Essen. Blühinseln, ein Fördertum mit Kiosk und eine Nord-Süd-Radachse sollen für mehr Lebensqualität in Essen sorgen. Insgesamt gibt es 13 Projekte.

Bessere Mobilität und mehr Lebensqualität für das Essener Nordviertel und die angrenzenden Quartiere; das sind die Ziele des Bürgerprojekts „Beweg dein Quartier“.

Im Sommer haben rund 500 Menschen an einer Online-Umfrage zum Thema Mobilitätsverhalten und Aufenthaltsqualität im Gebiet rund um City Nord, Eltingviertel, Univiertel und Grüne Mitte teilgenommen. Diese Ergebnisse wurden anschließend von Bürgern und Experten in 30 Projektideen verwandelt, diskutiert und bewertet.

Beleuchtung des Essener RS1 und Begrünung der Mittel-Insel im Kreisverkehr Berliner Platz

Jetzt stehen 13 Projekte fest, die der Stadt im Januar 2021 vorgelegt werden - und im besten Fall umgesetzt werden sollen, darunter unter anderem die Beleuchtung des Radschnellwegs 1 (RS 1) und die Begrünung des Berliner Platzes.

Doch auch, wenn der Bürgerwille mithilfe des Projekts deutlich geworden ist, hat die Politik das letzte Wort und das nötige Geld. Nach Angaben von Kai Lipsius, der als Leiter der Grünen-Hauptstadt-Agentur bei der Stadt als Schnittstellenkoordinator für dieses Projekt arbeitet, müsse im nächsten Schritt geprüft werden, ob die Projekte rechtlich zulässig und grundsätzlich finanzierbar sind, zum Teil gebe es verschiedene Fördermöglichkeiten und Drittmittel, die es zu prüfen gelte.

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„Manche Projekte müssen eventuell noch weiterentwickelt werden“, betont Lipsius und nennt als Beispiel den Zebrastreifen an der Fontänengasse. Damit soll die nördliche Fußgängerzone am Flachsmarkt besser an die restliche innerstädtische Zone angebunden werden. „Vielleicht ist es schlauer, eine Fahrbahnerhöhung oder eine Verkehrsinsel an dieser Stelle zu bauen“, erklärt Lipsius, der daran erinnert, dass Zebrastreifen bestimmten Auflagen unterliegen und nicht überall angebracht werden dürfen.

„Der Zweck, der dahinter steht ist, dass Fußgänger besser über die Straße kommen“, sagt Lipsius und betont, dass die Verwaltung diesen Bürgerwunsch verstanden hat und so gut es geht umzusetzen versucht, das gelte auch für die anderen Projektideen.

500 Akteure bei "Beweg dein Quartier" beteiligt

Auf die Frage, ob nicht Politikverdrossenheit drohe, wenn sich Bürger wie in Fall von „Beweg dein Quartier“ Projekte überlegen und diese dann von der Verwaltung abgelehnt würden, sagt Lipsius: „Der Regelfall sollte sein, dass die Projekte aufgegriffen werden.“ Und Projektleiter Björn Ahaus ergänzt: „Eine Ablehnung müsste sehr gut begründet sein.“

Dafür sollen die Ideen als kurz- mittel- oder langfristig umsetzbar etikettiert werden: Die Schaffung einer Nord-Süd-Achse für Fahrradfahrer ist beispielsweise nicht in wenigen Monaten umzusetzen, mobile Blühinseln möglicherweise schon.

Das Team von „Beweg dein Quartier“ hat seine Arbeit, die im Juli 2020 begann, jetzt fast erledigt. Hinter ihm liegen Planung und Umsetzung des Projektes. Präsenztermine, Workshops und Quartiersspaziergänge hielten sich aufgrund von Corona in Grenzen, mindestens 500 Beteiligte habe es aber gegeben, wie man anhand der Online-Diskussion und Abstimmung sehen könne.

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Für die Verwaltung geht die Arbeit jetzt erst so richtig los, bis wann die Projekte im besten Fall umgesetzt sein sollen, ist nicht festgelegt. Björn Ahaus ist sich sicher: „Vereine vor Ort, Quartierskümmerer und die Bürgerschaft werden die Projekte weiter verfolgen.“

Die ausgewählten 13 Projekte im Einzelnen (Zahlen beziehen sich auf die Überischtsgrafik):

· #10 - Weiterführung und Beleuchtung des RS1: Installation von Solarflächen auf dem Boden, die durch Sonneneinstrahlung Energie erzeugen, mit der die Straßenbeleuchtung betrieben wird. Dadurch soll der Radweg auch nachts sicher werden.

