Essen. NRW-Gesundheitsminister Laumann hält nichts von einer Impfpflicht für Pflegekräfte. Warum er auf Freiwilligkeit setzt, erklärte er nun in Essen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat sich klar gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte ausgesprochen, die zögern, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. "Ich halte nichts davon", sagte Laumann am Dienstagabend (12. Januar) in Essen mit Bezug auf den Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Dieser hatte eine Impfpflicht ins Spiel gebracht, um Bewohner von Seniorenheimen zu schützen.

Auch Laumann teilt die Sorge um die Heimbewohner: "Es gibt keinen Ort, wo sich so viele Menschen anstecken wie in Altenheimen." Man müsse das Personal aber mit Aufklärung überzeugen, eine Pflicht sei im schlimmsten Fall kontraproduktiv: "Das führt nur zu Trotzreaktionen."

Virologe rät dringend, sich impfen zu lassen

Der Minister sprach beim Neujahrsempfang des Essener Universitätsmedizin, der medizinischen Fakultät und der Stiftung Universitätsmedizin. Er dankte den Gastgebern für ihre Arbeit im Jahr 2020: Die Essener Universitätsmedizin sei in NRW ein Schwerpunkt im Kampf gegen Corona und habe "einen gewaltigen Anteil bei der erfolgreichen Pandemie-Bekämpfung" geleistet.

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Bei dem Empfang mit dem Titel "Corona-Impfung - Weg aus der Pandemie" betonte der Virologe Ulf Dittmer von der Uniklinik, die Gefahr, schwer an Corona zu erkranken oder unter schweren Spätfolgen zu leiden, sei erheblich größer als die Gefahr der möglichen kleinen Nebenwirkungen einer Impfung. "Ich kann nur jedem empfehlen, sich impfen zu lassen." Im Uniklinikum habe man seit Beginn der Pandemie 217 Patienten verloren, die an den an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung verstorben seien, sagte Uniklinik-Chef Jochen Werner. Das sei ein trauriger Umstand und es belaste auch Ärzte und Pflegekräfte, "wenn jeden Tag ein, zwei oder drei Patienten daran sterben".

Hohe Impfbereitschaft bei den Angestellten des Uniklinikums

Das um 130 Vollzeitkräfte aufgestockte Pflegeteam fahre seit Oktober 2020 "unter Volllast". Seit dem Impfstart sei aber "wieder ein Ruck bei den Mitarbeitern zu spüren". Die Uniklinik hat für ihre Angestellten ein eigenes Impfzentrum eingerichtet und die Impfbereitschaft abgefragt: "Die ist bei uns sehr hoch." Allerdings warte man noch auf Impfstoff.

Infrastruktur und Personal stünden bereit, aber der Impfstoff sei aktuell der limitierende Faktor, räumte Gesundheitsminister Laumann ein und warb in der Debatte um die Impfaktion für Verständnis: "Ein ganzes Volk zu impfen, ist eine riesige Herausforderung." Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sieht seine Stadt unterdessen auf einem guten Weg: Stand Dienstag (12. Januar) seien rund 5800 Essener geimpft, also knapp ein Prozent der Einwohner: "Mit dem Impfen gewinnen wir nun ein Stück unseres alten Lebens zurück."

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