Essen. Sie werden zunehmend zum Anziehungspunkt für junge Künstler – die Atelierräume in der nördlichen Innenstadt von Essen. Und das hat sich auch schon in den Nachbarstädten herumgesprochen. Denn es kommen zum Beispiel auch Künstler von der Düsseldorfer Akademie.

Ein Quartier bekennt Farbe: Die Atelierräume in der nördlichen Innenstadt werden zunehmend zum Anziehungspunkt für junge Künstler, die die günstigen Mietpreise und das kreative Ambiente schätzen. Inzwischen hat sich das Angebot auch schon in den benachbarten Städten herumgesprochen. Beispielsweise bei Beatrice Richter, die an der Düsseldorf Kunstakademie studiert und lange nach bezahlbarem Atelier-Raum suchen musste.

Bis die 24-Jährige im Essener Atelier-Haus an der Viehofer Straße 52 schließlich ein bezahlbares Atelier fand. „Seit November pendle ich nun zwischen Atelier und Akademie.“ Ein Kompromiss, „denn in Düsseldorf habe ich zwar lange gesucht, aber nichts Vergleichbares gefunden“. Womit das Essener Atelierhaus, das mittlerweile über drei Standorte verfügt, auch über die Stadtgrenzen hinaus Schule macht.

Ateliers in verschiedenen Größen inklusive Internetanschluss bietet die Stadt Künstlern an. Maximal über drei Jahre läuft der Mietvertrag mit der Option, um zwei Jahre zu verlängern. Die Staffel-Mietpreise sind studentenfreundlich, lagen im vergangenen Jahr bei 2,50 Euro pro Quadratmeter inklusive Nebenkosten, zogen in diesem Jahr auf 3 Euro an und werden 2014 bei 3,50 Euro liegen.

Die „jüngste“ Immobilie im Kunsthaus-Bestand in Essen

Fotografen, Bildhauer, Maler, aber auch Filmschaffende finden dort Quartier. „Nach dem Jahreswechsel ist es hier noch relativ ruhig“, sagt Beatrice Richter, „aber das genieße ich nach dem Trubel im Arbeitsraum an der Kunstakademie“. Noch sind die Gänge im ehemaligen Bürohaus an der Viehofer Straße 52 nüchtern und kahl.

Was dem Umstand geschuldet sein mag, dass es sich bei diesem Haus um die „jüngste“ Immobilie im Kunsthaus-Bestand handelt. Dafür hat das Haus Symbolcharakter, ist ein weiteres Mosaik-Teilchen auf dem Weg zum Umbau des Nordviertels in ein Kreativ-Quartier.

Künstler inspirieren sich in Essen gegenseitig

Ausstellungs-Räume, Ateliers, deren Mieter sich mit ihrer Arbeit gegenseitig inspirieren, „das ist mir wichtig“, sagt die 24-jährige Studentin. „Wenn man auf die Arbeiten der anderen schaut, bekommt man ganz neue Impulse und lernt neue Techniken kennen.“ Das Arbeiten mit der Spraydose etwa sei ihr bis vor Kurzem fremd gewesen, „schließlich bin ich keine Graffiti-Künstlerin“, doch zunehmend schlich sich diese Technik in ihre Arbeit ein; nun findet sie sich zusammen mit Acryl- und Tusche-Elementen auf der Leinwand im Kunsthaus wieder.

Ob Beatrice Richter bereut, bei der Atelier-Suche nach Essen ausgewichen zu sein? „Auf keinen Fall“, sagt sie, „dieses Atelier, zu einem so günstigen Preis, ist purer Luxus“ und das nicht zuletzt aufgrund der angeschlossenen Infrastruktur, die neben dem künstlerischen Austausch auch die Teilnahme an zahlreichen Kursen bietet.