Das Café Extrablatt am Baldeneysee in der Woche nach der illegalen Feier. Aufgrund der Coronaschutzverordnung ist das Lokal derzeit geschlossen. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Von Beginn an konterte der Pächter wiederum die Kritik an der Systemgastronomie damit, dass der größte Teil der Speisen aus der Großküche in Emsdetten käme. Unter künftigen Gästen herrschte damals große Vorfreude, die Essener Politik begrüßte die Pläne für die Belebung des Standortes. Rund 40 Arbeitsplätze waren angekündigt.

Es gab an dem Standort jedoch von Beginn an einige Hürden zu bewältigen: Die Eröffnung sollte zunächst Mitte 2018 sein, verzögerte sich um ein Jahr. Grund sollen die deutlich umfangreicheren Arbeiten gewesen sein. Schließlich gab es einen holprigen Start im Sommer 2019, da Gäste über schlechten Service klagten, der sich erst hat einarbeiten müssen. 2020 folgte der Lockdown wegen Corona, es gab noch Außer-Haus-Verkauf. Und zuletzt die illegale Feier.

Ehemalige Evag-Betriebsgaststätte

Bis ins Jahr 2000 war der „Fährmann“ eine Gaststätte ausschließlich für Betriebsangehörige. Dienstausweise wurden sogar kontrolliert.

Ein großer Um- und Erweiterungsbau erfolgte an der Lanfermannfähre in den 1980ern, als die Gaststätte ihr heutiges, äußeres Erscheinungsbild erhielt. Bevor das Extrablatt folgte, war die Gaststätte unter dem Namen Fährmann für alle geöffnet.