Essen-Altenessen. Nach langem Ringen hat der Kirchenvorstand St. Johann in Essen zugestimmt, die Kirche zurückzukaufen. Noch gehört sie den Katholischen Kliniken.

Die Nachricht, auf die das Team des Vereins „Rettet St. Johann“ monatelang gewartet hat kam am Donnerstagabend per E-Mail vom Kirchenvorstand. Die Pfarrversammlung war am Tag zuvor aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt worden, die Inhalte kamen in einem mehrseitigen Dokument in die Postfächer der Gemeindemitglieder.

Kirchenvorstand hat in Essen Rücktritt vom Kaufvertrag erklärt

Darin heißt es: „Nach der Entscheidung des Krankenhausträgers Contilia, das Krankenhausprojekt mit einer neuen Kirche in Altenessen nicht umzusetzen (und stattdessen sogar das Marienhospital zu schließen) hat der Kirchenvorstand in den vergangenen Tagen den Rücktritt vom Kaufvertrag der Contilia-Tochter KKE erklärt.“ Heißt also, die Gemeinde soll ihre Kirche zurückbekommen.

Rückblick: Das Marienhospital ist seit dem 1. Oktober geschlossen. Ursprünglich hatten die Katholischen Kliniken (KKE) mit dem Krankenhausbetreiber Contilia einen erweiterten Neubau mit einer modernen Kirche geplant und daher auch das Grundstück, auf dem die angrenzende Kirche St. Johann steht, für 1,1 Millionen Euro gekauft - unter lautem Protest einiger Gegner.

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Im Juni erklärte Contilia, doch keinen Neubau errichten zu wollen. Somit entschied der Kirchenvorstand, den Verkauf von Kirche und Pfarrheim rückgängig machen zu wollen. Dieser Rücktritt ist laut Vertrag kein Problem. Die Sache geriet jedoch ins Stocken, Aktivisten der Initiative „Rettet St. Johann“ und der Kirchenvorstand stritten, die Fronten verhärteten sich weiter, Anwälte wurden zurate gezogen, Ultimaten gestellt. Befürworter und Gegner des Kirchenverkaufs standen sich unversöhnlich gegenüber. Die einen sahen in dem Verkauf unter anderem eine Chance für den Stadtteil Altenessen, die anderen wollten die 150 Jahre alte Kirche mit all ihren Ressourcen behalten.

Kosten der gescheiterten Transaktion will die Gemeinde abziehen

Jetzt scheint die Rückabwicklung auf der Zielgeraden. Gerd Urban, Vorsitzender des Vereins „Rettet St. Johann“ dürfte beim Lesen der Zeilen des Kirchenvorstands mehr als nur ein Stein vom Herzen gefallen sein. Er hat mit den anderen Vereinsmitgliedern von „Rettet St. Johann“ jahrelang engagiert für den Erhalt der Kirche gekämpft. Urban selbst drückt sich vorsichtig aus, zu viel hat er in den vergangenen Monaten erlebt: „Das, was wir erreichen wollen, ist auf einem guten Weg.“

In dem Schreiben heißt es weiter, dass der Kirchenvorstand mit dem Rechtsbeistand der Pfarrei die Kosten ermittelt hat, die St. Johann Baptist in den vergangen Monaten durch das Verkaufsverfahren entstanden sind. Diese sollen jetzt vom ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 1,1 Millionen Euro für die Pfarrkirche und die anderen Immobilien abgezogen werden, damit die Pfarrei auf keinen Kosten sitzen bleibt.

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„Nach dem nun auch formal erklärten Vertragsrücktritt haben jetzt automatisch sowohl die Pfarrei als auch die KKE einen Rückgabeanspruch, die Pfarrei erhält also ihre Pfarrkirche und die weiteren Immobilien zurück, und die KKE den Kaufpreis abzüglich der Kosten“, heißt es in dem Schreiben. Der Kirchenvorstand erwartet, dass das gesamte Verfahren bis spätestens zum Jahresende abgeschlossen ist. Faktisch ändere sich bis dahin nichts: Die Pfarrei könne Kirche, Pfarrzentrum und Pfarrbüro weiterhin so nutzen wie bisher.

Konflikte sollen aufgearbeitet werden, „Nachkarten“ soll unterbleiben

Ende gut, alles gut? Noch nicht ganz. Die Konflikte, die dieser Prozess mit sich gebracht hat, sollen „in einem gut begleiteten Prozess“ aufgearbeitet werden, heißt es vonseiten des Kirchenvorstandes. Zu entsprechenden Angeboten soll in den kommenden Wochen gesondert eingeladen werden. Gerd Urban will offen in diesen Prozess starten: „Wir müssen unsere Ressourcen, wie zum Beispiel die Jugendarbeit und karitative Aktionen wieder aktivieren und es darf nicht nachgekartet werden.“

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