Essen. Die Besucherzahlen sind mies, der Unmut der Gäste groß und nun wird es kühler: Das Freibad Hesse in Essen beendet am Sonntag (30.8.) die Saison.

Eine anstrengende Saison mit wenigen Gästen und pöbelndem Publikum geht zu Ende: Das Freibad Hesse in Dellwig öffnet am Sonntag, 30. August zum letzten Mal für 2020. „Wir haben uns die Wetterprognosen angeschaut – da kommt nichts mehr“, sagt Badleiter Sven Conrads. In den Vorjahren hatte Hesse häufig deutlich länger geöffnet, „aber der September war dann oft ein Debakel“.

In diesem Jahr mag er das Risiko gar nicht erst eingehen. Die Saison unter Corona-Bedingungen sei äußerst schwierig gewesen, der Zuspruch in jedem Wortsinn gering: Bis Montagabend (24.8.) zählte Hesse 26.527 Badegäste - im Vorjahr waren es fast 60.000, 2018 sogar über 80.000. Nur ein einziges Mal in seiner Amtszeit habe die Besucherzahl noch ein wenig niedriger gelegen; das war in der allerdings verkürzten Saison 2011.

„Wir konnten es gefühlt 99 Prozent der Badegäste nicht recht machen“

Besonders bitter für Conrads und sein Team war der stete Unmut der Gäste: „Uns war klar, dass wir es nicht allen recht machen können, aber gefühlt haben wir es 99 Prozent der Gäste nicht recht gemacht.“ Um die Abstandsregeln einhalten und die Besucherzahl deckeln zu können, hatte Hesse zu Saisonbeginn Monatskarten verkauft. Das gefiel all jenen nicht, die spontan baden gehen wollten. Auch die Idee, Badegäste nur für jeweils 20 Minuten am Stück in die Schwimmbecken zu lassen, um dort Überfüllungen zu vermeiden, sorgte für Unmut. „Eigentlich wurde immer gemeckert.“

Eine anstrengende Saison hat der Leiter des Freibades Hesse in Essen-Dellwig erlebt: Die Badegäste hätten die Corona-Regeln kritisiert und viel gemeckert, sagt Sven Conrads.
Eine anstrengende Saison hat der Leiter des Freibades Hesse in Essen-Dellwig erlebt: Die Badegäste hätten die Corona-Regeln kritisiert und viel gemeckert, sagt Sven Conrads. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die einen mochten nicht einsehen, dass nur zwei Badegäste gleichzeitig duschen dürfen, die anderen diskutierten schon am Eingang, weil sie ihre Kontaktdaten hinterlassen sollten wie derzeit ja auch in jedem Café. „Als ob ich mir diese Regeln ausgedacht und Corona persönlich aus China eingeschleppt hätte.“

Einmal eskalierte ein Konflikt zwischen Badegästen sogar so, dass Conrads, der dazwischen ging, selbst tätlich angegriffen wurde. Im Familienbad Hesse habe er auch so etwas noch nie erlebt. Kleiner Lichtblick in einer zermürbenden Saison: Ein Stammgast brachte Conrads eine Sonnenblume mit.

Selbst an den heißen Tagen waren Rekordbesucherzahlen nicht drin

Bei allem Verdruss hätte der Badleiter die Saison wohl noch länger laufen lassen, wenn die Besucherzahlen zuletzt nicht so deutlich gesunken wären: Am Sonntag (23.8.) zählte er 122 Gäste, am Montag (24.8.) waren es 126. Wirtschaftlich sei das natürlich nicht, „zumal die Heizkosten schon wieder nach oben gehen“.

Besucherrekorde habe er coronabedingt auch an den heißen Tagen Mitte August nicht erzielen können: Schließlich dürfen zeitgleich nur 1400 Personen aufs Hesse-Gelände. Die höchste Besucherzahl lag daher in diesem Jahr bei 1800 an einem Tag, 2019 waren es noch rund 4600.

In vier Essener Bädern kann man unter freiem Himmel baden

Das Freibad Hesse liegt am Scheppmannskamp 6 in Essen-Dellwig und ist bei dem aktuell kühleren Wetter wochentags von 6 bis 10 Uhr sowie wieder von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 30. August, öffnet das Bad zum letzten Mal in dieser Saison. Infos unter: 0201 69 26 74. Aktuelle Öffnungszeiten finden sich jeweils auf der Facebook-Seite des Bades: https://www.facebook.com/HesseFreibadDellwig

In Essen kann man aktuell noch in drei weiteren Bädern unter freiem Himmel schwimmen: Grugabad, Am Grugapark 10 Mo-Fr, 6.15 bis 10 Uhr und 14 bis 20 Uhr, Sa/So, 10 bis 18 Uhr. Schwimmzentrum Kettwig, Im Teelbruch 10: Mo-Fr, 6.30 bis 10 und 14 bis 20 Uhr, Sa/So, 10 bis 18 Uhr. Kombibad Oststadt, Schultenweg 44, in Freisenbruch (Öffnungszeiten wie Kettwig).

Technische Pannen hätten die Arbeit für das Team zusätzlich erschwert, und so resümiert Conrads: „Mit dem Wissen von heute hätte man auf diese Saison auch verzichten können.“ Die Verantwortlichen vom Trägerverein Ruwa-Dellwig und das Bad-Team müssten in diesem Jahr sicher einige Gespräche führen, um die Saison auszuwerten – und die nächste zu planen. „Ich denke mir, dass wir auch 2020 noch mit Corona zu tun haben werden“, sagt Conrads. Also müsse man sich genau anschauen, was in diesem Jahr gut gelaufen sei und was nicht. „Wir können sich einiges optimieren.“ Und hoffen, dass die Badegäste das dann auch würdigen.