Essen-Steele. Ihre Einsätze sind ehrenamtlich, ihr Lohn Dankbarkeit: 39 Aktive der Freiwilligen Feuerwehr Steele rücken dafür bis zu 150 Mal im Jahr aus.
. Es ist mehr als 50 Jahre her, dass Friedhelm Wehmeier zur Freiwilligen Feuerwehr nach Steele kam. Unvergessen sind für den 79-Jährigen Einsätze wie der Brand im Lutherkrankenhaus, das Feuer im Krayer Papierlager oder in der Aluhütte am Hafen, als die Feuerwehrleute im Dunkeln auf den Trägern in acht Metern Höhe löschten. Die Technik und die Ausrüstung hätten sich natürlich geändert, sagt Friedhelm Wehmeier. Geblieben ist aber die Kameradschaft, die auch heute noch die 39 Aktiven, darunter zwei Frauen, der Löschgruppe verbindet.
Mitten in Steele am Ruhrbruchshof zwischen dem Polizeigebäude und McDonalds liegt die Feuerwache 7, die die freiwilligen Kräfte mit der Berufsfeuerwehr besetzen. Von hier aus rücken die Helfer nicht nur nach Steele, sondern ebenso nach Huttrop, Bergerhausen, Überruhr-Hinsel, bis ins Süd-Ostviertel oder in Teile von Freisenbruch, Horst, Rüttenscheid, Leithe und die Innenstadt aus – bis zu 150 Mal im Jahr.
Ihre Hilfe erfolgt ehrenamtlich, im Hauptberuf sind sie Schreiner, Maler oder IT-Fachmann
Sie löschen Brände wie zuletzt an der Bauvereinstraße, wenn diese in die Zeit ihrer Alarmbereitschaft fallen: Die ist wochentags von 17 bis 6 Uhr morgens, an den Wochenenden und feiertags rund um die Uhr, denn hauptberuflich arbeiten sie als IT-Fachleute, Maler, Schreiner, Koch, sind Studenten, Beamte oder Kaufleute. Die Einsätze bei der Freiwilligen Feuerwehr sind ehrenamtlich, ihr Lohn ist die Dankbarkeit der Menschen und die Möglichkeit, gemeinsam mit den Kameraden helfen zu können – dafür rücken sie auch nachts aus.
„Positiv bekloppt muss man dafür sein“, so nennt Patrick Gazkowiak das Ehrenamt augenzwinkernd und meint es als großes Lob für alle seine Kameraden. Der 35-Jährige trägt in seinem Job Verantwortung für das Trinkwasser in Essen. Auf der Feuerwache ist er seit 2014 verantwortlich als Einheitsführer. Sein Weg dorthin führte über die Jugendfeuerwehr, zu der in Steele aktuell 14 Jungen und vier Mädchen zählen – darunter nun auch der Sohn von Patrick Gazkowiak.
Dramatischer Einsatz mit Kanufahrern auf der Ruhr
Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr Steele
Die Freiwillige Feuerwehr Steele lädt am Samstag, 6., und Sonntag, 7. Juli, jeweils von 10 bis 18 Uhr zum Tag der offenen Tür in ihre Wache am Ruhrbruchshof 6 ein. Die Ehrenamtlichen bereiten ein Wochenende u.a. mit Fahrzeugschau, Feuerlöschtraining, Kinderprogramm, Mittagssnack, Kaffee und Kuchen vor.
Die Einsatzkräfte freuen sich zudem, wenn jemand Bilder oder Dokumente der Feuerwehr aus alten Zeiten hat und diese für Kopien oder im Original zur Verfügung stellt.
