Essen-Horst/Freisenbruch. . 24 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Horst-Eiberg rücken ehrenamtlich aus. Im Hauptberuf sind sie Maler, Köchin oder Schornsteinfeger.
Eigentlich hatte René Schubert gar keine Wahl, denn schon sein Vater, Onkel und Cousin gehörten zur Freiwilligen Feuerwehr. Und doch hätten seiner Mutter damals die Haare zu Berge gestanden, als er sich mit 17 Jahren der Löschgruppe in Horst-Eiberg anschloss, erinnert sich der 51-Jährige schmunzelnd. Seit sechs Jahren ist er der Löschgruppenführer der Einheit, die vom Schultenweg aus nach Horst, Eiberg, Freisenbruch ausrückt, nach Unwettern wie Ela oder Friederike im gesamten Stadtgebiet anpackt und sogar Hilfe bei Hochwasser in Magdeburg leistet – alles ehrenamtlich.
Die 24 aktiven Feuerwehrleute (22 Männer und zwei Frauen) sind mit Piepsern ausgestattet und nach Feierabend einsatzbereit. Denn hauptberuflich arbeiten sie als Elektriker, Maler, Schornsteinfeger oder Köchin, alarmiert werden sie von der Hauptwache wochentags zwischen 17 und 6 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr. „Dazu gehören Einsätze an Weihnachten oder Silvester“, sagt René Schubert, der im Immobilienbereich bei der Post arbeitet und gebürtig aus Horst stammt, wo er mit seiner Familie lebt.
Früher hatte auch Freisenbruch eine Freiwillige Wehr
In seinem Heimatstadtteil wurde die Freiwillige Feuerwehr 1901 gegründet, 1911 die in Eiberg. 1932 wurden beide Einheiten per Beschluss der Regierung zusammengelegt. Auch in Freisenbruch habe es eine Freiwillige Feuerwehr gegeben, sagt der Hauptbrandmeister. „Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese aber nicht mehr aufgebaut“, ergänzt er zur Historie.
Zum Werdegang des Horsters bei der Feuerwehr gehört sein jahrelanger
Einsatz bei der Jugendgruppe, die er seit Mitte der 1990er mit viel Herzblut leitete. Inzwischen ist Christian Werner in seine Fußstapfen getreten. Der 31-Jährige, dessen Urgroßvater wiederum ein Gründungsmitglied der Freiwilligen Einheit war, kam mit 13 Jahren zur Jugendfeuerwehr („das war schon töfte“). Er verpflichtete sich für sechs Jahre, statt zur Bundeswehr zu gehen. Nun ist er zudem der stellvertretende Einheitsführer am Schultenweg.
Dort ist die Löschgruppe im ehemaligen, kernsanierten Schulpavillon untergebracht. In der angebauten Halle steht ihr Löschgruppenfahrzeug, das sie früher erst in Steele holen mussten. Neben zahlreichen sozialen Einsätzen bei Stadtteil- oder Schulfesten wird es für die Aktiven etwa 40 bis 60 Mal im Jahr ernst, wenn Kellerräume oder Wohnungen brennen, wenn Orkanböen Bäume umwerfen oder Menschen bei Autounfällen verunglücken.
1913 gab es einen Großbrand bei Bauer Großjung
So stehen in der Chronik zum 80-jährigen Bestehen der Löschgruppe Berichte über Bewährungsproben etwa bei Großbränden wie 1913 bei Landwirt Großjung, als sechs wertvolle Pferde starben. Die Einsätze, die den Kräften in Erinnerung bleiben, gibt es immer. Für Christian Werner gehört der Brand in der Werdener Musikhochschule vor zehn Jahren dazu. „Das Ausmaß war riesig, und es wimmelte vor Einsatzkräften“, erinnert sich der Brandinspektor, der noch um Mitternacht auf dem Dachboden Glutnester löschte. Bis vier Uhr morgens dauerte der Einsatz. Punkt 7.30 Uhr stand er im Krankenhaus, wo er damals seine Ausbildung zum medizinisch-technischen Assistenten machte – an diesem Tag ohne Schlaf.
Als ungewöhnlich beschreibt René Schubert einen Einsatz von 2001, als zu Hause bei ihm kurz das Licht flackerte, bevor der Alarm ertönte. Er eilte zur Eiberger Umspannanlage, wo der Trafo in Flammen stand. Mit Wasser, Schaum und Pulver bekämpften die Wehrleute das Feuer. Sehr belastend sind hingegen die Fälle, in denen Menschen verletzt sind oder sterben – wie der kleine Junge, der im Kinderzimmer mit Feuer gespielt hatte, blickt der Hauptbrandmeister betroffen zurück.
Zusammenhalt und Verantwortung
In jedem dieser Einsätze müssen sich die Feuerwehrleute auf ihre Kollegen verlassen können, denen sie mitunter ihr Leben anvertrauen. Es sei der Zusammenhalt, der ihr Miteinander ausmache, sind sich René Schubert und Christian Werner einig. Denn ihr Einsatz bei der Feuerwehr, das sei mehr als Schläuche zu schleppen und zu schmeißen: „Wir helfen, übernehmen Verantwortung und verlassen uns dabei aufeinander.“
>>FREIWILLIGE HELFER UND KONTAKT ZUR JUGENDFEUERWEHR
In Essen unterstützen etwa 550 freiwillige Feuerwehrleute die rund 750 Kräfte der Berufsfeuerwehr. Für Bürger ist kein Unterschied zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen erkennbar.
In Horst-Eiberg gibt es auch die Ehrenabteilung mit acht passiven Mitgliedern und die Jugendgruppe mit 15 Jungen und zwei Mädchen. Kontakt: jugendfeuerwehr@ff-horst-eiberg.de