Essen. Die Bistums-Kitas und die Gewerkschaft Verdi fordern: Erzieherinnen in den Kitas müssen stärker bei den Impfungen berücksichtigt werden.

Erzieherinnen und Erzieher, die in den Kitas oder im Offenen Ganztag der Grundschulen arbeiten, sollen bei den Corona-Impfungen bevorzugt werden. Das fordern sowohl die Gewerkschaft Verdi als auch der Kita-Zweckverband des Bistums Essen (65 Kitas in Essen). „Erzieherinnen und Erzieher sind dem höchsten Risiko ausgesetzt, an Corona zu erkranken“, heißt es.

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Die Gewerkschaft und der Zweckverband berufen sich auf eine Studie der Krankenkasse AOK. Sie besagt: Menschen, die beruflich Kinder betreuen oder erziehen, haben sich zwischen März und Oktober 2020 mehr als doppelt so oft krankschreiben lassen wie der Bundes-Durchschnitt aller anderen Berufsgruppen. Die Zahl sei sogar höher als die von Gesundheits- und Pflegefachkräften.

„Erzieher fühlen sich im Stich gelassen“

Erzieherinnen und Erzieher fühlen sich von der Politik im Stich gelassen“, sagt Martina Peil von der Gewerkschaft Verdi. Bereits in der vergangenen Woche machte die Gewerkschaft auf die Situation in den Kitas aufmerksam, formulierte einen Brief an den städtischen Dezernenten für Jugend und Bildung, Muchtar Al Ghusain - bislang ohne Rückmeldung. „Um Lehrer zu schützen, findet Distanz-Unterricht statt – aber wer schützt die Erzieherinnen?“, fragt die Gewerkschaft. Verdi fordert weiterhin eine grundsätzliche Schließung der Kitas, auch wenn NRW sich dafür entschieden hat, die Kitas offenzuhalten. Nur Eltern, die ihren Bedarf nachweisen könnten, sollten ihr Kind in Notgruppen abgeben können, findet Verdi.

Etwas mehr als ein Drittel der Essener Kinder wird derzeit trotz des Lockdowns in Kitas betreut. Es gibt lediglich einen Appell der Politiker, die Kinder zu Hause zu lassen - NRW-Familienminister Joachim Stamp erneuerte diese dringende Bitte zuletzt erneut. Tatsächlich fällt die Quote in den einzelnen Kitas sehr unterschiedlich aus: Manche Einrichtungen werden von fast 70 Prozent der Kinder besucht.

Konflikte zwischen Kita-Mitarbeitern und Eltern nehmen zu

Die Konflikte zwischen Eltern und Erzieherinnen nehmen dabei spürbar zu: So machen sich jetzt die Angestellten der Firma Behrwind ihrem Ärger Luft – Behrwind betreibt vier private Kitas im Stadtgebiet. In einem Brief an die Eltern schreiben die Erzieherinnen, dass immer wieder Väter und Mütter ihre Kinder in die Einrichtung brächten, obwohl die Kinder deutliche Erkältungs-Symptome zeigen. „Oftmals“, schreiben die Erzieherinnen, „wird wenig Verständnis für die für uns wichtigen Vorsichtsmaßnahmen des Infektionsschutzes aufgebracht. Diese führt unweigerlich zu Konfliktsituationen mit Eltern, was eine vertrauensvolle Zusammenarbeit erschwert.“

Die Unsicherheit bei den Kita-Angestellten werde derzeit beflügelt durch die unklare Situation, was die neuen Corona-Mutationen angeht. Die vor allem in Großbritannien aufgetreten Varianten stehen im Ruf, sich besonders unter Kindern und Jugendlichen zu verbreiten. „Es ist weiterhin Vorsicht geboten, gerade im Hinblick auf die noch ungewisse Infektionsentwicklung durch neue Virus-Mutationen“, gibt der Kita-Zweckverband zu bedenken. Die Bistums-Kitas erinnern an die Möglichkeit, mehr Kinder-Krankheitstage als sonst zu nehmen; sie fordern außerdem von der Landespolitik, auch im Februar die Kita-Gebühren auszusetzen. Verdi setzt sich außerdem dafür ein, dass Erzieherinnen sich häufiger als bislang auf Covid testen lassen können.

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