Essen. Die Stadt Essen verzichtet auf die Kita-Gebühren im Januar. Etwa zwei Drittel der Kita-Kinder bleiben wegen Corona derzeit zu Hause.

Eltern von Kita-Kindern in Essen müssen für den Monat Januar keine Beiträge zahlen. Das beschloss der Haupt- und Finanzausschuss in dieser Woche. Väter und Mütter wurden bereits ab Mitte Dezember gebeten, wegen Corona ihre Kinder erneut zu Hause zu lassen.

Derzeit bleiben etwa zwei Drittel aller Kita-Kinder in Essen daheim. Das schätzen das Jugendamt der Stadt Essen, das rund 50 Kitas in Essen betreibt, sowie der Kita-Zweckverband des Bistums Essen (60 Kitas im Stadtgebiet). Beide Träger gehen aber davon aus, dass die Zahl der zu betreuenden Kinder in den Einrichtungen noch steigen wird.

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Seit Mitte Dezember sollen Eltern ihre Kinder nach Möglichkeit nicht mehr in die Kita bringen. Darum hatte die NRW-Landesregierung eindringlich gebeten. In den Kitas werde nur ein Notprogramm gefahren. Väter und Mütter müssen allerdings nicht nachweisen, dass sie auf die Betreuung der Einrichtung angewiesen sind.

Gesundheitsdezernent Peter Renzel kritisiert erneut Schul- und Kitaschließungen

Mit der Aussetzung der Beiträge reagiert die Stadt auf eine Empfehlung des Landes an die Städte, im Monat Januar auf die Gebühren zu verzichten. Weil das Land die Hälfte der ausgefallenen Gebühren übernimmt, bleibt der Stadtkasse ein Minus von knapp einer Million Euro an nicht eingenommenen Elternbeiträgen.

Unterdessen hat sich Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel erneut kritisch zu Schul- und Kitaschließungen geäußert. Nach einem Gespräch mit Ulf Dittmer, einem leitenden Virologen der Uni-Klinik, fühlt sich Renzel erneut bestätigt in seiner Auffassung, dass Corona in Kitas und Schulen nicht massenhaft übertragen werde. Dieser Meinung ist auch Dittmer, der bereits Ende letzter Woche erklärt hatte, dass es falsch sei, Kitas und Schulen zu schließen.

"Ich mache mir Sorgen, dass wir Kinder verlieren können"

"Ich mache mir sehr große Sorgen, dass wir den jungen Menschen nicht mehr gerecht werden und wir Kinder verlieren können", schreibt Renzel jetzt in einem aktuellen Eintrag im Netzwerk Facebook. Damit meint er: Die Gefahr, dass Kinder in den Schulen nicht mehr mitkommen und komplett den Anschluss verlieren, ist so hoch wie nie. "Ganz besonders bedrückt mich, dass wir unserer Verpflichtung den Schutz von Kindern nicht ausreichend nachkommen können." Damit meint Renzel: Wegen der Kita- und Schulschließungen bleibt der Kinderschutz vielfach auf der Strecke - Kinder und Jugendliche, die in Haushalten leben mit häuslicher Gewalt, werden derzeit nicht mehr ausreichend geschützt. "Ich bin nicht überzeugt, dass die Beschlüsse für Kitas und Schulen in Deutschland und in NRW der richtige Weg sind", sagt Renzel.

Renzels Überzeugung: Virus wird in Kitas und Schulen kaum verbreitet

Es gebe keine Studie, die belegt, dass Kinder in Kitas und Grundschulen das Virus effizient verbreiten. "Infektionen sind fast ausschließlich singuläre Ereignisse, die von außen eingetragen werden. Große Infektketten sind so gut wie nie in Kitas und Grundschulen weltweit aufgetreten." Wiederholt hatte Renzel die Essener Zahlen als Argumentationsgrundlage herangezogen: Die Quote der betroffenen Kinder und Jugendlichen in Essen liegt im gesamten Zeitraum im niedrigen, einstelligen Bereich. "Viele Wissenschaftler", folgert Renzel, "kommen zu dem Ergebnis, dass Kinder in diesem Alter kaum zur Verbreitung von SARS-CoV-2 beitragen. Es gibt auch so gut wie keine schweren Covid-19 Erkrankungen in dieser Altersgruppe."

Auch neue Virusvarianten verbreiteten sich nicht vorrangig bei Kindern. "Dieser erste Eindruck aus England ist inzwischen korrigiert worden", sagt Renzel.

>>> INFO

Bei Krisen-Situationen in Familien kann das Familienberatungstelefon für Kinder, Jugendliche und Eltern helfen. Es ist montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr erreichbar unter der Nummer 0201 88-51033. Das Telefon ist eine Einrichtung der Essener Familien- und Erziehungsberatungsstellen sowie der Schulberatungsstelle. Am Ende der Leitung sitzen Fachkräfte wie Psychologen, Sozialpädagogen sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeuten. Die Beratung erfolgt freiwillig, vertraulich und kostenfrei.