Essen-Werden. Werdens Hauptverkehrsstraßen sind häufig überfüllt. Dem soll nun ein neues ÖPNV-Konzept entgegengestellt werden. Ein Teil dessen soll ein Bürgerbus sein, der allerdings nur mit einem hohen Maß an ehrenamtlichen Engagement möglich sein wird.

Ein Appell von Hanslothar Kranz zum Ende der Sitzung des Arbeitskreises B224: „Machen Sie mit beim Bürgerbus für Werden!“ Ehrenamtliche, die sich an der Gründung des dazu nötigen Bürgerbus-Vereins beteiligen wollen und eventuell auch bereit wären, den Bus selbst zu steuern, sollten sich beim ehemaligen Bezirksbürgermeister melden. Für das ÖPNV-Verkehrskonzept, das Werdens überfüllten Straßen spürbare Entlastung bringen soll, wurde eine dreistufige Lösung aus Bürgerbus, Ortsbus und Evag-Busverkehr – letzteren allerdings mit verbessertem Konzept - favorisiert.

Vielschichtiges Bürgerbuskonzept

Verwaltungsbeauftragter Karl-Heinz Speder stellte zunächst das Konzept Bürgerbus samt seinem rechtlichen Hintergrund mit Referenz auf die beiden in Haarzopf/ Rüttenscheid und Kettwig bereits auf Essens Straßen kursierenden Linien vor. Was Werden selbst betreffe, stehe an erster Stelle die Ermittlung des Bedarfs: Welche Ziele sollen angefahren werden, welche Bevölkerungsgruppen – insbesondere auch Kinder und Senioren - wollen wohin gefahren werden? Wo könnte man zentrale Zusteigeplätze einrichten? Das Bürgerbuskonzept, so Speder weiter, funktioniere nach dem Prinzip, den lokalen ÖPNV sinnvoll zu ergänzen. Da, wo die Evag nicht oder nicht hinreichend bediene, biete sich der Bus mit den maximal acht Sitzplätzen an.

Sei der Bedarf geklärt, empfehle sich als nächstes die Erarbeitung eines groben Konzepts, das in die Öffentlichkeit getragen und noch einmal diskutiert werden solle. Erst danach solle das Vorhaben bis zur Betriebsaufnahme vorangebracht werden.

Gründung eines Bürgerbusvereins

In jedem Falle nötig ist dazu die Gründung eines Bürgerbusvereins, der zur Aufrechterhaltung seiner eigenen Tätigkeit einen Start-Zuschuss von 32 000 Euro sowie einen jährlichen Zuschuss von 5000 Euro über die Kommune erhalten kann, die diesen bei der Bezirksregierung beantragen muss. Neben dem Stadtrat müsse auch die Evag unbedingt in die Abstimmung des Konzepts mit einbezogen werden. Karl-Heinz Speder: „Zu all dem ist ein langer Atem nötig.“ In Kettwig habe man auch lange gebraucht, um die Sache auf den Weg zu bringen, und unter Bezug auf die hilfreichen Vorerfahrungen anderer Stadtteile werde ein Bürgerbus für Werden kaum in weniger als zwei Jahren zu realisieren sein.

„Gerade in Außenbereichen wie Fischlaken und Heidhausen könnten viele bewegt werden, auf das Auto zu verzichten, wenn es eine gute Bürgerbusanbindung zum Werdener Ortskern gäbe“, kommentierte Hanslothar Kranz..

Stefanie Hansmeier-Maas (Grüne) stellte noch einmal die Hauptlinien ihres ÖPNV-Wunschkonzepts vor (unsere Zeitung berichtete): Eine Direktverbindung Kupferdreh-Werden ohne den Schlenker über Fischlaken, eine Verbindung zwischen den beiden Höhenlagen-Seiten jenseits der B224, die in 20-minütiger Taktung bedient würde und damit insbesondere eine bessere Anbindung derzeit schlecht oder gar nicht vom ÖPNV bedienter Bereiche in Heidhausen und Fischlaken. Als Dreh- und Angelpunkt der Diskussion schälte sich die Frage nach den tatsächlichen Bedarfszahlen heraus. „Wir brauchen sie unbedingt“, forderte Michael Bonmann ein.

Anbindung abgelegener Wohnbereiche

Schon 2008 hatte die Evag eine Zählung in Werden vorgenommen, aber bis heute liegen die aktuellen Ergebnisse daraus nicht vor. Diese würden vor allem für eine Entscheidung über den Ortsbus benötigt, der, mit 20 bis 24 Plätzen ausgestattet, neben einem ehrenamtlich gesteuerten Bürgerbus für die Anbindung abgelegener Wohnbereiche im Bezirk sorgen könnte. Verwaltungsbeauftragter Speder sagte eine Unterrichtung über den möglichen Ortsbus für eine der nächsten BV-Sitzungen zu. „Dann werden wir von der Evag mit gesicherten Zahlen bombardiert werden – und auch mit den daraus gezogenen Konsequenzen.“

Zurückgreifen will man aus Reihen der BV IX jetzt noch unbedingt auf das Fachwissen der städtischen Verkehrsverwaltung. Daher haben sich alle Fraktionen darauf geeinigt, einen gemeinsamen Antrag auf den Weg zu bringen. Tenor: Die Verwaltung möge selbst oder durch die Beauftragung eines externen Büros eine Neuplanung für die Verkehrssituation in Werden vorlegen, die sich an den Ergebnissen des Arbeitskreises B224 orientiert. Darin einbezogen werden sollen nicht nur die Resultate der bisherigen drei Sitzungen des Arbeitskreises, sondern insbesondere auch die Ergebnisse aus der kommenden Abschlusssitzung, die für den 13. April angesetzt ist. Arbeitskreis-Leiter Patrick Widmaier: „Es ist uns wichtig, dass wir diese Unterstützung aus der Verwaltung erhalten.“