Essen. Die Grünen im Bezirk I schlagen angesichts des Klimawandels drei Standorte für Probebetrieb von Wasserspendern vor. Stadt soll Machbarkeit prüfen.

Die Grünen in der Bezirksvertretung I setzen sich für die Aufstellung von Trinkwasserspendern im öffentlichen Raum ein. Gemeinsam mit den Vertretern der anderen Parteien fordern sie die Stadt Essen auf, die Machbarkeit zu überprüfen und schlagen bereits drei Standorte für einen Probebetrieb vor.

Ansichts des Klimawandels und der heißen Sommer der vergangenen Jahre seien solche Trinkwasserspender eine sinnvolle Investition für die Gesundheit der Bürger, findet Burkhard Dedy, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksvertretung I für die Stadtmitte und die umliegenden Viertel. Trinkwasserbrunnen habe es schon früher im Freibad gegeben, erinnert er sich. Die Grünen schlagen als Standorte für den Probebetrieb den Eltingplatz im Nordviertel, die Straße Markt in der Innenstadt zwischen Kennedyplatz, Kettwiger Straße und dem Eingang zur Rathausgalerie sowie die Steeler Straße zwischen Wasserturm und Wörthstraße im Südostviertel vor.

Sponsoren könnten die Finanzierung von Trinkwasserspendern sichern

„In anderen Städten gibt es bereits solche Trinkwasserspender. Köln hat sie beispielsweise in diesem Jahr aufgestellt, erst einmal in jedem Stadtbezirk einen“, sagt Burkhard Dedy, der dem Antrag für die Bezirksvertretung Informationen aus Köln hinzufügte. Die Grünen könnten sich für die Aufstellung solcher Spender die Beteiligung der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) oder von Wasserversorgern wie den Stadtwerken vorstellen, erklärt der Grünen-Politiker, der die Suche nach Sponsoren für sinnvoll hält.

In anderen Städten gibt es bereits Trinkwasserspender, in Essen noch nicht. Politiker wollen das gern ändern.
In anderen Städten gibt es bereits Trinkwasserspender, in Essen noch nicht. Politiker wollen das gern ändern. © FUNKE Foto Services | Gerd Hermann

Für die überhitzten, dicht bebauten städtischen Bereiche, in denen es im Sommer immer wärmer werde, seien solche Wasserspender eine gute Lösung und würden die Aufenthaltsqualität verbessern. Sie könnten in der frostfreien Zeit von Frühjahr bis Herbst in Betrieb sein. Eine funktionale Gestaltung reiche dabei aus.

Wasserspender seien gut für Fußgänger und Radfahrer geeignet, die dort unterwegs ihre Wasserflaschen kostenlos auffüllen könnten. „Die Trinkwasserqualität in Essen ist bestens. Die Spender kann man an die Wasserleitung anschließen. Sie müssen aus hygienischen Gründen ständig sprudeln, damit sich keine Verunreinigungen ablagern können“, so Dedy. „Natürlich müssen solche Spender nicht nur aufgestellt, sondern auch gepflegt und instand gehalten werden.“

Baumbeete könnten mit dem abfließenden Wasser bewässert werden

Damit kein Wasser verschwendet werde, müsse man die Anlagen intelligent platzieren. So könne man sicherstellen, dass das nicht genutzte Wasser zum Beispiel in ein Baumbeet oder eine Grünanlage abfließen könne. Dedy hofft, dass die Stadt sich zeitnah zur Machbarkeit äußert, um vielleicht schon im Frühjahr mit einer Testphase starten zu können. Beim Kölner Vorbild gehe man von Kosten zwischen rund 13.000 und 14.000 Euro für eine solche rund 1,50 Meter hohe Säule aus – Herstellung, Instandhaltung und Einlagerung über den Winter inklusive.

Die Grünen in der BV I verweisen auch auf die Dokumentation „Stadt begegnet Klimawandel“ des Essener Umweltamtes. Dieses habe bereits 2014 zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels öffentliche Trinkwasserspender vorgeschlagen. Auch die EU habe sich für die Förderung der Wasserversorgung „von besonders schutzbedürftigen Personen“ ausgesprochen. Öffentliche Wasserspender erhöhten die Lebensqualität und könnten helfen, den Verbrauch von nur einmal benutzten Plastikflaschen zu senken.

Auch im Essener Süden stand das Thema bereits auf der Tagesordnung

Auch im Stadtbezirk IX war die Aufstellung von Trinkwasserspendern in diesem Jahr bereits Thema – allerdings ohne Erfolg. Die Stadtwerke hatten im Mai verdeutlicht, dass sie sich weder an Kosten für die Beschaffung von Trinkwasserspendern, deren Wartung und Instandhaltung sowie Kosten für die Wasserlieferung beteiligen würden. Der Anschluss von Trinkwasserspendern an das Trinkwassernetz der Stadtwerke könne jedoch analog zu einem Hausanschluss kostenpflichtig erstellt werden.

Spender für Ruhrufer und Wandersteige waren Thema

Bei der Diskussion des Themas in der Bezirksvertretung IX war es in erster Linie um Trinkwasserspender im Bereich des Ruhrufers und der Wandersteige gegangen. Politiker bedauerten, dass sich die Stadtwerke bei ihrer Ablehnung von Negativbeispielen hätten leiten lassen, wie dem Rückbau solcher Spender in Hamm wegen wiederholter Vandalismusschäden.

In Essen gibt es bisher keine Trinkwasserspender. Allerdings nehmen im Stadtgebiet Läden am Projekt „Refill Deutschland“ teil. Dort kann man seine mitgebrachte Trinkflasche kostenlos mit Leitungswasser auffüllen. Ein Aufkleber an Fenster oder Tür weist auf die Teilnehmer hin.

Das Umweltamt hatte die Idee im Frühsommer als grundsätzlich positiv eingestuft, aber die Kosten für den Bau und Betrieb der Trinkwasserspender als problematisch angesehen. Neben den reinen Kosten für den Bau addierten sich dazu noch die Kosten für die Unterhaltung und die Wiederherstellung bei zu erwartenden Vandalismusschäden. Da die Stadtwerke sich nicht an den Kosten beteiligen würden, sei eine Finanzierung nicht gesichert.

Zudem hieß es in der Stellungnahme des Umweltamtes: „Weiterhin ist im Hinblick auf die aktuelle Corona-Pandemie das Risiko einer Verunreinigung und daraus folgend eventuell notwendiger Desinfektionsanforderungen an den Betreiber der Brunnen komplett neu zu bewerten. Aus diesen Gründen kann diese sehr gute Idee aktuell nicht realisiert werden.“ Durch diese negative Auskunft lassen sich die Politiker im Bezirk I nicht abschrecken und hoffen weiter auf die Aufstellung von Trinkwasserspendern.

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