Essen. 16 Einheiten zählen zur Freiwilligen Feuerwehr Essen: Rund 550 Kräfte sind bei Großbränden, Unfällen oder Unwetter zur Stelle – ehrenamtlich.

Von Dominika Sagan

Ertönt ihr Pieper, werden sie aus dem Schlaf gerissen, lassen sie ihre Familie an Heiligabend zurück oder eilen vom Kindergeburtstag des Sohnes davon. Die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr retten und löschen nach ihrem Feierabend, an Wochenenden und Feiertagen: ehrenamtlich, unentgeltlich wie unentbehrlich.

Im Hauptberuf sind sie Schornsteinfeger, Chemiker oder Elektriker – im Einsatz werden sie zu einer Einheit, in der sich jeder auf jeden verlassen kann und muss. Rücken die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr in Essen aus, sind sie für Bürger von der Berufsfeuerwehr nicht zu unterscheiden, denn sie fahren die gleichen Fahrzeuge, tragen einheitliche Uniformen sowie Dienstgrade und haben nahezu identische Ausbildungen absolviert.

Die Retter werden getragen von ihrer Kameradschaft

Nicht selten löschen die Ehrenamtlichen nachts Feuer bis in den frühen Morgen, um dann mitunter noch am Arbeitsplatz zu erscheinen. Einen möglichen Verdienstausfall trägt die Stadt, die Retter selbst werden getragen von ihrer Kameradschaft, ihr Lohn ist der Dank der Menschen.

Mit rund 550 Männern und Frauen ist die Essener Freiwillige Feuerwehr eine schlagkräftige Truppe. Aufgeteilt in 16 Einheiten, aufs gesamte Stadtgebiet verteilt, rücken sie aus zu kleinen und großen Bränden, Unglücken oder Unwetterlagen und arbeiten dabei mit rund 750 Kräften der Berufsfeuerwehr zusammen. Je nach Einheit bedeutet das für die Freiwilligen Einheiten bis zu 100 Einsätze jährlich, bei denen sie in ihren Stadtteilen mitunter als Erster vor Ort eintreffen und den Einsatz leiten, bis ihre hauptamtlichen Kameraden nachrücken.

Die Freiwillige Feuerwehr als Bestandteil des Sicherheitskonzeptes

Damit ist die Freiwillige Feuerwehr integraler Bestandteil des städtischen Sicherheitskonzeptes. Eine Pflicht für kreisfreie Städte wie Essen, eine Berufswehr einzurichten, schreibt das NRW-Gesetz für Brandschutz, Hilfeleistung und Katastrophenschutz fest. Zusätzlich soll eine Freiwillige Feuerwehr gebildet werden. Diese sind gemeinsam „innerhalb der Gemeinde stets eine einheitliche Feuerwehr“ – auch das sieht das Gesetz vor.

„Die Kommunen sind verpflichtet, je nach Gefahrenlage, für eine ausreichende Zahl von Einsatzkräften zu sorgen“, erklärt Thomas Lembeck, der als Feuerwehrchef für Haupt- wie Ehrenamtliche verantwortlich ist. Der Bedarf beim Brandschutz wiederum ergebe sich aus Plänen, die Gefahrenpotenzial wie Autobahnen, Wasserstraßen, Bahnlinien, Industriegebiete und dichte Bebauung im Stadtgebiet berücksichtigen.

Tagelange Einsätze nach Unwettern wie bei Kyrill oder Ela

„Die Freiwilligen bilden eine wichtige Größe als Kameraden der Berufsfeuerwehr“, betont auch Christian Kromberg als zuständiger Dezernent. Denn reichten üblicherweise für den Brandschutz und Rettungsdienst die Kräfte der Berufsfeuerwehr aus, ist die Freiwillige Feuerwehr bei Lagen, die das Normale übersteigen, absolut unentbehrlich. Dazu zählten etwa tagelange Einsätze nach Stürmen wie Kyrill oder Ela. Alles, was im Bereich Gefahrenabwehr über den Alltag hinaus gehe, sei ohne die Ehrenamtlichen nicht vorstellbar und wäre für die Stadt ein Desaster.

