Essen. Ein Hilfstransport mit Medizin und Schutzausrüstung ist Samstag von Essen nach Moria gestartet. „Es fehlt dort an allem“, so der Caritasdirektor.
Es war ein Kraftakt für alle Beteiligten, aber nun ist der Essener Hilfstransport zum abgebrannten Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos unterwegs. Am Samstag (12. September) startete der mit Schutzanzügen, Masken, Medikamenten, Handschuhen und Desinfektionsmittel beladene Transporter Richtung Griechenland.
Je nach Schiffsverbindung solle er sein Ziel am Montag, spätestens am Dienstag erreichen, sagt der Direktor des Essener Caritasverbandes Björn Enno Hermans. Die Hilfsorganisation „Kitrinos Healthcare“ warte vor Ort sehnsüchtig auf das dringend benötigte medizinische Material: „Die sind total happy, dass jetzt Hilfe kommt.“
Chronisch Kranken fehlen ihre lebenswichtigen Medikamente
Nach dem verheerenden Feuer, bei dem das Flüchtlingscamp vernichtet wurde, befänden sich 12.000 Menschen ohne Anlaufstelle und ohne Dach über dem Kopf auf den Straßen von Lesbos. Unter ihnen auch chronisch Kranke, die etwa unter schwerem Bluthochdruck oder Diabetes litten und regelmäßig Medikamente nehmen müssten. „Weil auch das von Kitrinos betriebene Hospital im Camp zerstört wurde, fehlt es an allem“, sagt Hermans.
Mit dem Transport schicke man auch Geldspenden, damit benötigte Hilfsgüter vor Ort eingekauft werden können. Doch vieles sei derzeit in Griechenland nicht oder nicht kurzfristig zu beschaffen. Schon vor dem Brand hatte Hermans daher einen Hilferuf auf Facebook gepostet. Dabei ging es vor allem um Schutzausrüstung, um die Verbreitung von Covid-19 in dem Camp zu bremsen. Nun da die Flüchtlinge im Freien campierten, werde dieses Material umso dringender benötigt.
Die für den Transport gespendeten Güter kommen von der Caritasflüchtlingshilfe Essen, vom Caritasverband Essen, von der CSE, der Katholischen Pflegehilfe und dem Uniklinikum Essen. Große Unterstützung gibt es auch von der privaten Initiative „Ein Herz für Moria“, die schon zum Jahreswechsel einen Transport mit Kleidung in das Flüchtlingscamp organisiert hatte.
Unhaltbare Zustände und große Hilfsbereitschaft
„Es macht etwas mit einem, wenn man vor Ort ist und das Leid sieht“ sagt Fred Bothen von „Ein Herz für Moria“. Frank Toubartz berichtet von den unhaltbaren hygienischen Zuständen, von Warteschlangen vor den Latrinen. „Die Menschen dort haben nur, was sie am Körper tragen, bestenfalls noch ein, zwei Taschen mit ihrer Habe. Sie liegen zu fünft in Zweimann-Zelten.“ Es sei unglaublich, was Hilfsorganisationen und Ehrenamtliche dort leisteten. Nach diesem Erlebnis sei es für sie jetzt keine Frage gewesen, sofort zu handeln.
Am Sonntag schickte die Hilfsallianz noch eine Cessna vom Flughafen Essen/Mülheim mit Hilfsmaterial los. Reguläre Luftfracht wäre laut Caritasdirektor Hermans nicht so schnell vor Ort gewesen wie das Kleinflugzeug.
Wochendausflug abgebrochen, um nach Moria zu fahren
Tempo legt auch das Team vor, das den Landweg nimmt: Gamze Hizel von der CSE und Fred Krusch vom Caritasverband Düsseldorf wollen ohne allzu lange Pausen durchfahren. Die Caritas Düsseldorf unterstützt die Aktion in vielfältiger Hinsicht, stellt etwa auch den Transporter. Fred Krusch war am Freitag mit seiner Tochter in Holland, als der Anruf seines Chefs kam. Sofort habe er den Wochenendtrip auf einen Strandspaziergang verkürzt und sei dann zurückgefahren. Kurz vor Mitternacht traf er zu Hause ein, um am nächsten Morgen nach Lesbos aufzubrechen. Er habe halt das Motto seines Chefs beherzigt: „Not sehen und helfen.“