Essen-Altenessen. Die Oberen des Bistums kamen zur ersten Sitzung der Altenessener Gemeinde St. Johann Baptist nach dem Aus der Klinik-Ehe, um die Wogen zu glätten
Um die Wogen nach dem Aus der Klinik-Ehe zu glätten, kamen extra die Obersten des Bistums Essen zur ersten Sitzung der Altenessener Gemeinde St. Johann Baptist. Doch die Befürworter und Gegner des Kirchenverkaufs stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Wenn sich Bischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer in die Altenessener Provinz verirren, dann muss schon gehörig die Luft flimmern. So geschehen am Donnerstagabend, als sie der Pfarrgemeinderatssitzung an St. Johann beiwohnten – eine späte Brandbekämpfung?
Nach dem unerwarteten Rückzug des Krankenhausträgers Contilia aus dem gemeinsamen Bauprojekt einer Klinik mit angeschlossener Kapelle auf dem Gelände des Marienhospitals herrscht Ausnahmezustand in Altenessen. Selbst Bischof Overbeck, sonst eher ein Mann der gemäßigten Worte, spricht von „einer echten Katastrophe“. Doch das sehen längst nicht alle so.
Die Initiative „Rettet St. Johann“ hat neue Hoffnung geschöpft
Die Fronten sind verhärtet: Auf der einen Seite des Gemeindesaals sitzen die nimmermüden Aktivisten der Initiative „Rettet St. Johann“, deren Kirche für den Neubau weichen sollte. Sie haben neue Hoffnung geschöpft, den Abriss nun doch noch verhindern zu können. Mit Ansteckern und geschlossenem Auftreten wollen sie Eindruck schinden bei den Kirchenoberen. Auf der anderen Seite des Mittelgangs haben sich die übrigen Mitglieder der Großgemeinde positioniert. Für beide Seiten wird der Abend nervenaufreibend.
Die Hoffnungen der St. Johann-Retter waren schon vorab enttäuscht worden. In einer Pressemitteilung ließ das Bistum am Nachmittag verlautbaren, dass der Kirchenvorstand beschlossen habe, an den Neubauplänen festzuhalten – mit einem noch zu findenden künftigen Eigentümer des Katholischen Klinikums. Auch dieser Sitzung hatte der Bischof beigewohnt und das Votum befürwortet.
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Manche sehen in der plötzlichen Präsenz die so oft eingeforderte Solidarität – andere vermuten dahinter eine gezielte Einflussnahme, gar eine Einschüchterung. Der Bischof selbst sieht das so: „Wir wollen zeigen, dass wir alle zusammengehören.“ Er spricht immer wieder von Zuversicht trotz der misslichen Lage, in der man sich nun unverschuldet befände.
Die Rechtslage sei eindeutig, der Vertrag gelte
Die unaufgeregteste Figur des Abends ist Marcus Klefken, Syndikusanwalt beim Bistum. Beinahe gebetsmühlenartig erklärt er immer wieder die selbst für den juristischen Laien relativ eindeutige Rechtslage – derzeit, so Klefken, gebe es weder eine vertragliche Möglichkeit noch einen Sinn, von dem Projekt zurückzutreten. „Einzig, wenn ein neuer Eigentümer keinen Kirchenraum im oder am Neubau einrichten will, kann der Vertrag von unserer Seite gekündigt werden.“
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Die Aktivisten wollen sich damit jedoch nicht zufriedengeben. Oft spricht aus ihnen der Frust, der sich in 15 Monaten angesammelt hat. Frust angesichts einer zweifelsohne gehörig misslungenen Kommunikation des Kirchenvorstands, Frust angesichts eines Bistums, von dem man sich mehr Gehör erhofft hatte. Kein Wunder, dass der Bischof auch ganz persönlich im Kreuzfeuer steht. „Aus rein finanziellen Gründen wurden alle unsere Alternativvorschläge abgeblockt. Die Opferrolle nehmen wir Ihnen nicht ab. Sie könnten viel mehr Einfluss nehmen, als Sie es hier zugeben“, klagt ein Aktivist.
Laut Bischof seien an diesem Streit Freundschaften zerbrochen
So konfrontiert, kann selbst ein Bischof ungehalten werden: „Solche Unterstellungen verbitte ich mir.“ Und der Kirchenvorstand? Meldet sich kaum zu Wort. Es müsse abgewartet werden, was die kommende Zeit brächte. Man spricht leise, mit geneigtem Kopf, den Blickkontakt zu den Aktivisten vermeidend. Und so macht der Abend einmal mehr auf ernüchternde Weise deutlich, dass die größte Tragödie wohl nicht ein geplatztes Prestigeprojekt, sondern vielmehr menschlicher Natur ist. „An diesem Streit sind Beziehungen und Freundschaften zerbrochen. Es bedauert mich zutiefst, dass so etwas in unserer Kirche möglich ist“, resümiert Overbeck.
Bischof stellt sich solidarisch an die Seite der Gemeinde
Bischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus Pfeffer haben sich nach der Ankündigung der Contilia GmbH, die Katholisches Klinikum Essen GmbH (KKE) verkaufen zu wollen, mit ihren Erscheinen auf der Pfarrgemeinderatssitzung am Donnerstagabend solidarisch an die Seite der Pfarrei St. Johann Baptist gestellt.
„Jetzt sei die Contilia am Zug“, sagte der Bischof. Gemeinsam mit vielen Partnern unterstütze er jedoch die Suche nach einer guten Lösung für die Stadt und für die Pfarrei. So werden sich Overbeck und Pfeffer unter anderem am kommenden Montag mit Oberbürgermeister Thomas Kufen treffen.