Essen-Kettwig/Schuir. Der Ruhrverband hat sein Regenrücklaufbecken Tannenhof in Essen-Schuir zurückgebaut, weil es ausgedient hat. Dort soll nun wieder Wald entstehen.

Mehr als 70 Jahre lang entlastete das Regenüberlaufbecken (RÜB) Tannenhof in Schuir das Kettwiger Klärwerk bei Starkregen zuverlässig. Nun hat es ausgedient.

Bislang diente das 1949 erbaute Regenüberlaufbecken als Zwischenspeicher, wenn es im Einzugsbereich der Kettwiger Kläranlage wieder einmal wie aus Kübeln schüttete. „Das überschüssige Wasser wurde in diesem Becken gesammelt und zeitversetzt an unsere Kläranlage an der Mendener Straße abgegeben“, erklärt Markus Rüdel vom Ruhrverband. Dank des neuen Abwasserkanals, den die Stadtwerke Essen derzeit für mehr als 20 Millionen Euro durch das Wolfsbachtal bauen, wird das (RÜB) Tannenhof jedoch nicht mehr benötigt.

Der neue Kanal im Wolfsbachtal kann das komplette Abwasser zwischenspeichern

Der neue Abwasserkanal besitzt ein deutlich größeres Volumen als sein rund 80 Jahre alter Vorgänger und kann deshalb auch bei extremen Niederschlägen das gesamte im Einzugsgebiet der Kettwiger Kläranlage anfallende Abwasser fassen. „Deshalb wurde das RÜB Tannenhof nun komplett zurückgebaut“, erklärt Markus Rüdel vom Ruhrverband (RV). Als Eigentümer des 1300 Quadratmeter großen Areals fällt der Rückbau ins Ressort des Ruhrverbandes.

Das Erdreich am ehemaligen Standort des Rücklaufbeckens ist derzeit stark zerklüftet, wird aber in den nächsten Wochen ein neues Profil erhalten.
Das Erdreich am ehemaligen Standort des Rücklaufbeckens ist derzeit stark zerklüftet, wird aber in den nächsten Wochen ein neues Profil erhalten. © Foto: Ruhrverband

Schon Mitte September dieses Jahres hatten die Arbeiten an der Wolfsbachstraße 122 begonnen. Mit großen Baggern und schwerem Gerät ging der Ruhrverband zu Werke. Mittlerweile ist das Regenrücklaufbecken komplett verschwunden, doch die Arbeiten vor Ort damit noch längst nicht abgeschlossen. „Das Gelände erhält nun ein neues Profil, so wie es im landschaftspflegerischen Begleitplan festgelegt wurde“, so Markus Rüdel weiter. Das dazu benötigte Bodenmaterial wird in den nächsten Wochen angeliefert und verarbeitet.

Kleinere Anpflanzungen des Ruhrverbandes als Startschuss für einen neuen Wald

Im Anschluss daran wird der Ruhrverband einige kleinere Pflanzungen vornehmen mit dem Ziel, dass sich dort mittelfristig wieder ein intakter Wald entwickeln kann. „Wir geben dem Wolfsbachtal in Schuir praktisch wieder ein Stück Natur zurück“, beschreibt es der Ruhrverband-Sprecher. Schon deshalb wird Gelände auch nicht wieder umzäunt. Das Areal bleibt sich fortan selbst überlassen und die Natur holt es sich über die Jahre Stück für Stück zurück.

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Der Rückbau des RÜB Tannenhof hat aber noch einen weiteren positiven Aspekt für die Umwelt. War die Aufnahmekapazität des Beckens in Schuir ausgelastet, erfolgte bislang ein Überlauf in den nahe gelegenen Wolfsbach. „Die Einleitung der mit Regenwasser versetzten Abwasser entfällt nun komplett, was zu einer Qualitätsverbesserung des Gewässers beitragen wird“, wirft Markus Rüdel einen Blick in die Zukunft.

1,6 Milliarden Euro

Der Ausbau der Kläranlage Kettwig war Teil des rund 1,6 Milliarden Euro Investitionsprogramms, das der Ruhrverband von 1990 bis 2005 stemmte.

Damit reagierte der öffentlich-rechtliche Wasserverband auf die verschärften gesetzlichen Anforderungen zur Beseitigung von Stickstoff und Phosphor, die auf alle seine Abwasserreinigungsanlagen zutrafen.

Die Klärwerk Essen-Kettwig wurde schon vor Jahren grundlegend modernisiert

Das Nachklärbecken der Kläranlage in Essen-Kettwig. Diese wurde schon vor Jahren aufwendig modernisiert.
Das Nachklärbecken der Kläranlage in Essen-Kettwig. Diese wurde schon vor Jahren aufwendig modernisiert. © FUNKE Foto Services | Knut Vahlensieck

Hingegen ist die Entwicklung der Kläranlage Essen-Kettwig längst abgeschlossen. In den Jahren 2002 bis 2004 wurde das Klärwerk vom Ruhrverband von Grund auf modernisiert und ist seither auf eine Bemessungsgröße von 100.000 Einwohnerwerten ausgelegt. An der Mendener Straße wird seitdem das Abwasser aus den Essener Stadtteilen Kettwig, Werden, Bredeney, Baldeney und Fischlaken sowie aus dem nördlichen Stadtgebiet von Heiligenhaus behandelt und verarbeitet.

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