Bevor die Ehrenamtlichen als Atemschutzgeräteträger in den Einsatz gehen, machen sie eine entsprechende Ausbildung.
Bevor die Ehrenamtlichen als Atemschutzgeräteträger in den Einsatz gehen, machen sie eine entsprechende Ausbildung. © Mike Filzen | Foto

Das gilt mit Blick auf die Sicherheit, aber auch auf die Kosten: Weniger Freiwillige würden gleichzeitig den Bedarf an Kräften der Berufsfeuerwehr steigern. Derzeit sei man gut aufgestellt, das gelte für beide Truppen. So hat sich Essen im Gegensatz zu anderen Kommunen immerhin mit der Einführung einer Dienstpflicht bislang nicht auseinandersetzen müssen. Gleichwohl ist es bei der Berufsfeuerwehr zunehmend schwieriger, geeignete Bewerber zu finden. Die Situation der Freiwilligen Einheiten in den Stadtteilen ist zweigeteilt: Während die einen bereits Wartelisten führen, suchen andere händeringend Nachwuchs für den aktiven Dienst sowie die Jugendfeuerwehr.

Einstieg über Jugendfeuerwehr

Denn der Einstieg bei der Freiwilligen Feuerwehr erfolgt oftmals über die Jugendfeuerwehr, Quereinsteiger sind selten – Frauen bislang ebenfalls deutlich weniger vertreten als Männer. Wer einsteigen will, muss 18 Jahre alt sein und kann sich bis zum Alter von 66 Jahren aktiv einbringen. Einen Einstellungstest gibt es für Freiwillige nicht, vorausgesetzt sind aber Sportlichkeit und medizinische Untersuchungen in regelmäßigen Abständen.

Ausgebildet werden die Ehrenamtlichen zunächst an der Hauptwache der Berufsfeuerwehr und am Institut der Feuerwehr in Münster, sie werden etwa Trupp- und Gruppenführer oder Atemschutzgeräteträger. Regelmäßige Übungstage und Schulungen in den jeweiligen Einheiten gehören dann zum Alltag. Für diesen erhalten sie als städtische Dienstbehörden Uniformen, Fahrzeuge und Gerätehäuser gestellt – die Retter investieren ihre Freizeit.

Unverzichtbar bei kleinen und großen gesellschaftlichen Ereignissen in ihren Stadtteilen

Üben für den Ernstfall gehört für die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr dazu, wie hier in einem völlig vernebelten Gerätehaus bei der Katernberger Einheit. 
Üben für den Ernstfall gehört für die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr dazu, wie hier in einem völlig vernebelten Gerätehaus bei der Katernberger Einheit.  © Mike Filzen | Foto

Zeit und Engagement stecken die Helfer zudem in die zahllosen, sozialen Einsätze bei kleinen und großen gesellschaftlichen Ereignissen in ihren Stadtteilen, sind längst unverzichtbar bei Festen oder Martinszügen. Sie leisten einen starken Anteil in der Brandschutzerziehung und öffnen jedes Jahr ihre Pforten, um den Essenern ihre Arbeit näher zu bringen.

Im Ernstfall wird ihr Ehrenamt für andere zur Rettung in der Not, für sie bedeutet das, von jetzt auf gleich alles stehen und liegen zu lassen, ohne zu wissen, was sie an der Einsatzstelle erwartet. Sie übernehmen Verantwortung, nehmen enorme Belastungen und große Gefahren in Kauf. Das geht natürlich nicht, ohne dass die Familie hinter ihnen steht.

Enorme Belastung und Gefahren

Außerdem brauchen sie mitunter die Hilfe ihrer Kameraden oder von Fachleuten, wenn Bilder von schweren Unfällen, von Personen auf den Gleisen oder den Kindern, die sie beim Brand nicht haben retten können, sie nicht mehr loslassen und womöglich ihr Leben lang begleiten.

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Lebenslang gilt auch bei den meisten für ihre Zugehörigkeit zur Freiwilligen Feuerwehr, sie bringen sich nach dem aktiven Dienst unterstützend ein oder wechseln in die Ehrenabteilung. Denn für sie alle gilt, was ein Kamerad ausspricht: „Die Faszination Feuerwehr lässt einen nicht los“ – und bestenfalls rettet sie Leben.

Die Freiwillige Feuerwehr Katernberg

Vor genau 120 Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr Katernberg gegründet. An der Gelsenkirchener Straße 325 üben Schornsteinfeger, Elektriker und Karosseriebauer für den Ernstfall, für den sie als Feuerwehrmänner (19) und Feuerwehrfrau (1) bereit stehen. Unterstützt werden sie abseits der Einsätze von sechs weiteren Ehrenamtlichen. Zur Jugendfeuerwehr Nord-Ost gehören 24 Jungen und sechs Mädchen aus Katernberg und Stoppenberg. Damit hat diese Gruppe ihre Kapazitätsgrenze erreicht.

