Essen. Wohnungsunternehmen stellt der Initiative „Jetzt“ eine Immobilie in der Nordcity als Ausstellungsraum zur Verfügung. Kunst soll Quartier beleben.
Die Nordstadt ist ein Quartier mit vielen Facetten. Für die einen gilt es als aufstrebendes Kreativquartier im Wartestand. In den Statistiken der Polizei wird das Viertel zwischen Weber- und Kopstadtplatz als gefährlicher Ort geführt. Der Essener Allbau will dem Schwarz-Weiß-Bild nun frische Farbe hinzufügen. Dafür hat das städtische Wohnungsunternehmen an der Weberstraße 8 eine Immobilie gekauft und das Untergeschoss der neu gegründeten Initiative „Jetzt – Kunst in der Nordstadt“ zur Zwischennutzung als Ausstellungsraum zur Verfügung gestellt. Am Mittwoch, 17. Juni, 16 bis 19 Uhr, soll die erste Gruppenausstellung mit Arbeiten von Annette Schnitzler, Bea Saxe, Annette Nolte und Ulrike Katharina Blank eröffnet werden. Sie zeigen unter anderem Textilbilder, von Architektur beeinflusste Malerei, Fotografien mit Objektcharakter und eine große Gemeinschaftsarbeit. .
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Die Idee, Kunst anzusiedeln, um dem Quartier mehr Attraktivität und neue Laufkundschaft zu bescheren, ist nicht neu. Verschiedene Galerien und Initiativen haben sich in der Vergangenheit schon in der Nordcity angesiedelt, nicht jedes Projekt fand den erhofften Zuspruch. Bea Saxe, Textilkünstlerin und Leiterin des benachbarten Ladens „Der Stoff“ sieht die Entwicklung trotzdem positiv: Bei vielen Kunden sei die Veränderung im Quartier inzwischen angekommen. „Die Kunst verbindet uns. Wir empfinden uns als Erfolgsgeschichte.“
Die Stigmatisierung des Viertels ist ein Problem
Allbau-Prokurist Samuel Serifi unterstützt die hoffnungsvollen Ansätze zur Aufwertung des Quartiers, das nicht zuletzt vom Umzug der Allbau-Unternehmenszentrale an die Kastanienallee profitiert hat. Der Wandel sei teilweise schon spürbar, aber er müsse noch sichtbarer werden, meint Serifi. Das Problem sei die Stigmatisierung des Viertels. „Die zarten Pflänzchen der Kultur werden davon überrollt.“ Um die Ansätze weiter zu stärken, ist der Allbau-Prokurist mit vielen Immobilienbesitzern im Bereich Rottstraße, Weberplatz und Weberstraße im Gespräch. Eigentümern, die sich von ihren Immobilien trennen wollen, mache man ein Kaufangebot. Wo kein Eigentümerwechsel ansteht, versucht Serifi zumindest für eine gemeinsame Gangart zu werben. Denn Serifi weiß: Eine neue Kunstinitiave allein macht noch keinen Wandel.
Doch der Prokurist ist positiv gestimmt,. So hat neben der „Jetzt“-Galerie beispielsweise ein neuer Laden für Naturkosmetik aufgemacht. Weitere Neuansiedlungen sollen folgen. Serifi betont allerdings, dass man nicht einer in Großstädten wie Berlin gefürchteten Gentrifizierung Vorschub leisten möchte. Im Gegenteil: Man wünsche sich eine möglichst große Durchmischung. „Wir haben auch nichts gegen den arabischen Gemüseladen.“ Daneben sollen aber auch neue Angebote und Kunden ins Quartier kommen.
Das Schaufenster zur Kunst soll neues Publikum anziehen
Um das Straßenbild langfristig zu verändern, braucht es nach Ansicht Serifis freilich einen langen Atem, weshalb der Ausstellungsraum der Initiative zunächst kostenlos und dann zu einer moderaten Miete überlassen wird. Aber auch die Zugänglichkeit ist wichtig. Ein Aspekt, an dem die neue Kunst-Initiative der Essener Nordstadt noch arbeiten will. Bislang hat der Kunstraum nur einmal wöchentlich und nach Absprache geöffnet. Doch die „Jetzt“-Initiatorinnen sind zuversichtlich, das Angebot ausbauen zu können. Neue Mitglieder und Ausstellungs-Bewerber sind jedenfalls willkommen. Alle vier bis sechs Wochen soll das Programm an der Weberstraße wechseln. Das Schaufenster zur Kunst ist dabei groß. Und „positive Aufmerksamkeit“ erlebe man schon jetzt jede Menge, freut sich Annette Schnitzler.