Essen. Anfang des Jahres organisierte Thomas Siepmann eine Hilfsaktion für Moria: Alles sei durch den Brand zerstört, nun geht es um schnelle Hilfe.

Thomas Siepmann kommt gerade aus einer einstündigen Telefonkonferenz. Ihr Ziel: Schnelle Hilfe für die Menschen in Moria zu organisieren. Die Erschütterung über das Unglück ist Siepmann noch immer anzuhören.

Anfang des Jahres hatte der Unternehmer gemeinsam mit weiteren Ehrenamtlichen einen 3,5-Tonner mit Hilfsgütern voll gepackt und sich auf den Weg zu dem griechischen Flüchtlingscamp gemacht. „Ein Herz für Moria“ heißt die Aktion, an der sich damals zahlreiche Essener beteiligten, Privatleute ebenso wie Firmen.

Container für die medizinische Versorgung ist niedergebrannt – wie alles im Camp


Von dem Container, den Logistiker Schenker für die britische Hilfsorganisation Kitrinos zur Verfügung gestellt hatte, ist nach dem Großbrand nichts mehr übrig. Er war zuvor zur medizinischen Versorgung der Flüchtlinge genutzt worden. „Das Camp ist mehr oder weniger komplett abgebrannt, auch das Hospital wurde komplett zerstört“, weiß Siepmann aus dem Gespräch mit Dr. Christoph Zenses, der als Arzt für die NGO Kitrinos vor Ort war und das Krankenhaus mit aufgebaut hat. Gerade einmal zwölf Helfer – Ärzte, Krankenschwester, Helfer – versuchten aktuell, den Menschen auf den Straßen zu helfen.

Die Situation sei durch die Corona-Pandemie zuletzt ohnehin angespannt gewesen: 35 bis 100 bestätigte Covid19-Fälle soll es zuletzt gegeben haben, so Siepmann. Daraufhin sei das Camp abgeriegelt worden, die Menschen hätten sich nicht mehr frei bewegen können auf der Insel. Darüber hinaus sei von rechtsextremen Gruppen die Rede, die die Lage zusätzlich verschärft haben sollen. „Durch das Feuer sind auch die medizinischen Hilfsgüter abgebrannt, es fehlt jetzt an allem.“

“Die EU wird sich nicht verweigern können, diesen Menschen sofort zu helfen“


Auch Björn-Enno Hermans, Chef der Essener Caritas, ist in Sorge, „dass sich das Coronavirus nun ungehindert ausbreiten könne“. Auch er nahm an der Telefonschalte teil, will nun im Schulterschluss mit Siepmann und dem von Arzt Christoph Zenses mit begründeten Verein „Solingen hilft“ eine Spendenaktion organisieren. Aktuell versuche er etwa, über den Frankfurter Flughafen schnell Masken und andere Hygieneartikel zur Eindämmung des Coronavirus auf die griechische Insel zu schaffen. Alles weitere könne vor Ort organisiert werden, nur brauche es dafür Geld.


Die Flüchtlinge würden aktuell auf benachbarte Camps umverteilt. Thomas Siepmann hofft aber, dass „diese humanitäre Katastrophe“ die Politik nun endlich wachrüttelt, die viel zu lange weg gesehen habe: So schrecklich die Katastrophe sei, böte sie nun „die letzte Chance für die Menschen vor Ort, die nun ohne Schutz mit ihren Kindern im Straßengraben liegen, ein neues Leben beginnen zu können“, schreibt Siepmann auf seiner Facebookseite und ergänzt: „Die EU wird sich nun nicht weiter verweigern können diesen Menschen sofort zu helfen!“


Wie genau man helfen kann, darüber will die Aktion „Ein Herz für Moria“ noch am Mittwoch über Facebook informieren.