Essen. Auch 2019 hat es laut Ruhrverband wieder zu wenig geregnet. Das hat Folgen für die Wasserversorgung, brachte aber viele Badetage am Baldeneysee.
Freud und Leid liegen dicht beieinander: Während sich die Besucher des Baldeneysees am Seaside Beach in der abgelaufen Saison wieder über zahlreiche Badetage freuen durften, bereiten Hitze und Trockenheit dem Ruhrverband zunehmend Sorgen.
An 83 von 145 möglichen Tagen war das Baden in diesem Jahr am „Seaside Beach“ erlaubt. Das waren sechs Badetage weniger als im Jahr zuvor, als der „Jahrhundertsommer“ dem Betreiber Holger Walterscheidt mit 20.000 Besuchern einen Rekord bescherte. 17.000 bis 18.000 Gäste dürften es in diesem Jahr gewesen sein, schätzt Walterscheidt. Das Wetter war teils durchwachsen, der Mai sei eine „Vollkatastrophe“ gewesen. Dennoch spricht Walterscheidt von einer erfolgreichen Saison 2019.
Bemerkenswert: Der Grenzwert für E-Coli-Bakterien – ein Parameter für die hygienische Wasserqualität – wurde nach Angaben des Ruhrverbandes nur an einem einzigen Tag tatsächlich überschritten. Im vergangenen Jahr war dies noch an vier Tagen der Fall. Für den Ruhrverband ist dies Anlass, das Frühwarnsystem den tatsächlichen Gegebenheiten weiter anzupassen, erklärte Norbert Jardin, Technischer Vorstand des Wasserversorgers, am Mittwoch anlässlich der Vorstellung des 46. Ruhrgüteberichts.
Ruhrverband will Frühwarnsystem den Gegebenheiten am Baldeneysee weiter anpassen
Das Frühwarnsystem basiert auf Niederschlagsmessungen und der Erfahrung, dass bei Starkregen Regenrückhaltebecken des Kanalmischsystems überlaufen und ungeklärtes Abwasser in die Ruhr gelangt. Inzwischen hat der Ruhrverband die Einlassstellen mit Messgeräten ausgestattet. Anhand der dort erfassten Daten lassen sich präzise Aussagen darüber treffen, ob und wenn ja wie viel Abwasser in den Fluss gelangt. Laut Jardin soll die Technik in der kommenden Badesaison zum Einsatz kommen. Wie viele Badetage es am Seaside Beach dann sein werden, hängt nach wie vor vom Wetter ab.
Auch die Mähsaison auf dem Baldeneysee ist beendet
Auf dem Baldeneysee ist auch die diesjährige „Mähsaison“ beendet. Das Mähboot des Ruhrverbandes hat die Arbeit eingestellt. Norbert Jardin, Technischer Vorstand des Wasserversorgers, spricht von einer positiven Bilanz. Die Elodea, auch im Wasserpest bekannt, sei nicht so stark gewachsen, wie zunächst befürchtet. 2018 hatte der Ruhrverband noch 800 Tonnen geerntet. Ein Rekord.
Für die gerade abgelaufene Saison liegen noch keine Zahlen vor. Die Ernte sei aber deutlich geringer ausgefallen. Der Ruhrverband führt dies aufs Frühjahrshochwasser zurück.
Die hygienische Qualität des Ruhrwassers hat sich nach Angaben des Ruhrverbandes weiter positiv entwickelt, relevante Verunreinigungen des Gewässers seien nicht gemeldet worden. Erwähnenswert sei allerdings das Karpfensterben im Baldeneysee. Überwiegend jüngere Karpfen waren mit dem Koi-Herpes-Virus infiziert, der für Menschen ungefährlich sei. Durch die 2018 anhaltende Hitze war das Immunsystem der Fische so stark geschädigt, dass die Viruserkrankung ausbrach. Um die Krankheit einzudämmen wurden Karpfen abgefischt und der Bestand reduziert. Offenbar mit Erfolg.
Wasserversorger rechnet mit längeren Phasen von Trockenheit und Dürre
Die Hitze machte nicht nur den Fischen zu schaffen. Beim Ruhrverband beobachtet man die Klimaentwicklung mit Sorge. Im zehnten Jahr in Folge sei zu wenig Niederschlag gefallen, so Jardin. Sollte es im Oktober nicht in Strömen regnen, schließt sich 2019 an. Das hat Konsequenzen für die Wasserhaltung. Im November waren die Talsperren im Sauerland nur noch zur Hälfte gefüllt.
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„Der Klimawandel ist messbar und belegbar in unserer Region angekommen“, sagt Roland Rüther, Sprecher der der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR). Nennenswerte Grundwasservorräte gebe es nicht. Gleichzeitig ist der Wasserverbrauch erstmals seit Jahrzehnten wieder gestiegen – von 123 Liter auf 127 Liter pro Kopf. Der Ruhrverband geht davon aus, dass auch in den kommenden Jahren längere Phasen der Trockenheit und Dürre überbrückt werden müssen. Gäbe es die Talsperren nicht, so Norbert Jardin, „wäre die Ruhr bereits im Juni trocken gefallen“.