Essen-Heisingen. Vier Wochen nach Eröffnung gibt es für das Heisinger Café Extrablatt viel Lob und auch Kritik. Geschäftsführer reagiert auf die Situation am See.

Vier Wochen nach dem Start des Cafés Extrablatt am Baldeneysee fallen die Bewertungen für die Heisinger Gastronomie ganz unterschiedlich aus: Viele Gäste loben Lokal und Lage sowie das freundliche Personal, andere sind unzufrieden mit den Wartezeiten und dem mitunter überfordertem Service. Dass Anfänge holprig sein können, weiß Geschäftsführer Ayhan Gencaslan, für den es die vierte Neueröffnung im Unternehmen ist. Er wirbt daher um Geduld mit dem jungen, teilweise unerfahrenen Team – und reagiert auf die Situation am See.

„Die Lage ist ein Traum“, ist wohl der Satz, der im Café Extrablatt am häufigsten gefallen ist. Entsprechend groß ist der Andrang vom ersten Tag an. Damit haben Geschäftsführer wie Mitarbeiter durchaus gerechnet: Daher gehöre eine deutlich höhere Anzahl an Personal im Vergleich zu anderen Standorten zum Konzept. Der Betriebsleiter teile die Kräfte ein, ein Schichtführer soll den Überblick behalten.

In Heisingen wird noch weiteres Personal gesucht

Vom Fährmann zum Café Extrablatt

Das Café Extrablatt an der Lanfermannfähre in Heisingen eröffnete am 20. Juni mit rund einem Jahr Verspätung. Laut Geschäftsführer Ayhan Gencaslan seien die Umbauarbeiten an der Immobilie aufwendiger gewesen als zunächst angenommen. Damit sei auch seine Investition von geplanten 1,2 Millionen auf nun fast zwei Millionen Euro gestiegen.

Das Lokal hat er von der Ruhrbahn gepachtet, die es ehemals als Betriebs-Gaststätte (damals EVAG) betrieb, zu der ausschließlich Mitarbeiter Zugang hatten.

Derzeit laufen noch Restarbeiten wie auf de Parkplatz und in den oberen Räumen. Im Außenbereich sollen als Bepflanzung Olivenbäume in Kübeln folgen.

Für die Gastronomie werden noch Servicekräfte gesucht, die laut Geschäftsführer den Mindestlohn erhalten, je nach Qualifikation steige der Stundenlohn, hinzu komme das Trinkgeld.

„Bis zu 14 Kräfte bedienen die Gäste, bis zu fünf sind es zudem hinter der Theke“, sagt Ayhan Gencaslan, der auch das Extrablatt in Rüttenscheid betreibt. An der Rüttenscheider Straße übernehmen zwei bis drei Mitarbeiter die Schicht in der Küche, während es in Heisingen zehn seien. Darunter ist Yüksel Bostani (57), der damit beschäftigt ist, Gemüse zu schneiden. „An anderen Standorten machen die Mitarbeiter das nebenbei“, beschreibt Ayhan Gencaslan den Unterschied. Er wolle in Heisingen aber noch aufstocken und suche weiteres Personal.

Noch ist nicht die ganze Fläche bespielt – innen und außen gibt es weitere Kapazitäten

Immerhin ist in dem Lokal am Baldeneysee, in das er nun nach eigenen Angaben rund zwei Millionen Euro investiert hat, längst nicht die ganze Fläche bespielt. Im Obergeschoss werden derzeit noch zwei Räume fertiggestellt. An den Seiten der Außenterrasse stehen noch keine Tische und Stühle. Sie hätten die Zahl der Plätze auch im übrigen Außenbereich verringert und die Tischpläne angepasst, erklärt Gencaslan zu einer weiteren Entscheidung, um den Arbeitsablauf in den Anfängen zu verbessern. Abgespeckt ist derzeit noch die Anzahl der Speisen: Erdbeer- und Pastakarte fehlen.

Frühstück im Extrablatt am Baldeneysee: Claudia Bredtmann und Isabel Schahmun (li.) werden von Servicekraft Annika bedient und sind auch beim wiederholten Besuch zufrieden.
Frühstück im Extrablatt am Baldeneysee: Claudia Bredtmann und Isabel Schahmun (li.) werden von Servicekraft Annika bedient und sind auch beim wiederholten Besuch zufrieden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Claudia Bredtmann (53) kommt vor allem gern zum Frühstück an den See. Die Heisingerin beschreibt sich als Wiederholungstäterin, mag die moderne Einrichtung und hat keine schlechte Erfahrung mit dem Service gemacht. „Wenn jemand tatsächlich eine Stunde auf sein Essen wartet, kann ich den Unmut verstehen“, sagt sie. Aber das könne man anders kommentieren, als es manche beispielsweise in sozialen Medien wie auf Facebook tun („es ist außer Kontrolle geraten“). Andere Gäste, denen die Wartezeit zu lang wird, gehen enttäuscht wieder – nicht alle zeigen Verständnis für das noch nicht eingespielte Personal.

Für Kritik offen – die Kommentare sollten aber fair sein

„Es ist doch schon deutlich besser geworden, ein bisschen Stau war am Büfett“, sagt Brigitte Kosubke (80), die mit ihren Bekannten an diesem Morgen in der Woche frühstückt. Am Wochenende sei es natürlich noch voller, die Wartezeiten länger, wissen sie. „Das Personal ist aber immer absolut freundlich“, lobt die Rüttenscheiderin, die selbst 60 Jahre in der Gastronomie gearbeitet habe, davon zehn Jahre im Blumenhof. In Heisingen müsse man doch dem Service die Zeit geben, sich einzuarbeiten. Es sei viel zu früh, nach vier Wochen zu erwarten, dass alles glatt laufe, pflichtet ihr Maria Steinweg (81) aus Stadtwald bei.

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„Es wird von Tag zu Tag besser“, versichert Ayhan Gencaslan, der fast täglich vor Ort sei und wie sein Team gern hier zur Arbeit komme. Die rabiate Art einiger Reaktionen habe aber auch ihn überrascht: „So extrem haben wir das noch nie erlebt“, sagt er mit 25 Jahren Erfahrung im Unternehmen und meint vor allem unfaire oder gar beleidigende Kommentare im Internet. Dabei sei er für Rückmeldungen durchaus offen: „Mir ist Kritik lieber, als wenn die Gäste nicht wiederkommen“.