Essen. Corona lässt die Müllmengen in den Essener Parks ansteigen. Neues Phänomen: Pizzakartons und Sofas. Dauerärgernis: Der Müll im Stadtgarten.

Die Vermüllung der Essener Parks und Grünanlagen insbesondere in der warmen Jahreszeit ist schon seit Jahren ein beklagenswertes Ärgernis. Die Corona-Krise scheint das Problem obendrein zu verschärfen. „Corona wirkt sich negativ aus, es gibt mehr Hinterlassenschaften in den Parks“, berichtet Bettina Hellenkamp, Sprecherin der Entsorgungsbetriebe EBE.

Die Zunahme an wildem Müll lasse sich noch nicht exakt in Tonnen und Kubikmetern beziffern, denn es sei ein subjektiver Eindruck. Dabei beobachten die EBE-Inspektoren zwei ebenso neue wie ärgerliche Phänomene. Das eine sind die Berge an Pizza-Kartons, die auf regelrechte Pizza-Partys schließen lassen. Größere Gruppen geben beim Pizza-Service eine Sammelbestellung auf und lassen sie sich in den Park liefern. „Leider werden die sperrigen Kartons nicht entsorgt, sondern einfach zurückgelassen“, so die EBE-Sprecherin. Damit nicht genug: Weil dann auch noch Glasflaschen mutwillig zerdeppert würden, müsse das EBE-Personal das saftige Grün immer wieder von gefährlichen Scherben befreien.

Diese ärgerlichen Phänomene sind neu: bergeweise Pizzakartons und Sofas in Parks

Das zweite Phänomen empfinden die EBE-Leute als Gipfel der Rücksichtslosigkeit: Leute schleppen neuerdings schwere Sofas in die Parks, machen es sich darauf gemütlich und lassen den Sperrmüll nach dem Gebrauch einfach stehen. „Weil die großen Sperrmüllwagen nicht in die Grünanlagen fahren dürfen, müssen die Mitarbeiter die Möbelstücke weit tragen“, ärgert sich die EBE-Sprecherin.

Zehn Parks - vom Schlosspark Borbeck im Norden bis zur Brehminsel im Essener Süden - säubern die Entsorgungsbetriebe im Auftrag der Stadttochter Grün & Gruga von Müll. Ein ständiges Ärgernis für Anwohner und Passanten sind die Zustände im Stadtgarten, der grünen Oase zwischen Aalto-Theater, Philharmonie und Sheraton.

Seit bald zehn Jahren, klagt ein Anwohner, habe sich der schmucke Stadtgarten in eine „Open-Air-Grillplatte“ verwandelt – mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen: „Das Vermüllen der Büsche durch Essensreste, Grillasche und natürlich Fäkalien hat dann Hochsaison.“ Zum Ausladen von Pavillons, Proviant und Biertischgarnituren würden Autos in den Park fahren und auf dem Rasengrün herumkurven.

Anwohnerin: „Wer freundlich um leisere Musik bittet, erhält freche Antworten“

Eine Feuerstelle mitten im Gebüsch des Essener Stadtgartens: Ein verärgerter Anwohner hat die zahlreichen Verfehlungen bei Grillpartys dokumentiert. Oft werde die Asche von Grillkohle zurückgelassen.
Eine Feuerstelle mitten im Gebüsch des Essener Stadtgartens: Ein verärgerter Anwohner hat die zahlreichen Verfehlungen bei Grillpartys dokumentiert. Oft werde die Asche von Grillkohle zurückgelassen. © O.H.

Stadtgarten-Anwohnerin Christa Schulz führt die Verschandelung des Stadtgartens vor allem auf die schlechten Manieren von Großfamilien zurück: „Nach dem Grillen in Familienclans wird ein Müll zurückgelassen, der jeder Beschreibung spottet, es wird mit Verstärkern so laut Musik gespielt, dass man trotz dichter Fenster die Bässe hört. Wenn man als Anwohner freundlich um Leiserstellen bittet, erhält man freche Antworten. So braucht man sich nicht zu wundern, wenn latenter Rassismus entsteht.“

Grün & Gruga-Sprecherin Christina Waimann bestätigt, dass der Stadtgarten insbesondere an Wochenenden und bei gutem Wetter stark frequentiert werde.

Essener Regeln für das Grillen im Grünen

Die Stadt Essen hat Regeln für das Grillen im Grünen aufgestellt. Grillverbote gibt es für den Hallopark, den Schlosspark Borbeck und den Krupp-Park.

In den übrigen frei zugänglichen öffentlichen Grünanlagen ist das Grillen nicht verboten, wenn ein portabler Grill und handelsübliche Holzkohle benutzt werden. Das Entfachen von Lagerfeuern oder ähnlichen offenen Feuerstellen ist nicht statthaft.

Es ist allerdings verboten, Abfälle zu hinterlassen. Das könne als unerlaubte Abfallbeseitigung mit empfindlichen Geldbußen geahndet werden.

Die öffentlichen Abfallkörbe seien nicht dafür ausgelegt, um die Abfälle von Grillgesellschaften aufzunehmen. Die Abfälle dürfen auch nicht neben die Abfallbehälter gelegt werden. Es sei den Grillfreunden zuzumuten, dass sie ihre Abfälle wieder mitnähmen und über ihren Hausmüll entsorgten.

Eine Zunahme an Verschmutzung gegenüber dem Vorjahr habe man allerdings nicht feststellen können. Trotzdem sei der Reinigungsaufwand enorm.

Stadtgarten wird fünf Mal pro Woche gereinigt und an Feiertagen extra

Aufgrund der hohen Nutzung werde der Stadtgarten an fünf Tagen pro Woche (Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag und Sonntag) gereinigt – an Feiertagen noch zusätzlich. Das bedeute, dass die gesamte Freifläche abgelaufen und „Flugmüll“ aufgesammelt und entsorgt werde. Auch die „normalen“ Mülleimer würden geleert.

Im Stadtgarten stünden außerdem drei 1100-Liter-Rollcontainer und sechs 240-Liter-Mülltonnen, die jeweils zweimal pro Woche geleert werden. „Alle zwei Wochen sind die Parkhüter auch am Wochenende im Stadtgarten unterwegs“, so Waimann. Zudem sei das Ordnungsamt fast täglich mit Streifen im Einsatz, um Verstöße zu kontrollieren und zu ahnden.

Ginge es nach Leserin Christa Schulz, sollte die Stadt Essen härter durchgreifen. „Mein Vorschlag wäre schon einmal, das Grillen zu untersagen, um die oben genannten Begleiterscheinungen zu minimieren. Dies ist ja auch in anderen Städten erfolgreich getestet worden. Warum also nicht auch in Essen?“