Kontakt und Infos auf Facebook unter Freiwillige Feuerwehr Essen-Steele FFES oder unter: www.ff-steele.de
Dabei weiß der Brandoberinspektor nur zu gut, wie nervig es für die Familien sein könne, wenn der Pieper etwa bei der Geburtstagsfeier oder dem Weihnachtsessen Alarm auslöse. Oder wenn sie nach Unwettern erst anderen helfen, obwohl der eigene Keller unter Wasser steht. „Doch bei der Feuerwehr ist man ganz oder gar nicht“, sagt er. Dazu gehören auch Einsätze, die die Helfer prägen. Bei dem 35-Jährigen war es die Fahrt zu einem Brand, bei der ein Kollege aus dem Fahrzeug fiel und sich schwer verletzte.
Ein glücklicheres Ende nahm die Rettung von Kanufahrern, die auf der Ruhr unterwegs gewesen sind. „Sie hatten offenbar die Strömung unterschätzt“, erinnert sich Patrick Gazkowiak. „Das Kanu füllte sich mit Wasser, während der Mann sich an der Brücke an einer Kette festhielt“, beschreibt Oberbrandmeister Andreas Schramm (35) die damalige Lage, in der er sich abseilte. Er sprach auf den Mann ein in der Überzeugung, noch 30 Sekunden länger und dieser lasse los. Stattdessen war die Berufsfeuerwehr dann bereits vor Ort und sie retteten zwei Menschen.
Brennende Autos, Zimmerbrände oder umgestürzte Bäume als Tagesgeschäft
Nach schwierigen Einsätzen sei es keine Schande, sich selbst Hilfe zu holen, sagt Andreas Schramm, der sich auch um die Ausbildung kümmert. Zwar versuchten sie, junge Kollegen nicht gleich mit dem Schlimmsten zu konfrontieren, aber Schwerverletzte nach Autounfällen oder Brandopfer sowie die Bergung von Leichen gehörten zu ihren Erfahrungen. Brennende Autos, Zimmerbrände oder umgestürzte Bäume seien ihr Tagesgeschäft, bei dem die Freiwilligen die Berufsfeuerwehr unterstützen. Im Stadtteil engagieren sie sich beim Aufstellen der Maibaums, auf dem Weihnachtsmarkt, bei den Blaulicht- oder Gesundheitstagen. Mittwochs treffen sie sich ab 18 Uhr auf der Wache, dann stehen abwechselnd Arbeitsdienst und Übungen an. Und es gibt die Hilfeleistungen außerhalb Essens wie die beim Hochwasser in Magdeburg. „Die bleibt für mich unvergessen wegen der Dankbarkeit, die uns die Menschen entgegen gebracht haben“, sagt Andreas Schramm. Nach Sturmtief Ela in Essen sei es ähnlich gewesen.
Andreas Schramm selbst kam mit zehn Jahren zur Jugendfeuerwehr, die er später leitete, heute ist er stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Steele. Die besteht bereits seit 1876 und ist damit nach Kettwig (gegründet 1872) die zweitälteste Freiwillige Feuerwehr Essens. Mit mehr als 100 Freiwilligen hat deren Geschichte angefangen, zu der das erste Steigerhaus am heutigen Hünninghausenweg, das Löschen mit Eimern, die Telefonketten der Frauen im Alarmfall und das Jahr 1934 zählen, in dem die Freiwilligen Feuerwehren aufgelöst wurden. Später zog die Wache an die Bochumer Straße, dann an den Grendbach und 1980 schließlich zum Ruhrbruchshof.
Die Freiwillige Feuerwehr Steele wurde 1876 gegründet
Das ist nur ein Ausschnitt aus der langen Historie, die Uwe Seidelmann (59) aus alten Chroniken zusammengefasst hat. Der Unterbrandmeister kam in den 1980ern zur Feuerwehr, verpflichtete sich für zehn Jahre, statt zur Bundeswehr zu gehen – und blieb. Zu den Aktiven gehört er nun nicht mehr, weil die berufliche Belastung zu groß gewesen ist. Doch er ist eines von sechs Mitgliedern der Alters- und Ehrenabteilung in Steele, kümmert sich durchaus aktiv um ihren Förderverein sowie um das Archiv. Und eines eint ihn nach wie vor mit seinen Kameraden: „Die Faszination Feuerwehr hält an – die lässt einen nicht los.“