Löschgruppenführer Thomas Rothhaar und sein Vorgänger Brandoberinspektor Andreas Kahlert (re.), sie sind in Katernberg im Einsatz.
Löschgruppenführer Thomas Rothhaar und sein Vorgänger Brandoberinspektor Andreas Kahlert (re.), sie sind in Katernberg im Einsatz. © Mike Filzen | Foto

An ihre Grenze kommen die Kameraden selbst mitunter, wenn der Einsatzort die Gleise sind, auf denen sie nicht mehr helfen können, weil die Person beim Eintreffen bereits tot ist. Besonders belastend sind zudem Einsätze wie einst bei einer Wirtsfamilie: Das Feuer hatte die Wohnung über der Gaststätte schnell erreicht, jede Rettung für zwei der Kinder kam zu spät. Dann zählt die Kameradschaft der Helfer, die in ihrem Team jederzeit selbst um Hilfe bitten können.

Diese leisten sie auch, wenn sie nicht alarmiert, sondern bei der Extraschicht, beim Zechenfest auf Zollverein oder beim Osterfeuer in der Gartenanlage gebraucht werden. Für ihre eigenen Reihen haben die Katernberger einen Wunsch: Nachwuchs – bereits ausgebildete Einsatzkräfte. Denn manchmal sei es schwierig, die nötige Anzahl der Kräfte zusammenzubekommen, um auszurücken, weil jemand in Not ist.

Die Freiwillige Feuerwehr Steele

Bei der Feuerwehr ist man ganz oder gar nicht, den Gedanken teilen 38 Kameraden (unter ihnen zwei Frauen, hinzu kommen sechs passive) der Freiwilligen Feuerwehr Steele. Sie ist mit ihrem Gründungsjahr 1876 nach Kettwig (1872) die älteste im Stadtgebiet. Ihre Wache liegt an der Straße Ruhrbruchshof. Dort treffen sich auch vier Mädchen und 15 Jungen bei der Jugendfeuerwehr – für beide Einheiten existieren Wartelisten.

In Steele auf der Wache: Henning Meier testet einen Feuerwehrschlauch des neuen Löschfahrzeugs.
In Steele auf der Wache: Henning Meier testet einen Feuerwehrschlauch des neuen Löschfahrzeugs. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im Gedächtnis geblieben sind den Rettern der Großbrand 1987 im Luther-Krankenhaus, im Krayer Papierlager oder in der Aluhütte am Stadthafen, wo sie die Flammen im Dunkeln aus acht Metern Höhe löschten. Sowie ein tragischer Unfall: Sie waren auf dem Weg, um zu helfen, als ein Kamerad sich beim Sturz aus dem fahrenden Feuerwehrfahrzeug schwer verletzte. Deutlich ungefährlicher ist ihre Hilfe bei Martinsumzug, Oldtimerrallye und auf Stadtteilfesten.

Gerät jemand auf der Ruhr in Not, sind die Freiwilligen ebenfalls zur Stelle wie bei den Kanufahrern, die die Strömung unterschätzt hatten. Dankbarkeit ist ihnen bei den Einsätzen gewiss. Die Voraussetzung dafür: ihre Kameradschaft wie Verlässlichkeit – „und ein bisschen positiv bekloppt muss man sein“. Ein Wunsch: Stets gesund nach Hause zu kommen. www.ff-steele.de

Die Freiwillige Feuerwehr Mitte

Mit der Ausrüstung gehen Feuerwehrleute rund 30 kg schwerer in den Einsatz.
Mit der Ausrüstung gehen Feuerwehrleute rund 30 kg schwerer in den Einsatz. © frank vinken | Foto

Von der Hauptwache im Ostviertel rückt nicht nur die Berufsfeuerwehr aus, sondern ebenso die Kollegen der Freiwilligen Feuerwehr Mitte: 43 Ehrenamtliche (darunter ein Unterstützer) zählen zur 1997 gegründeten Einheit. Unvergessen bleiben den Einsatzkräften Brände wie im Kettwiger Kinderheim. Auch deshalb, weil zwei Menschen starben. Oft sind es zudem die ersten Einsätze, an die sich Feuerwehrkräfte erinnern: Und sei es wie am Schacht Neu-Cöln, wo der Keller unter Wasser stand. Unvergessen auch das Elbehochwasser, bei dem die Einheit in Magdeburg half.