· #4 - Wasser für das Nordviertel: Springbrunnen und Wasserflächen, gespeist durch Regenwasser, sollen Orte für Begegnungen bilden. Zusätzlich sollen im Quartier ein paar Trinkwassersäulen installiert werden.

· #9 - Blühinseln: Die mobilen Konstruktionen sollen an unterschiedlichen Orten wie der Fußgängerzone, an Hauptverkehrsstraßen oder in der Grünen Mitte stehen. Auf ihnen wachsen Blumen, Sträucher und zum Teil sogar Bäume. So soll der öffentliche Raum freundlicher erscheinen.

· #13 - Außengastronomie auf dem Viehofer Platz erhalten: Cafés, Bars und Restaurants sollen eine Genehmigung für eine ganzjährige Außengastronomie erhalten. Blumenkübel und weitere Sitzmöglichkeiten sollen zudem die Attraktivität des Platzes steigern.

Fahrradstraßen, Förderturm und Bike-Sharing

· #21 - Fahrradstraßen sichtbarer machen: Durch die Entwicklung eines Standards für Essener Fahrradstraßen soll Radfahrern ein Mindestmaß an Platz und Wegbreite einräumt und dies klar sichtbar markiert und ausgewiesen werden.

· #16 - Förderturm an der Brücke der Rheinischen Bahn im Eltingviertel. An der Stelle, wo der Radschnellweg verläuft, soll die Miniatur eines Förderturms mit integriertem Kiosk als Treffpunkt und markanter Punkt im Quartier entstehen. Der Förderturm soll aus alten Bauteilen von originalen Türmen bestehen.

· #30 - Nord-Süd-Fahrradachse: Radfahrer sollen bequem und schnell durch die City kommen. Rad- und Fußverkehr sollen konsequent getrennt werden. Die Routenführung soll deutlich markiert werden, damit sich Radler besser orientieren können und sich eingeladen fühlen, mit dem Rad in die Stadt zu fahren und dort unterwegs zu sein.

· #24 - Bike-Sharing-Angebote im Quartier ausbauen: Ein Teil der Räder soll in Parkhäusern wie dem Conti-Parkhaus an der Schützenbahn stehen und es sollen Lastenräder hinzukommen.

· #17 - Begrünung Berliner Platz: Die Mittel-Insel im Kreisverkehr soll umgestaltet werden. Eine Wildblumenwiese soll Menschen, Insekten und auch Gäste freuen, die zum Limbecker Platz wollen.

· #6 - Neue Radkreuzung Grüne Mitte / Kreuzeskirchstraße: Die häufig genutzte Querung der Friedrich-Ebert-Straße zwischen der Grünen Mitte bei der AOK und der Kreuzeskirchstraße soll fahrradfreundlich ausgebaut werden, damit Radfahrer die Kreuzung in beide Richtungen überqueren können und sich ihren Weg in die City oder heraus bahnen können.

Zebrastreifen, Fußgängerachse und Kreuzungs-Umbau

· #12 - Zebrastreifen Fontänengasse - Übergang Fußgängerzone Flachsmarkt / Viehofer Straße: Die nördliche Fußgängerzone soll mithilfe eines Zebrastreifens am Flachsmarkt besser an die restliche innerstädtische Zone angebunden werden, um so den Fußgängern Vorrang zu gewähren.

· #29 - Fußgängerachse in die City Nord: Die Verbindung zwischen dem Universitätscampus, der Grünen Mitte und der Innenstadt ist für Fußgänger laut Projektvorschlag mit vielen Hürden verbunden. Abhilfe schaffen soll eine verbesserte Kreuzung für Fuß- und Radverkehr am Radschnellweg zwischen Uni und Grüner Mitte sowie eine verbesserte Querung der Friedrich-Ebert-Straße an der Käthe Larsch-Straße. Die Ampelschaltung soll verbessert, die Mittelinsel großzügiger gestaltet und ein fußgängerfreundlicher, barrierefreier Aufgang zur Kastanienallee geschaffen werden.

· #3 - Fahrradfreundlicher Umbau Berliner Platz: Am Kreisverkehr Berliner Platz fließt der Verkehr aus vier Hauptadern zusammen – besonders für Radfahrer und Fußgänger eine Herausforderung. Geplant sind vom Autoverkehr getrennte Radspuren mit vorgelagerten Wartezonen an den Ampeln und rot eingefärbte Radstreifen.