Essen-Altenessen. Der Verkauf der Kirche St. Johann in Essen-Altenessen soll rückgängig gemacht werden. Der Druck aufs Bistum steigt mit einem offenen Brief.

Das Marienhospital ist dicht. Ursprünglich hatten die Katholischen Kliniken mit dem Krankenhausbetreiber Contilia einen erweiterten Neubau geplant und daher auch das Grundstück, auf dem die angrenzende Kirche steht, für 1,1 Millionen Euro gekauft. Im Juni erklärte Contilia nun, doch keinen Neubau errichten zu wollen. Somit entschied der Kirchenvorstand einstimmig, den Verkauf von Kirche und Pfarrheim rückgängig machen zu wollen. Dieser Rücktritt ist laut Vertrag kein Problem.

Kein aktueller Sachstand zu Kirche in Altenessen seit Juni

Soweit, so kompliziert. Seitdem ist jedenfalls nichts mehr passiert und der Verein „Rettet St. Johann“ hat jetzt einen offenen Brief an den Vorsitzenden des Kirchenvorstands St. Johann Baptist, Domprobst Thomas Zander geschickt. Darin heißt es: „Nach der Ankündigung der beabsichtigten Rückabwicklung ist bis heute kein aktueller Sachstand dazu bekannt. Sowohl in den persönlich geführten Gesprächen, als auch im Austausch zwischen den Rechtsvertretern der Kirchengemeinde und des Klägers gab es keine weiteren Informationen zum Stand der Vertragsrückabwicklung.“

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Gerd Urban, Sprecher des Vereins „Rettet St. Johann“, weiß, dass sich Gemeindemitglieder, Unterstützer des Vereins und auch Bürger im Stadtteil mittlerweile Sorgen machen. „Der Kahlschlag, den Contilia angefangen hat, darf nicht weitergehen“, erklärt Urban.

Im offenen Brief heißt es: „Informationen über einen geplanten Verkauf von Grundstück und Gebäude, einschließlich der erworbenen Kirche und angrenzender Grundstücke durch die Contilia beunruhigen die Gemeindemitglieder und Anwohner. Eine Insolvenz der Katholischen Kliniken Essen ist ebenfalls nicht auszuschließen und damit die Gefahr, dass auch das erworbene Immobilienvermögen in die Insolvenzmasse eingehen könnte.“

Verein setzt dem Kirchenvorstand in seinem offenen Brief eine Frist

Gerd Urban und sein Team betont, dass ein Neubeginn jetzt unverzichtbar ist und es wichtig sei, wieder ein lebendiges Gemeindeleben herzustellen. Um den Prozess zu beschleunigen setzt der Verein in seinem offenen Brief eine Frist: „Wir möchten sie in dieser schwierigen Situation unterstützen, damit zuerst die Rückabwicklung des Verkaufs ohne weitere Verzögerung rechtssicher vollzogen werden kann. Bitte beraten Sie in ihren Gremien dieses Angebot und informieren uns bis zum 23. Oktober über die Ergebnisse.“ Sollte sich der Kirchenvorstand bis dahin nicht gemeldet haben wird es wahrscheinlich noch zäher und komplizierter, denn dann müsste die Rückabwicklung eingeklagt werden.

Altenessener Gemeinde ist tief gespalten

Der Streit über den Marienhospital-Neubau und den Abriss von St. Johann Baptist hat die Altenessener Gemeinde tief gespalten.

In den vergangenen Jahren haben Befürworter und Gegner des Kirchenabrisses alle Register gezogen. Dabei ging es um juristische Konflikte und Klagen bis zu Eingaben bei Bistum und Vatikan.

Nach Angaben von Gerd Urban gibt es nur Verlierer: „Es gibt keine Gesundheitsversorgung mehr und alle sind zerstritten und verbittert.“

Auf Nachfrage erklärte der Dompropst Thomas Zander: „Um die Konflikte in der Gemeinde St. Johann Baptist aufzuarbeiten wird der Kirchenvorstand der Pfarrei die Gemeinde zu einem moderierten Gesprächsprozess einladen und in diesem Zuge auch auf die Initiative zugehen.“

Darüber hinaus werde die gesamte Pfarrei St. Johann Baptist noch im Herbst bei einer Pfarrversammlung über die Rückübertragung der Grundstücke und Immobilien von Pfarrkirche, Pfarrzentrum und Pfarrhaus und deren weitere Nutzung informiert. Zander: „Die Verhandlungen mit der Contilia-Tochter KKE über die Rückübertragung der Grundstücke und der Immobilien stehen kurz vor dem Abschluss.“

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