Hilfe leisten sie beispielsweise in Altenessen und im Nordviertel bei Stadtteilfesten.Weibliche Mitglieder finden sich an der Eisernen Hand 45 unter den Freiwilligen ausschließlich bei der Jugendfeuerwehr: Zwei Mädchen und 25 Jungen bilden die Gruppe, für die eine Warteliste existiert.

www.ff-essen-mitte.de

Die Freiwillige Feuerwehr Dilldorf

Die Sirene schreckte die Kameraden bei ihrer Hauptversammlung auf: Die Freiwillige Feuerwehr Dilldorf wurde beim Scheunenbrand alarmiert. Besonders betroffen war die Freundin eines Kameraden, denn es war der Hof ihrer Eltern, der brannte. So bleibt dieser Einsatz von 1983 unvergessen – auch weil der Sohn des Paares inzwischen seit mehr als 15 Jahren zur Löschgruppe zählt. Er ist einer der 21 Feuerwehrmänner, deren Einheit 1914 gegründet wurde.

Die hat zur Waldbrandbekämpfung ein eigens ausgelegtes Tanklöschfahrzeug. Ein Wunder hingegen half ihnen selbst bei Sturm Kyrill, als mehrere Bäume vor und hinter ihr Fahrzeug stürzten und sie unverletzt blieben. Helfer sind sie ebenso beim Osterfeuer, für die Sternsinger und beim Public Viewing.Für ihre Jugendfeuerwehr (Gruppe Ruhrhalbinsel mit Kupferdreh und Byfang) hoffen sie auf Nachwuchs, für ihre Wache im Deilbachtal wünschen sie sich, dass der Neubau zügig voranschreiten möge. Rund 1,4 Millionen Euro investiert die Stadt hier. www.ffdilldorf.de

Die Freiwillige Feuerwehr Kupferdreh

Schon bei der Anfahrt erkannten sie das Ausmaß des Feuers: Großbrände wie beim Pennymarkt und am Kupfertor mit dem Restaurant darüber bleiben für die Freiwillige Feuerwehr Kupferdreh unvergessen. Seit 1894 rücken sie aus, heute sind es 24 Männer und zwei Frauen im aktiven Dienst in der Wache an der Kupferdreher Straße 82-86. Für die Jugendfeuerwehr (drei Mädchen/18 Jungen) gibt es eine Warteliste.

Unter den Einsatzkräften sind Bootsführer für die Wasserrettung, unter den Fahrzeugen das Mehrzweckboot „Fritz“ sowie das Katastrophenschutzfahrzeug mit Material, um Hochwasser und Waldbrände zu bekämpfen. So löschten sie in Gronau Torfbrände, in Kupferdreh engagieren sie sich beim Karneval, Martinszug, bei Festen, Marathonläufen oder Regatten.

An ihre Leistungsgrenze gelangten die Helfer selbst bei Sturmtief Kyrill: der Drang, den Menschen zu helfen, völlige Erschöpfung, kurzer Schlaf im Fahrzeug prägten diesen Einsatz sowie am Ende ebenso die Erkenntnis: „Wenn man bei einem Unwetter gesehen hat, wie Bäume umfallen und Leitplanken oder Autos unter sich begraben, wünscht man sich bei jedem Einsatz, dass alle Kameraden unversehrt und gesund nach Hause kommen.“

Die Freiwillige Feuerwehr Burgaltendorf

Regelmäßige Übungen (hier in Burgaltendorf) gehören bei den Freiwilligen Einheiten in den Stadtteilen dazu.
Regelmäßige Übungen (hier in Burgaltendorf) gehören bei den Freiwilligen Einheiten in den Stadtteilen dazu. © Stefan Arend | Foto

Einsätze auf der Ruhr zählen zu den Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr Burgaltendorf – dafür steht der Gerätewagen samt Schnelleinsatzboot bereit. Zwölf Kilometer Ufer gehören zu ihrem Ausrückebereich. Die Aktiven (54 Männer und vier Frauen) werden alarmiert beim Feuer im Café Ruhrblick, beim Großbrand im Essener Norden oder zuletzt beim Waldbrand in Niederkrüchten. An der Alten Hauptstraße 36 liegt die Burgaltendorfer Wache, deren ursprünglicher Standort sich bei der Gründung vor 126 Jahren gleich neben der Burg befand. 100 Jahre später folgte die Gruppe der Jugend im Stadtteil.

