Essen-Werden. Wie kommen die Macher von „Jazz in Werden“ durch den Lockdown? Carsten Linck, Thomas Schmitz, Jan Bierther und Gerd Dubiel stellen Projekte vor.

Vor einem Jahr hatte sich die Werdener Jazzszene vernetzt und große Pläne. Mit „Jazz in Werden“ entstand ein gemeinsames Projekt. Der Flyer fürs erste Halbjahr 2020 lag überall aus. Dann kam Corona. Was sagen die beteiligten Konzert-Veranstalter heute?

Das Bürgermeisterhaus steht noch recht gut da, auch durch öffentliche Hilfen und einen starken Förderverein im Rücken. Doch Planungen für die nächsten Monate seien unmöglich, betont der Geschäftsführer Carsten Linck: „Dass sich nach dem 14. Februar etwas ändert für uns Kulturstätten, das wage ich doch stark zu bezweifeln. Diese Perspektivlosigkeit ist nur schwer zu ertragen.“ Er sehe auch, dass Musiker krank würden, etwa unter Depressionen litten: „Das ist so bitter.“

Im Bürgermeisterhaus laufen Audio- und Videoproduktionen

Wie der Spielbetrieb wieder anlaufen solle, wisse er nicht, sagt Linck: „Es ist ja nicht so, dass ich einen Schalter umlege und die Leute kommen. Wer weiß, wie verhalten einige Menschen sein werden. Andere werden ihren Kulturhunger stillen wollen und mutig zu uns kommen, trotz der massiven Angstszenarien in den Medien.“ Diese beunruhigten ihn sehr. Dennoch hofft Linck, dass er im Sommer wieder Konzerte anbieten kann: „Da freue ich mich schon sehr drauf.“

Sängerin Svenja Schmidt spielt demnächst mit Martin Engelien (Bass, r.), Jan Bierther (Gitarre) und Dirk Leibenguth (Drums) im Livestream des JuBB Werden.
Sängerin Svenja Schmidt spielt demnächst mit Martin Engelien (Bass, r.), Jan Bierther (Gitarre) und Dirk Leibenguth (Drums) im Livestream des JuBB Werden. © FFS | Michael Dahlke

Darüber hinaus werde das Bürgermeisterhaus zunehmend genutzt für Audio- und Videoproduktionen: „Da sind wir gut aufgestellt.“ Carsten Linck arbeitet mit einem Studenten zusammen, der in Düsseldorf Tontechnik studiert: „Ich wünsche mir, dass ich in Zukunft noch mehr in diese Richtung anbieten kann.“ So nahm zum Beispiel Jazzpianist Nicklas John sein viel beachtetes Erstlingswerk „Daheim“ in Werden auf und schwärmte von erstklassigen Bedingungen.

Re-Start von „Jazz und so“mit Pianist Martin Tingvall geplant

Wann Thomas Schmitz wieder Konzerte im Mariengymnasium veranstalten wird, steht noch in den Sternen: „Wir sind natürlich verunsichert, wie es in der nahen bis mittleren Zukunft aussieht. Bevor Menschen nicht guten Gewissens Konzerte besuchen können, möchten wir eigentlich keine organisieren.“

Für einen Re-Start hat Schmitz aber etwas ausgeheckt: „Wenn es wieder losgeht, dann mit einem Paukenschlag. Wir haben die Zusage, dass Martin Tingvall den Auftakt machen wird – an fünf Tagen, an vier verschiedenen Orten in Werden. Mit unterschiedlichen Programmen, einmal sogar mit großer Besetzung. Mehr wird nicht verraten.“ Der schwedische Jazzpianist und Songwriter Tingvall war 2013 erster Künstler der von Schmitz aufgelegten Serie „Jazz und so“.

Den nächsten Livestream gibt es am 11. Februar

Zu Gast im Livestream von „Jazz im JuBB“ am 11. Februar sind Svenja Schmidt, Dirk Leibenguth, Martin Engelien und Jan Bierther. Zu genießen kostenfrei bei Youtube unter „Live im JuBB“.Die ersten 30 Personen, die bis Dienstag, 9. Februar, über jubb-werden.events@t-online.de ihre Teilnahme zusagen, können sich in den Troll-Bäckereien Werden und Rüttenscheid am 10. und 11. Februar jeweils bis 18 Uhr eine „Jazz-Genießertüte“ abholen. Der Sampler „Jazz im JuBB“ ist für 15 Euro erhältlich im JuBB Werden, Wesselswerth 10, oder unter jubb-werden.events@t-online.de. Auf www.facebook.de/jazzimjubb gibt es weitere Infos.

Sampler der JuBB-Konzertreihe ist jetzt erschienen

Jan Bierther und Gerd Dubiel von „Jazz im JuBB“ nennen Alternativen: Konzerte im Freien und als Livestream sowie ein CD-Sampler. Das Werdener Bürgerzentrum bietet ein großes Außengelände: Den Sommer über wurde dort musiziert, mit Reservierung, personalisierten Zuhörerplätzen und viel Abstand. Hier habe das Team um Monika Watermann Großartiges geleistet. Dankbar ist man für finanzielle Unterstützung aus dem Corona-Kulturfonds der Stadt Essen und von der Bezirksvertretung IX. Auch örtliche Geschäfte beteiligten sich.

Im Januar brachten Bierther und seine Mitspieler handgemachten Jazz per Livestream in die heimischen Wohnzimmer. Das Publikum war dankbar und der Zuspruch beeindruckend, so Dubiel: „Über 500 Clicks und rund 80 Zuhörer live dabei.“ Nun konnte die CD „Jazz im JuBB“ erscheinen, ein Sampler der Konzertreihe. Der bunte Mix reicht über verschiedene Jazz-Stile bis zu Songs von Pink Floyd und Sting.

Ab März wird es finanziell eng für die Jazz-Organisatoren

Professionell mitgeschnitten und gemischt, liefert die CD beschwingtes Konzertfeeling nach Hause. Ein erster Eindruck ist auf Youtube unter „Trailer Jazz im JuBB Sampler 2020“ zu gewinnen. Es gebe noch genug Material für eine zweite CD.

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Unsicher dagegen die Einschätzung, wann Konzerte vor Livepublikum stattfinden könnten. Sobald die Witterung es zulasse, könne draußen ein „Jazzgarten“ stattfinden. Drinnen könne man das Konzert auf eine große Leinwand in der Cafeteria übertragen und so da Publikum entzerren, so Bierther. Doch Dubiel mahnt: „Die Gelder reichen nicht mehr lange. Ab März wird es eng. Wenn der Lockdown noch lange dauert, müssen wir ernsthafte Überlegungen anstellen.“

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