Essen. Der Rat der Stadt Essen hat ein grundsätzliches Grillverbot in allen städtischen Grünanlagen beschlossen. Verstöße werden teuer. Mehr Kontrollen.
Es ist inzwischen ein vertrautes wie beklagenswertes Bild: Nach einem sonnigen und warmen Wochenende türmen sich in vielen Parks der Stadt Essen regelrechte Müllberge neben den viel zu kleinen Abfalleimern: Essensreste, Plastikgeschirr, leere Flaschen und was sonst noch alles übrig blieb, nach üppigen Grillgelagen.
So etwas soll sich ab dem kommenden Jahr nicht mehr wiederholen. Der Stadtrat hat die Pläne der Stadt Essen am Mittwochabend befürwortet: Voraussichtlich ab 1. April 2021 wird es in allen öffentlichen Parks und Grünanlagen ein generelles Grillverbot geben. Nur auf extra dafür ausgewiesenen Flächen - "Grillzonen" - sollen Bürger dann ihre mitgebrachte Holzkohle noch schüren dürfen. Diese Zonen müssen allerdings noch eingerichtet werden, teilte die Stadt am Mittwoch mit.
Wer trotz des Grillverbots beim Grillen außerhalb der Grillzonen erwischt wird, dem drohen ein Bußgeld von 100 bis 1000 Euro wegen einer Ordnungswidrigkeit. "Die Einhaltung des Grillverbots soll durch den Kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Essen kontrolliert werden. Wie in anderen Fällen bereits erprobt, soll dabei auf die Unterstützung des Bewachungsdienstleisters RGE zurückgegriffen werden", gab die Stadt bekannt.
Grillen nur derzeit nur in drei Essener Stadtparks verboten
Das Grillverbot bedeutet eine 180-Grad-Wende und eine Abkehr von einer äußerst liberalen Haltung, was den Umgang mit öffentlichem Grün angeht. Denn bislang ist das Grillen in städtischen Parks grundsätzlich erlaubt. Es sei denn, es ist ausdrücklich verboten. Das ist in drei Parkanlagen der Fall: im Hallopark, im Schlosspark Borbeck und im Krupp-Park im Westviertel. Denn dort lasse sich der erforderliche Sicherheitsabstand zu Wald nicht einhalten.
Nun wird die Stadt genau umgekehrt verfahren: Das Grillen wird in Stadtparks generell verboten. Es sei denn, es ist ausdrücklich erlaubt. Der Rat hat außerdem entschieden, dass für eine gerechte Verteilung im Stadtgebiet in jedem Bezirk Grillzonen einzurichten sind und dass sich die Anzahl und Größe der Flächen an der jeweiligen Bevölkerungsdichte orientieren soll, teilte die Stadtverwaltung mit. Auch ein Standard für die Ausstattung vor Ort muss noch festgelegt werden. Darüber soll die Politik vor Ort in den Bezirksvertretungen mitentscheiden.
Oberbürgermeister Thomas Kufen fordert Grillverbot für die Brehminsel
Mit ihrem Vorstoß reagiert die Stadt Essen auf eine wachsende Zahl an Beschwerden aus der Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund hatte sich Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) in einem Interview mit den Werdener Nachrichten zuletzt für ein Grillverbot auf der Brehminsel ausgesprochen. Dort hat die Verwaltung mittlerweile einen regelrechten Grilltourismus ausgemacht.
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Dafür sei die Insel in der Ruhr viel zu klein, befand Kufen. Denn der Brehm ist längst ein weit über Werden hinaus bekanntes und beliebtes Ziel für Großfamilien wie für jugendliche Partygänger.
Und nicht jeder macht sich die Mühe und lagert seinen Abfall neben den Papierkörben, wenn man die Säcke schon nicht mit nach Hause nimmt. Zu den unschönen Begleiterscheinungen gehören neben Müll auch Vandalismus. Und mangels öffentlicher Toiletten schlagen sich die Leute in die Büsche. Was bleibt ihnen anderes übrig?
Ordnungsamt soll öfter Streife gehen, um das Grillverbot durchzusetzen
Ob es auf der Brehminsel das von OB Kufen geforderte Grillverbot geben wird, bleibt abzuwarten. Oder richtet die Stadt auch dort feste Grillplätze ein? Stellt sie mehr und größere Müllbehälter auf? Wird es gar öffentliche Toiletten geben? Darüber sollen die Bezirksvertretungen diskutieren, in Werden und in all den anderen Stadtteilen, deren Parks gerne zum Grillen aufgesucht werden, was in diesem Corona-Sommer, in dem viele daheim geblieben sind, wohl noch öfter der Fall zu sein scheint. Sei es der Stadtgarten oder der Kaiserpark in Altenessen.
Am Ende dürfte es auch darum gehen, was es die Stadt kostet. Fest steht: Das Ordnungsamt wird seine Anstrengungen erhöhen, will die Stadt das Verbot auch durchsetzen. Die Zahl der Streifengänge solle aufgestockt werden, bis die Bürger mit den neuen Regeln vertraut sind und sich daran halten, die der Rat nun beschlossen hat.
Zusätzliche Parkhüter sollen erprobt werden
Die Entsorgungsbetriebe, die in neun großen Stadtparks bereits vier Mal pro Woche säubern und dies auch sonntags, werden dort, wo das Grillen erlaubt bleibt, öfter vorbeischauen und wohl auch zusätzliche Müllbehälter aufstellen müssen. "Auf Wunsch der Politik soll außerdem der Einsatz zusätzlicher Parkhüter/innen erprobt werden, die als Ansprechpartner/innen für die Bürger/innen zur Verfügung stehen", teilte die Stadt mir.
Am Brehm in Werden sei dies schon geschehen, heißt es bei Grün und Gruga, welche die Entsorgungsbetriebe mit der Reinigung und Müllentsorgung beauftragen. Die Behälter wurden allerdings nicht auf der Insel platziert, sondern am Ufer am Rande der Altstadt, wo sie von den schweren Müllfahrzeugen abtransportiert werden können. Die Tragfähigkeit der nagelneuen, mehr als 600.000 Euro teuren Brücke reiche dafür nicht aus. Leider ist der Weg zum Container vielen Grillern offenbar zu weit.
- Kommentar: Ein Grillverbot ist bedauerlich, aber leider überfällig
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