Zur sozialen Komponente der Ehrenamtlichen in ihrem Dorf zählt ihre Mitwirkung etwa beim Martinszug. Der Pieper für den Ernstfall geht in Burgaltendorf bei den Freiwilligen rund um die Uhr, denn sie sind 24 Stunden alarmbereit, wenn sie gebraucht werden. Wie damals im Café Ruhrblick, als die Bewohnerin vor den Flammen aufs Vordach geflüchtet war und die Kameraden sie retteten. www.feuerwehr-burgaltendorf.de

Die Freiwillige Feuerwehr Umweltschutz

Droht Gefahr aus der Luft, rücken sie aus: 26 Einsatzkräfte (darunter zwei Frauen) stehen bei der 1998 gegründeten Einheit Freiwillige Feuerwehr Umweltschutz bereit. Neben den Einsätzen, bei denen die Kameraden mögliche Schadstoffe bei Großbränden bei Bedarf in ganz NRW messen, sind ihnen auch die Herausforderungen im Gedächtnis geblieben, bei denen die Kräfte etwa 2005 bei der Schneekatastrophe ins Münsterland eilten. Mehrere Tage lang halfen die Freiwilligen dabei, die Stromversorgung wieder herzustellen. Schneemassen hatten Hochspannungsmasten zusammenbrechen lassen. Gegen Hochwasser hingegen kämpften sie, als es in Magdeburg darum ging, die Stadt zu schützen.

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In Essen, wo sich ihr Standort an der Hauptwache (Eiserne Hand 45) befindet, bedeuten Starkregen oder manches Sturmtief wie Ela und Kyrill für sie Dauereinsatz. Vor allem aber stellt die Umweltschutzgruppe das Personal für die Erkundung bei atomaren, biologischen oder chemischen Gefahren. Das Verfahren der Dekontamination (Reinigung) von Personen bei entsprechen Einsätzen (z. B. ausgelaufene Säure) gehört zu ihren Aufgaben. Eine Jugendabteilung gibt es nicht, aber eine Einladung: Die Mitglieder freuen sich über weitere Männer und Frauen, die das Team unterstützen möchten. www.facebook.com/FFUmweltschutz

Die Freiwillige Feuerwehr Kray

„Überragende Gemeinschaft, super Team und ausgeprägtes Helfersyndrom“ haben sie an der Ottostraße 60 bereits: Was der Freiwilligen Feuerwehr Kray bislang fehlt, ist eine Feuerwehrfrau. 30 Feuerwehrmänner, zwölf Mitglieder der Ehrenabteilung und einen Unterstützer gibt es in der 1901 gegründeten Einheit. Zur Jugendfeuerwehr zählen wiederum vier Mädchen und 17 Jungen – für diese Gruppe existiert eine Warteliste.

Unvergessen sind Großeinsätze: Die Freiwillige Feuerwehr Kray kämpft gegen die Flammen in der ehemaligen Recyclingfirma Richter.
Unvergessen sind Großeinsätze: Die Freiwillige Feuerwehr Kray kämpft gegen die Flammen in der ehemaligen Recyclingfirma Richter. © Mike Filzen | Foto

Soziale Einsätze führen die Kameraden zum Volkstrauertag oder Kinderfest in den Volksgarten. Löst ihr Pieper aus, geht es um 6.57 Uhr zum Großbrand einer Lagerhalle mit Grillanzündern wie im Juli 2019 oder zu Verkehrsunfällen auf dem Abschnitt der A 40, der zu ihrem Ausrückebereich gehört. Dort suchten sie einst hektisch nach dem Fahrer eines Unfallwagens, bis sie feststellten, dass der vermeintliche Beifahrer die vermisste Person gewesen ist, weil das Fahrzeug ein englisches Modell und damit Rechtslenker gewesen ist.

Dauereinsatz hieß es nach Kyrill, als sie nach dem Tag der offenen Tür die Füße hochlegen wollten und stattdessen beinahe ohne Schlaf und dennoch unermüdlich Hauptstraßen von umgestürzten Bäumen befreiten. Normalität stellte sich nach einer knappen Woche langsam ein, dann sahen auch die Arbeitgeber die Ehrenamtlichen im Hauptberuf wieder.

