Essen. Vom Fieberthermometer bis zum Ultraschallgerät reichen die Hilfsgüter aus Essen, die jetzt auf den Weg zum Flüchtlingslager Moria auf Lesbos sind

Gute drei Wochen ist es her, dass eine Essener Initiative Medikamente und Schutzausrüstung auf die griechische Insel Lesbos geschickt hat, per Transporter und Kleinflugzeug. Es war eine Express-Lieferung, wenige Tage nachdem ein Feuer das Flüchtlingscamp Moria zerstört und viele der 12.000 Bewohner obdachlos gemacht hatte. Jetzt startete am Uniklinikum der nächste Hilfstransport, diesmal mit medizinischem Gerät. Dringend benötigt, wie Caritas-Direktor Björn Enno Hermans betont, denn von einer Normalisierung der Situation könne keine Rede sein – im Gegenteil: „Die Zustände in Moria 2 sollen noch schlechter sein.“

Verena Würz, die in Essen Medizin studiert hat, war zwei Monate lang auf Lesbos, hat den Covid-Ausbruch im Flüchtlingslager Moria miterlebt und den Brand. Der vernichtete auch das provisorische Hospital, das die Hilfsorganisation „Kitrinos Healthcare“, für die Würz arbeitet, auf dem Gelände betrieben hatte. Die Essener Hilfslieferung im Wert von 150.000 Euro linderte schwere Not. „Wir sind sehr dankbar dafür. Die Medikamente aus Essen trafen genau in dem Moment ein, in dem wir wieder operationsfähig waren.“

Hilfsgüter vom Fieberthermometer bis zum Ultraschallgerät

Allerdings sei schnell klar geworden, dass auch medizinisches Gerät benötigt werde. „Es können nur sehr wenige Flüchtlinge im Krankenhaus behandelt werden, die Kapazitäten sind sehr beschränkt.“ Also griff die Allianz um Caritasverband, Caritas Flüchtlingshilfe und die private Initiative „Ein Herz für Moria“ auf einen bewährten Bittsteller zurück: Oberbürgermeister Thomas Kufen bat die Essener Krankenhäuser erfolgreich um Unterstützung. Mit dem Ergebnis, dass am Dienstag (6. Oktober) ein Ultraschallgerät, mehrere EKG-Geräte sowie etliche elektrische Blutdruckmessgeräte und Fieberthermometer auf den Weg nach Lesbos gebracht werden konnten. Gespendet von Universitätsklinikum und Elisabeth-Krankenhaus.

Die Uniklinik Essen hatte schon Mitte September 2020 wichtige Medikamente für einen Hilfstransport nach Lesbos gestiftet, diesmal bringt sie medizinisches Gerät auf den Weg. Auch das Elisabeth-Krankenhaus beteiligt sich an der Aktion.
Die Uniklinik Essen hatte schon Mitte September 2020 wichtige Medikamente für einen Hilfstransport nach Lesbos gestiftet, diesmal bringt sie medizinisches Gerät auf den Weg. Auch das Elisabeth-Krankenhaus beteiligt sich an der Aktion. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Den Transport übernimmt diesmal der Paketdienst UPS, „weil jemand von der Caritas jemanden bei uns kannte“, wie UPS-Deutschland-Chef Frank Sportolari schlicht erklärt. Für Thomas Siepmann von der Initiative „Ein Herz für Moria“, die schon zum Jahreswechsel Hilfsgüter auf die Insel gebracht hatte, ist die neue Lieferung auch ein Zeichen von Zusammenhalt: „Da sieht man, was man schaffen kann, wenn die Stadtgesellschaft zusammensteht.“ Auch Oberbürgermeister Kufen dankt allen Beteiligten in Essen für ihren Beitrag und betont: „Die Bilder von Moria lassen keinen kalt. Jetzt sind Griechenland und die europäische Ebene gefordert, eine Lösung für die Situation der Flüchtlinge zu finden.“

Das neue Camp ist noch schlimmer als das alte Flüchtlingslager

Eine politische Botschaft erhofft sich auch Caritasdirektor Hermans: „Moria ist ein Skandal innerhalb der europäischen Grenzen. Und man fragt sich, wie es im Winter dort weitergehen soll.“ Schlimmste Befürchtungen für die kalte Jahreszeit hat Verena Würz: „Die Menschen im neuen Camp sind der Witterung dort völlig schutzlos ausgesetzt. Es gibt noch weniger sanitäre Anlagen als vorher, die Bedingungen sind unerträglich, ein Verstoß gegen die Menschenwürde.“ Dabei habe sich niemand vorstellen können, dass ein Flüchtlingslager noch schlechter sein könne als das erste Camp Moria. Bleibt das Versprechen aus Essen, wie es Markus Kampling von der Caritas Flüchtlingshilfe formuliert: „Unsere Hilfe geht weiter.“

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Hilfstransport startete wenige Tage nach dem Brand des Camps

Die ersten Essener Hilfstransporte für die Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos starteten schon am Wochenende 12./13. September 2020 mit Schutzmaterial und Medikamenten. Also wenige Tage nach dem Feuer, dass das Camp Moria zerstörte und die Menschen zwang, auf der Straße zu campieren.

Geldspenden zu Gunsten der Moria-Initiative nimmt die Caritas-Flüchtlingshilfe Essen entgegen. Bankverbindung / Iban: DE45 3606 0295 0000 1026 28 bei der Bank im Bistum. Verwendungszweck: Ein Herz für Moria