Essen-Werden. Die Grünen im Bezirk IX unternahmen zum Start der neuen Ringbuslinie 182/192 eine Probefahrt. Wie der kompakten Sprinter die Strecke bewältigt.
In Werden ist die viel diskutierte Busringlinie 182/192 an den Start gegangen. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt der Ruhrbahn mit sogenannten Quartierbussen, das bislang einmalig in Essen ist. Bei Erfolg könnten diese Busse auch in anderen Stadtteilen eingesetzt werden.
Die Grünen im Stadtbezirk 9 wollen die Startphase genau beobachten und Anregungen der Bürger zu weiteren Verbesserungen zeitnah prüfen. Deshalb werden die Mercedesbusse des Typs Sprinter City 75 direkt mal ausprobiert. Neben den vier grünen BV-Vertretern und Stadtteilkoordinator Udo Steinhauer nimmt auch Bürgermeister Rolf Fliß an der Probefahrt teil: Er sitzt im Aufsichtsrat der Ruhrbahn und möchte hautnah miterleben, wie sich die neue Linie so schlägt.
Vom S-Bahnhof geht es durch die Bungertstraße zum Klemensborn
Vom S-Bahnhof Werden aus wird durch die Bungertstraße der Klemensborn erreicht mit seinen neu eingerichteten Haltestellen. Schnell füllt sich der Bus und Hilde Hess-Steinhauer weist auf einige Menschen mit Einkaufs-Trolleys hin. Die neue Linie werde also auch für Erledigungen genutzt. Man müsse nicht immer alle Wege mit dem Auto absolvieren.
Nun geht es den steilen Berg hoch nach Heidhausen. Ohne großes Murren zieht der Dieselmotor kräftig an. Rolf Fliß erklärt, warum hier in den Ausläufern des Bergischen Landes kein Elektroantrieb möglich war: „Speziell im Winter, wenn auch noch die Heizung läuft, wären die Batterien sehr schnell am Ende."
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Vorbei geht es am Neubaugebiet Grüne Harfe. Der erste stellvertretende Bezirksbürgermeister Ludger Hicking-Göbels hatte mit der Bürgerinitiative Werden-Heidhausen versucht, hier eine Bebauung zu verhindern und betont, dass der Quartierbus aus den Überlegungen zum Verkehrskonzept hervorgegangen und als großer Gewinn für eine bessere ÖPNV-Erschließung von den Grünen immer unterstützt worden sei.
Ortsbusidee hat parteiübergreifende Unterstützung erfahren
Die Grünen im Bezirk betonen außerdem, mit dem Quartierbus erfülle sich nun ihre langjährige Forderung. Bereits im Jahr 2004 hätten sie einen konzeptionellen Vorschlag für einen „Ortsbus" vorgelegt. Bei Heribert Rüsing war damals von einer Linie 199 „Der Werdener" die Rede, dessen Streckenführung der nun aktuellen verblüffend ähnelte. Die Grünen freuen sich aber auch, dass die Ortsbusidee inzwischen parteiübergreifende Unterstützung erfahre.
Es bleibe zu hoffen, dass die örtliche Bevölkerung die neue Linie jetzt auch häufig nutze. Durch die Corona-Krise werde es zunächst aber keine belastbaren Fahrgastzahlen geben.
Die Grünen wünschen sich alltagstaugliche Lösungen im Radverkehr
Die Grünen wünschen sich weitere soziale und klimafreundliche Verbesserungen. So werben sie für alltagstaugliche Lösungen im Radverkehr, insbesondere einen baulich sicheren Radweg an der B 224. Ludger Hicking-Göbels nennt weitere Schritte: „Wir wünschen uns eine sukzessive Stellplatz-Bewirtschaftung des großen Platzes der Feintuchwerke." Kombiniert mit einer sicheren Abstellmöglichkeit für hochwertige Fahrräder, einer Art Parkhaus für 60 bis 80 Vehikel.
Zuvor müsse jedoch mit der Folkwang-Universität und den beiden Kliniken gesprochen werden, deren Beschäftigte tagsüber die meisten Stellplätze binden: „Die örtlichen Arbeitgeber müssen mitmachen. Es gibt da zum Beispiel günstige Firmentickets."
Die Runde wurde in ziemlich genau einer halben Stunde absolviert
Nach gerade einmal zwölf Minuten Fahrtzeit ist der Heidhauser Platz erreicht. Über den Schwarzen geht es für die Linie 192 nach Fischlaken. Hier wird es eng an manchen Stellen, doch der Fahrer lenkt seinen kompakten Sprinter gekonnt im Slalom um die parkenden Autos. Nun geht es den Berg hinunter und über die Brücke wird der S-Bahnhof erreicht.
Die gesamte Runde wurde in ziemlich genau einer halben Stunde absolviert und Rolf Fliß findet die Probefahrt sehr gelungen: „Ein kleiner, aber wichtiger Baustein für eine Verkehrswende. Wenn der Quartierbus von den Werdenern angenommen wird, werden Abgasbelastung und Parkdruck abnehmen."
Erstaunlich viel Platz und moderne Standards
Der erste Eindruck: Die von außen eher gedrungen wirkenden Fahrzeuge bieten innen erstaunlich viel Platz und moderne Standards. Klimaanlagen versorgen Fahrerkabine und Fahrgastabteil mit frischer und gefilterter Außenluft. Fabian Griechen ist verblüfft: „Jeder Platz hat seinen eigenen USB-Port."
Neben 14 festen Sitzen sind fünf weitere klappbar. Auch Kinderwagen oder Rollstühle hätten Platz, eine Rampe könnte ausgefahren werden. Ferner können Fahrräder im Bus untergebracht werden, entsprechende Sicherungsgurte sind vorhanden.
Weitere Informationen sind unter www.quartierbus.ruhrbahn.de zu bekommen.