Essen-Katernberg. Gemeinschaftliches ökologisches Gärtnern mitten in Katernberg: Die Bonnekamp-Stiftung sucht freiwillige Mitstreiter für den Gemüse- und Obstanbau.
Wer die Bonnekamphöhe hochfährt, landet auf einer knapp drei Hektar großen Lichtung, die ihresgleichen in der Stadt sucht, ein kleines Paradies, das man dort nicht vermutet: Denn unter den Händen von Gärtner und Biologe Hubertus Ahlers, der das Grundstück vor neun Jahren erstanden hat, gedeiht einfach alles. Wer mit anpacken möchte, ist gerngesehen.
Gemüse- und Obstanbau mitten in Katernberg: Die Permakultur der Bonnekamp-Stiftung ist ein ganz besonderes Modellprojekt für soziale Gerechtigkeit, eine gemeinschaftliche, ökologische Landwirtschaft in kleinem Format, „Wir wollen die heimische Artenvielfalt gezielt fördern – und das, ohne Pestizide oder andere Schadstoffe einzusetzen“, sagt Stiftungsgründer Hubertus Ahlers.
Auch interessant
Über eine Allee, an der rechts und links Pflaumen-, Apfel- und Kirschbäume wachsen, gelangt der Besucher auf einem kleinen Platz, wo in großen Kästen die unterschiedlichsten Gemüsesetzlinge ihre zarten Blätter zum Licht strecken. Hier ist das Herz und der Treffpunkt der landwirtschaftlichen Stiftung: ein paar Stühle und Tische unter einer mächtigen Weide, ein kleines Gewächshaus für die empfindlicheren Kulturen und eine kleine Gemüsewaschanlage für die bunt-gemischten Tüten, die Ahlers und seine Mitstreiter verkaufen.
Aus der ganzen Welt kommen freiwillige Helfer nach Katernberg
Kartoffeln, Kürbisse und Möhren, Steinobst und Beeren, Tomaten, alle Kohlsorten, Kräuter hat Hubertus Ahlers in den vergangenen Jahren ausgesät und angepflanzt. „Ich habe alleine 70 unterschiedliche Blattsalatsorten“, sagt er.
Natürlich kann und will Ahlers die Arbeit nicht alleine bewältigen, er wird dabei von einer festen Truppe und immer wieder von freiwilligen Helfern unterstützt. Derzeit sind gleich vier „Woofers“ in Katernberg – so nennen sich die Volunteers der weltweit agierenden Organisation „Wwoof“, die Freiwillige aus aller Herren Länder für einen begrenzten Zeitraum an ökologische Höfe und Landwirtschaften vermittelt. „Ich hatte hier schon Woofers aus fast allen Kontinenten“, sagt Ahlers.
Ein verwunschenes Stück Land mitten in Katernberg
Eine von ihnen aus Deutschland ist Eva Bader: Die 28-Jährige aus Stuttgart wollte nach wochenlangem Home-Office „einfach mal draußen sein und mit den Händen etwas Sinnvolles tun“, sagt sie. In vier Wochen hat sie viel über den Gemüseanbau gelernt, nimmt ihr Wissen mit in die schwäbische Heimat. Dass sie mitten im Ruhrgebiet, unweit der Zeche Zollverein auf solch ein verwunschenes Stück Land trifft, verwundert sie immer wieder.
Auch interessant
Manch freiwilliger Helfer, der eigentlich nur für ein paar Wochen den Schreibtischstuhl mit der Scholle tauschen wollte, ist länger geblieben, als gedacht. So wie Jonathan Schutty, der zwischen Mangold und Zwiebeln seine Bestimmung fand und nun den Gemüseanbau managt. Alles wächst hier ohne Chemie, „wenn man weiß, wie man den Boden bestellen muss, dann ist das nicht nötig“, berichtet Ahlers, der seit dem viel zu frühen Tod seiner beiden Partner alleine im Vorstand der 2014 gegründeten Stiftung sitzt und mit großem Einsatz seinen riesigen Garten pflegt.
Ein ökologisches Bildungsprogramm für alle interessierten Hobbygärtner
Sein Wissen gibt der 55-jährige Biologe gerne weiter: Gemeinsam mit dem Stadtverband der Kleingärtner hat er ein ökologisches Bildungsprogramm auf die Beine gestellt, dass großen Anklang findet. „Ich versuche den Teilnehmern einen ökologischen Überblick zu vermitteln“, sagt Ahlers. Dazu gehören Bestimmungsübungen, ein bisschen Evolutionsbiologie, aber ebenso ganz praktische Übungen wie Obstbaumschnitt. Auch Klassen und Leistungskurse der benachbarten Schulen kommen immer wieder für Projekte vorbei. Sie sind gerngesehene Gäste, denen Ahlers viel seiner Zeit und Aufmerksamkeit schenkt.
Auch interessant
Genauso wie den Freiwilligen. Denn Ahlers ist weiterhin auf die Unterstützung vieler helfender Hände angewiesen ist. „Ich freue mich über jeden, der mitmachen möchte“, sagt er, „denn das Projekt Bonnekamp-Stiftung steht und fällt mit der gemeinschaftlichen Arbeit. Das ist und bleibt mein Traum.“
Gemischte Tüten voller Gemüse und Obst
Die Bonnekamp-Stiftung verkauft ihre Ernte in Form von gemischten Tüten.
Die sind unterschiedlich groß und können über die Mailadresse jonnypflanzt@posteo.de bestellt werden.
Wer auf dem weitläufigen Gelände mal spazieren möchte, kann das regelmäßig samstags von 12 bis 17 Uhr tun. Adresse: Bonnekamphöhe 50.
Wer Lust hat, mitzumachen, kann das auf ganz unterschiedliche Art und Weise tun. Mehr dazu unter https://www.bonnekamp-stiftung.net/ oder https://www.facebook.com/BKHEssen