Die Freiwillige Feuerwehr Heisingen

Aus der Dorfmitte ist die Freiwillige Feuerwehr Heisingen längst an die Zölestinsstraße gezogen. Die frühere Pausenhalle der Grundschule ist Schulungsraum für 30 Aktive, die zur Stelle sind, wenn nach dem Unfall auf der A 44 von dem Maserati nur noch Einzelteile übrig sind oder ein Jogger im Schellenberger Wald einen Herzstillstand erleidet, weil mitunter Minuten über das Überleben entscheiden.

Übungstag bei der Freiwilligen Feuerwehr Heisingen: Löschzugführer Michael Schneider (li.) und die Einsatzkräfte auf der Wache.
Übungstag bei der Freiwilligen Feuerwehr Heisingen: Löschzugführer Michael Schneider (li.) und die Einsatzkräfte auf der Wache. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Feuer bekämpfen die Kräfte in Heisingen, wie beim Brand eines Einfamilienhauses, um dann Tauben zu retten, aber auch zahllose tote Tiere herauszutragen. Sie löschten manchen Großbrand an der Grenze zu Gelsenkirchen und auf Kettwiger Bauernhöfen, wo es in den 1980er Jahren eine Brandserie gab.Mehr als 750 Stunden gingen auf ihr Konto, nachdem Ela in Essen gewütet hatte. Seit 127 Jahren ist die Einheit im Einsatz, zu der die Jugendfeuerwehr mit zehn Jungen und drei Mädchen sowie zehn Mitglieder der Ehrenabteilung zählen.

Eine Tradition besteht seit mehr als 30 Jahren: der Reibekuchenstand auf dem Wottelfest. Sie begleiten zudem Martinszüge und Gedenkfeiern zum Volkstrauertag. Auf der Wache freuen sie sich über Nachwuchs, gern „gestandene“ Männer und Frauen, ob für den Einsatz oder zur Unterstützung, etwa bei der Pflege des Gerätehauses, lautet ihre Einladung: Ehrenamtliche gesucht. www.ff-heisingen.de

Die Freiwillige Feuerwehr Kettwig

Einen Scheunenbrand löschten die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Kettwig an der Meisenburgstraße.
Einen Scheunenbrand löschten die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Kettwig an der Meisenburgstraße. © WAZ FotoPool | RIECK, Heinz-Werner

Um 3.52 Uhr kam der Alarm: „Brennt Laube bei Hellweg Baumarkt“ hieß es für die Freiwillige Feuerwehr Kettwig in der Nacht zum 29. September 2009. Nur drei Minuten später rückten erste Fahrzeuge aus, weitere folgten, Verstärkung wurde angefordert und doch war beim Anblick der bis zu 20 Meter hohen Flammen klar, dass sie den Baumarkt nicht werden retten können. Neben dem Großbrand im Axel-Springer-Verlagshaus elf Jahre zuvor war es dieses Feuer, das den größten Schaden im Stadtteil anrichtete. Der Einsatz bleibt für die Einheit unvergessen, die seit 1872 besteht und an zwei Standorten beheimatet ist (Schulstraße und Werdener Straße).

Für alle Einsätze – auch auf dem Wasser – stehen in Kettwig 53 Kräfte bereit, darunter eine Feuerwehrfrau. Bei der Jugendfeuerwehr bleibt der männliche Nachwuchs unter sich, 18 Mitglieder hat die Gruppe und keine Warteliste. Abseits vom Löschen und Retten packen die Kettwiger Kameraden an, um den Martinszug zu begleiten. Sie unterstützen damit den Heimat- und Verkehrsverein Kettwig. .

Die Freiwillige Feuerwehr Horst-Eiberg

Der ehemalige Schulpavillon in Eiberg beherbergt heute die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Horst-Eiberg: 1911 gegründet, wurde die Eiberger Einheit 1932 mit den Horster Kräften (Gründung 1901) zusammengelegt. Die hat inzwischen eine Jugendfeuerwehr mit 15 Jungen und einem Mädchen sowie eine Ehrenabteilung (acht Mitglieder) und zwei unterstützende Kräfte.

