Essen. Die Tribüne am Essener Baldeneysee und der gesamte Regattabereich sollen neu gestaltet werden. Warum aus dem ersten Anlauf nichts wurde.

Es wäre wohl einer dieser willkommenen Anlässe gewesen, bei denen der Oberbürgermeister symbolisch zum Spaten greift, damit die Fotografen den Baustart im Bilde festhalten – vor allem in einem Wahljahr. Doch der Spaten bleibt im Schuppen, denn aus der Neugestaltung des Regattabereichs, die in diesem Jahr beginnen sollte, wird so schnell nichts. Die Stadt nimmt einen neuen Anlauf. Der erste schaffte es nichts ins Ziel: außer Spesen nichts gewesen.

Dass es so kommen könnte, deutete sich an, als die Jury im September des vergangenen Jahres die Ergebnisse eines aufwendigen Planungswettbewerbs präsentierte, den die Stadt für das neue „Tor zum Baldeneysee“ ausgelobt hatte. Sieben von acht Architektur- und Planungsbüros, die von der Verwaltung zur Teilnahme eingeladen worden waren, hatten ihre Entwürfe eingereicht. Doch auf einen Sieger konnte sich das Preisgericht nicht verständigen. Vergeben wurden ein zweiter Preis, zwei dritte Preise und zwei Anerkennungen.

Jury vermisste überzeugendes Gesamtkonzept für den Regattabereich

Es sei leider keiner Arbeit gelungen, die vielschichtigen Aufgaben in ein überzeugendes Gesamtkonzept umzusetzen; so steht es im Protokoll nachzulesen. So etwas komme vor, erläuterte Simone Raskob, städtische Beigeordnete und selbst Mitglied der Jury, im Anschluss an den Wettbewerb. Die Preisträger würden aufgefordert, ihre Arbeiten nachzubessern.

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Doch das ist, wie sich herausstellen sollte, gar nicht so einfach. Im konkreten Fall wäre es sogar ein Verstoß gegen das Vergaberecht. Zu diesem Schluss kam das städtische Rechtsamt nach einer Prüfung. Im Raum stünden andernfalls Schadenersatzansprüche in Höhe von bis zu 70.000 Euro, weshalb die Juristen im Rathaus dringend empfahlen, das Vergabeverfahren abzubrechen und bei Null zu starten.

Gesucht: Lösung für Sportler, Spaziergänger und Fahrgäste der Weißen Flotte

„Es ist besser, man macht einen sauberen Schnitt“, sagt auch Simone Raskob. Wie konnte es so weit kommen? Die Stadt hatte von den Architekten und Landschaftsplanern Vorschläge erbeten, wie sich der stark frequentierte Bereich am Baldeneysee zwischen dem Gelände des Etuf und den Bootshäusern am Regattahaus so attraktiv gestalten ließe, dass alle Sportler, Spaziergänger und Fahrgäste der Weißen Flotte gleichermaßen zufrieden sind. Denn der Charme des Uferbereichs wirkt angestaubt, die Tribüne gilt als sanierungsbedürftig. An der Zufahrt von der Lerchenstraße knubbelt es sich bei schönem Wetter. Parkplätze sind dann knapp auf dem Areal. Der nahe S-Bahnhof Hügel ist zudem nicht barrierefrei. Auch auf diese Fragen hatte sich die Stadt von den Planern überzeugende Antworten versprochen.

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Was die landschaftsplanerische Gestaltung angeht, sieht Raskob in den vorgelegten Entwürfen gar einige visionäre Ansätze. Zu kurz gekommen seien jedoch die Belange des Sports, heißt es aus dem Kreise der am Verfahren Beteiligten. Dass Bäume stören könnten, wenn Ruderer einen Achter zu Wasser zu lassen – das sei wohl leider übersehen worden, ätzt einer aus der Sportpolitik. Raskob betont, dass auch der Sportausschuss vor der Auslobung des Planungswettbewerbs über die gewünschten Inhalte informiert war.

Regattatribüne soll Platz für Lagerräume oder Büros bieten

Als dringend wünschenswert gilt aus Sicht des Sports eine neue Tribüne mit Unterbau, so dass die Räume dort für andere Zwecke genutzt werden können, als Lagerraum oder Büro. Einer der Entwürfe sieht dies sogar vor. Die „Schlichtheit der Arbeit“ sei jedoch ihr großer Nachteil, urteilte die Jury. Der Entwurf war ihr „zu wenig visionär“.

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Bei der Gestaltung des neuen Tores zum Baldeneysee will man sich nun in einem ersten Schritt der Regattatribüne widmen, heißt es. Alles andere kommt danach. Die Kosten für den Planungswettbewerb beliefen sich nach Angaben der Verwaltung auf 130.000 Euro. Das Geld ist futsch, viel Zeit ist verstrichen. Nun heißt es: Alle an einen Tisch. Damit hinterher niemand sagen kann, er sei nicht ausreichend beteiligt worden.