Essen. Hinter den Kulissen haben sich die Stadt Essen und der Landesbetrieb Straßen.NRW auf die nächsten Schritte für den Weiterbau des RS1 verständigt.

Lange nichts gehört vom Radschnellweg RS 1? Stimmt. Ein ganzes Jahr ist vergangen, seit die Politik sich nach zähem Ringen darauf verständigt hat, wie es in Essen weitergehen soll: Der Bahndamm, der das Eltingviertel wie ein Riegel von der nördlichen Innenstadt trennt, bleibt stehen. Stattdessen wird der Radschnellweg in etwa sechs Metern Höhe auf dem Bauwerk weitergeführt. So hatte es der Planungsausschuss des Stadtrates im November 2019 beschlossen.

Wer, wie Essens Fahrradverbände , gehofft hat, dass es nicht lange dauern würde, bis die Gleise verschwinden und die Bauarbeiten beginnen, muss sich weiter in Geduld üben. Hinter den Kulissen aber haben die Stadt Essen und der Landesbetrieb Straßen.NRW die nächsten Schritte abgestimmt.

Der Bahndamm durch das Eltingviertel wird zu 60 Prozent abgetragen

So hat die Stadt inzwischen ein Planungsbüro beauftragt, den städtebaulichen Entwurf für eine Wohnbebauung im Eltingviertel zu konkretisieren. Zur Erinnerung: Die Idee, den Radschnellweg in eine solche Bebauung zu integrieren und diesen „über Dächer und durch Häuser“ zu führen, wurde wieder verworfen. Die rechtlichen und auch technischen Hürden wären für eine solche, wenn auch charmante Lösung zu hoch.

Der Bahndamm im Eltingviertel soll zu 60 Prozent abgetragen werden. Noch werden die Gleise benötigt.
Der Bahndamm im Eltingviertel soll zu 60 Prozent abgetragen werden. Noch werden die Gleise benötigt. © FUNKE Foto Services | Knut Vahlensieck

Stattdessen soll der Bahndamm zum Eltingviertel hin teilweise abgetragen werden, um Platz für Neubauten zu gewinnen. 60 Prozent des Bauwerkes sollen verschwinden. Im kommenden Jahr will das städtische Planungsamt den Entwurf für einen Bebauungsplan vorlegen, kündigt Amtsleiter Ronald Graf an. „Wir hoffen, dass wir den Satzungsbeschluss möglichst schnell hinkriegen. Ein Bebauungsplanverfahren dauert in der Regel ein bis zwei Jahre. Dann könnte gebaut werden.

Ein neuer Gleisanschluss für das Werk von Evonik/Goldschmidt wird bereits geplant

Der Vorteil dieser Lösung liegt auf der Hand: Straßen.NRW kann seine Planungen weitgehend unabhängig vorantreiben. Noch wird der Bahndamm allerdings benötigt, Güterzüge nutzen das Gleisstück zum Rangieren. Nur so können sie auf das Betriebsgelände von Evonik/Goldschmidt gelangen. Straßen.NRW hat ein Ingenieurbüro beauftragt, einen neuen Gleisanschluss zu planen, damit das Werk aus Richtung Osten angefahren werden kann, direkt hinter dem Stoppenberger Bach ginge es dann aufs Gelände.

„Wenn die Planung fertig ist, muss der neue Gleisanschluss durch das Bundeseisenbahnamt genehmigt werden“, betont Sebastian Artmann, Projektleiter bei Straßen.NRW für den Bau des RS 1. Erst dann werde die Deutsche Bahn den Bahndamm zum Verkauf freigeben. Noch ist das Bauwerk eisenbahnrechtlich gewidmet.

Im Frühjahr kommenden Jahres will Straßen.NRW einen Entwurf für den neuen Gleisanschluss vorlegen. „Dann möchten wir in das Genehmigungsverfahren einsteigen.“ Artmann will keine Prognose wagen, wie lange das dauert, rechnet aber mit einem bis eineinhalb Jahren. „Vielleicht geht es schneller.“

Die Brücke über die Gladbecker Straße wäre der letzte Baustein für den RS 1

Bis es so weit ist, will der Landesbetrieb nicht untätig bleiben. Bevor es mit dem Radschnellweg im Eltingviertel losgeht, will sich Straßen.NRW aus Richtung Osten weiter vorarbeiten. Flächen zwischen Hattinger Straße und dem Bahnhof Kray-Nord, die für die Radtrasse benötigt werden, seien bereits erworben worden, so Artmann. Der Entwurf für den weiteren Verlauf des Radschnellweges in Richtung Essener Innenstadt werde noch einmal überarbeitet.

Symbolischer Brückenschlag über die Gladbecker Straße durch Fahrradverbände 2018.
Symbolischer Brückenschlag über die Gladbecker Straße durch Fahrradverbände 2018. © Foto: OH

Vorgesehen ist, dass der RS 1 aus Richtung Osten kommend zunächst südlich der Bahngleise verläuft, um diese dann unweit des Stoppenberger Bachs zu unterqueren; auf der nördlichen Seite der Gleise soll es dann weitergehen bis ins Eltingviertel. Die Brücke über die Gladbecker Straße, wo der RS 1 Anschluss finden wird an die bestehende Radtrasse der ehemaligen Rheinischen Bahn, wäre dann das letzte Glied in der Kette.

Wie lange dauert es nun, bis der Radschnellweg auf Essener Stadtgebiet fertig ist? Projektleiter Sebastian Artmann rechnet für die Trasse mit ein bis zwei Jahren Bauzeit. 2025 könnte es also so weit sein. „Am Ende ist es glücklicherweise nur ein Radweg, der auf einer alten Schienentrasse liegt, auch wenn es ein gut ausgebauter ist.“

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