Einheitsführer René Schubert unterstützt seinen Kameraden Christian Werner beim Anlegen eines Atemschutzgerätes bei einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr Horst-Eiberg.
Einheitsführer René Schubert unterstützt seinen Kameraden Christian Werner beim Anlegen eines Atemschutzgerätes bei einer Übung der Freiwilligen Feuerwehr Horst-Eiberg. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Vom Schultenweg 84b fahren die 24 aktiven Feuerwehrleute – unter ihnen zwei Frauen – zu Großbränden bei benachbarten Landwirten, zur Umspannanlage oder nach Werden, um das Feuer in der Folkwang-Musikhochschule zu bekämpfen. Bis Mitternacht löschten sie noch Glutnester – der Einsatz dauerte bis vier Uhr morgens, um 7.30 Uhr stand dann mancher von ihnen am Arbeitsplatz bereit. Zuletzt bekämpften sie das Feuer in der ehemaligen Pommesfabrik Büscher mit Wasser und Schaum.

Die Freiwilligen tun das, weil sie Verantwortung übernehmen möchten. Kameradschaft und Verlässlichkeit schweißen sie zusammen und sind Voraussetzung dafür, unbeschadet nach Hause zu kommen. Dort wartet die Familie, die ihnen Rückhalt gibt.

Die Freiwillige Feuerwehr Byfang

Mit 27 Aktiven ist die Freiwilligen Feuerwehr Byfang mitnichten die kleinste Einheit Essens, ihr Gerätehaus an der Kleinheide ist das durchaus. Und da die Zahl der Einsätze in ihrem ländlichen Stadtteil mit rund 2300 Bewohnern überschaubar bleibt, bilden die Ehrenamtlichen eine wichtige Reserve, wenn Feuer im Essener Norden ausbricht, schwer verletzte Autofahrer auf der Ruhrallee geborgen werden müssen oder eine Schneekatastrophe das Münsterland trifft. Allein Ela bescherte ihnen 110 Einsätze in einer Woche.

Löschgruppenführer in Byfang: Andreas Rothvoß.
Löschgruppenführer in Byfang: Andreas Rothvoß. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Groß ist ihr Engagement für ihren Stadtteil, in dem sie die Weihnachtstanne in der Kirche aufbauen, sich am Martinszug beteiligen und die Brandschutzerziehung in der Kita übernehmen.Kameradschaft, Verantwortung füreinander, Begeisterung für Technik und manche gemeinsam verbrachte Stunde in der Freizeit, machen die Truppe aus. Was ihr fehlt: Nachwuchs. www.ff-byfang.de

Die Freiwillige Feuerwehr Margarethenhöhe

Noch bevor die Freiwillige Feuerwehr Margarethenhöhe gegründet wurde, gab es die Jugendfeuerwehr im Stadtteil: ab 1998, ohne Gerätehaus und eigenes Fahrzeug. Damaliger Treffpunkt war eine Grundschule. Als die Aktiven – und damit die jüngste freiwillige Feuerwehreinheit Essens unter den Ehrenamtlichen – zwei Jahre später folgten, galt es zunächst zu improvisieren. Das bedeutete für die Helfer, personelle Unterstützung der Borbecker Kameraden zu erhalten.

2003 weihten die Freiwilligen von der Margarethenhöhe schließlich ihre Gerätehaus im Lührmannwald ein. Längst ist die Löschgruppe zum eingespielten Team geworden, das technische Hilfeleistung sicherstellt, wenn in Bedingrade, Altendorf oder Rüttenscheid eine Bombe gefunden wird.Die Einsatzkräfte löschen, wenn es in einer Wohnung oder Garage auf der Margarethenhöhe oder in einer Krayer Lagerhalle brennt, sie rücken aus, um Personen aus Unfallfahrzeugen zu retten und helfen selbst beim Flugzeugabsturz in Haarzopf. Ob Brand, Blindgänger oder Sturmeinsatz: Der Löschzug freut sich über Verstärkung.

www.ff-margarethenhoehe.de

Die Freiwilligen Feuerwehren Borbeck, Stoppenberg und Werden

Drei weitere Einheiten finden sich im Essener Stadtgebiet wieder. In Borbeck, auf der Feuerwache an der Wüstenhöfer Straße, ist die Freiwillige Feuerwehr Borbeck zu Hause. An der Theodor-Pyls-Straße warten die Ehrenamtler der Freiwilligen Feuerwehr Stoppenberg ungeduldig auf den Baustart ihres neuen Gerätehauses. Der Essener Süden wird von der Einheit am Brakeler Wald in Heidhausen geschützt, die Freiwillige Feuerwehr Werden ist eine leistungsfähige Truppe, die wie Burgaltendorf und Kettwig 24 Stunden am Tag einsatzbereit ist.