Essen-Heisingen. . Ob Hausbrand, Unfall oder hilfloser Jogger im Schellenberger Wald: 30 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Heisingen stehen im Notfall bereit.

Michael Schneider war drei Jahre alt, als sein Vater ihn mit zu seiner Arbeitsstätte nahm: in die Fahrzeughalle der Feuerwehr, wo plötzlich das Martinshorn laut aufheulte. Nach dem riesigen Schreck folgte schnell sein großer Wunsch: „Ich will zur Feuerwehr.“ Heute ist der 52-Jährige der Einheitsführer der Freiwilligen Feuerwehr Heisingen und trägt die blaue Uniform nun seit 38 Jahren.

Die Einsätze führten ihn zu Großbränden an die Grenze zu Gelsenkirchen oder nach Kettwig, wo es einst eine ganze Brandserie auf Bauernhöfen gab. Nach dem Sturmtief Ela hat er mit den Heisinger Kräften zahllose Bäume zersägt und von den Straßen geräumt, was einen Dauereinsatz von 70 Stunden bedeutete. Mit seinen Kameraden zog Michael Schneider so manchen Verletzten aus dem Auto und erinnert sich an den schweren Unfall, bei dem Einzelteile eines Sportwagens über die A44 verstreut lagen. Am Schellenberger Wald kamen die Kräfte auf dem Weg zur Übung vorbei, als es ernst wurde: Ein Jogger hatte einen Atemstillstand erlitten. Sie halfen, bis der Notarzt kam. „In solchen Notfällen können wenige Minuten die Überlebenschancen deutlich erhöhen“, weiß der erfahrene Retter und zweifache Vater, der zu Hause am Küchentisch Arbeiten wie Mitgliederverwaltung, Koordination von Lehrgängen und Schulungen für die Freiwillige Feuerwehr erledigt.

Rund 50 Einsätze für die Freiwilligen Kräfte im Jahr

Alle 14 Tage steht beim technischen Dienst die Pflege der Fahrzeuge und Ausrüstung sowie das Fegen der Halle an, das hier Michael Schneider übernimmt.
Alle 14 Tage steht beim technischen Dienst die Pflege der Fahrzeuge und Ausrüstung sowie das Fegen der Halle an, das hier Michael Schneider übernimmt. © Stefan Arend

Die hat rund 50 Einsätze im Jahr und beteiligt sich darüber hinaus am Dorfleben mit dem Reibekuchenstand beim Wottelfest und dem Tag der offenen Tür. Das Einsatzgebiet erstreckt über Heisingen hinaus in benachbarte Stadtteile wie Stadtwald und mitunter auf den Baldeneysee. Der Standort der Freiwilligen ist an der Zölestinstraße, dort befinden sich Gebäude wie die Hallen mit dem Löschgruppenfahrzeug oder dem Rüstwagen für technische Hilfeleistung. Donnerstags steht dort alle 14 Tage der technische Dienst an, dann wird die Ausrüstung gepflegt, aber auch die Halle gefegt und Rasen gemäht.

„Ursprünglich war das alte Spritzenhaus nahe des Kreisverkehrs in der Dorfmitte“, berichtet Michael Schneider aus der immerhin 124-jährigen Historie der Heisinger Feuerwehr, deren Gerätehaus bis Anfang der 1980er Jahre auf dem Gelände der Georgschule stand. Der heutige Schulungsraum war einst eine Pausenhalle. Geschult werden dort heute die Einsatzkräfte. Die bekommen nun Nachwuchs, da drei 18-Jährige aus der Heisinger Jugendfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr wechseln, berichtet Schneider, zu dessen Aufgaben auch die Ausbildung zählt.

Leitstelle alarmiert die Freiwilligen

Der gelernte Vermessungstechniker trägt den Alarm-Piepser immer bei sich – wie die übrigen Einsatzkräfte auch. 30 Aktive zwischen 18 und 52 Jahren gehören zur Heisinger Einheit, die wochentags von 17 bis sechs Uhr morgens und an Wochenenden wie an Feiertagen rund um die Uhr alarmiert werden kann. Ausgerückt wird erst, wenn fünf Freiwillige bereit sind, darunter mindestens eine Führungskraft, aber auch Atemschutzgeräteträger und Maschinist. Stecken die erst in der Schutzkleidung, sind sie je 30 Kilo schwerer. Alarmiert werden sie von der Leitstelle der Hauptwache an der Eisernen Hand zeitgleich mit der Berufsfeuerwehr. Ohnehin können Außenstehende nicht unterscheiden, ob Berufskräfte oder Ehrenamtliche zur Hilfe kommen. Einsatzwagen, Ausrüstung und Aufgaben unterscheiden sich nicht.

Ein Unterschied: Die Freiwilligen arbeiten hauptberuflich wie die Heisinger

© Stefan Arend

Kräfte als Ingenieure, Schreiner, sie studieren oder stecken in einer Ausbildung. Wer im Notfall am Arbeitsplatz freigestellt wird und abkömmlich ist, eilt beim Alarm zur Zölestinstraße. Auch so manche Familienfeier, das Weihnachtsfest oder die Silvesterparty verlassen die Helfer mitunter frühzeitig. Vor allem zum Jahreswechsel sind meist alle unterwegs, löschen Hecken- oder Wohnungsbrände. Ostern vor einem Jahr war es ein Hausbrand an der Dickebank, bei dem die Heisinger Einheit erst das Feuer bekämpfte, um dann zahllose Tauben und Tierkadaver in Käfigen herauszutragen.

„Das Ziel ist, dass alle gesund zurückkommen“

„Bei allen Einsätzen ist unser Antrieb stets der Gedanke, helfen zu wollen und die Gewissheit, dass wir uns aufeinander verlassen können“, beschreibt Michael Schneider die Kameradschaft, aus der oft Freundschaften wachsen. Wichtig für den Einheitsführer bleibt bei jedem Einsatz das Ziel, „dass alle gesund zurückkommen“.

>>DIE JUGENDFEUERWEHREN UND KONTAKT

In Essen gibt es rund 750 Kräfte der Berufsfeuerwehr, die unterstützt werden von mehr als 550 Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr (FF). Diese hat 16 Standorte im Stadtgebiet.

Zudem gibt es zwölf Jugendfeuerwehren, in die jeder ab zehn Jahren eintreten kann, der Freude an der Feuerwehrarbeit hat. Die Kinder lernen einen Teil der Technik kennen, vor allem aber spielen sie oder gehen ins Kino, so dass dieser Bereich der Feuerwehr Jugendarbeit ist. Mit 18 Jahren ist der Einstieg in die Freiwillige Feuerwehr möglich. Es folgt u. a. die Grundausbildung, die Führungskräfte der FF übernehmen. Vor dem ersten Einsatz steht die amtsärztliche Untersuchung an, die alle drei Jahre wiederholt wird. Kontakt zur FF Heisingen: ff-heisingen@feuerwehr.essen.de. Weitere Info: www.ff-heisingen.de oder www.feuerwehr-essen.com