Essener Süden. Hobbyhistoriker hat ein Buch zur Geschichte der Zeche Pörtingssiepen und der Hespertalbahn herausgegeben. Autor ist sein verstorbener Freund.
Ein Buch über die rund 600-jährige Geschichte des Bergbaus im Essener Süden und in Velbert hat Dirk Hagedorn (50) aus Essen-Frintrop unter dem Titel „Glück auf, Niederberg!“ veröffentlicht. Darin geht es unter anderem um Zechen wie Pörtingssiepen in Fischlaken und Carl Funke in Heisingen, die Hespertalbahn in Kupferdreh und darum, wie der Bergbau damals das Leben der Menschen in dieser Region prägte. Die Veröffentlichung erfolgt jetzt in Erinnerung an den 2018 verstorbenen Autor.
„Ich habe über viele Jahre an dem Buch mitgearbeitet. Der Autor ist aber mein Freund Ulrich Lütsch, der 2018 verstorben ist. Mir war es wichtig, dass seine Arbeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird und das Buch erscheint“, erklärt der IT-Fachmann aus Frintrop. Sein Großvater habe als Schlosser auf der Zeche Pörtingssiepen (in der ursprünglichen Schreibweise mit doppeltem s) gearbeitet und Pumpen repariert.
Die Großeltern lebten im von früher Industrie geprägten Hespertal
„So habe ich schon früh eine Beziehung zum Bergbau entwickelt. Wir haben die Großeltern, die im Hespertal wohnten, oft besucht, da wurde mein Interesse für die Zechen und die Eisenbahn geweckt“, erinnert sich Dirk Hagedorn, den das Hespertal als altes Industriegebiet schon immer faszinierte.
Über sein Interesse am Modellbau sei er 1997 zum Verein zum Erhalt der Hespertalbahn, der früheren Zechenbahn der Zeche Pörtingssiepen, gekommen. „Die Privatbahn legte früher eine viel längere Strecke zurück, als der heute noch vorhandene Schienenweg vermuten lässt.“ Ein Teil der Bahnstrecke sei in den 1970er Jahren abgerissen worden.
Auch interessant
Als er für die Neuauflage einer Schrift über die Hespertalbahn recherchierte, sei er auf das Buch „Der Velberter Bergbau und das Bergrevier Werden“ von Ulrich Lütsch gestoßen und habe Kontakt zum Autor aufgenommen, blickt Dirk Hagedorn zurück. „Das war der Beginn einer langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit in Sachen Heimatforschung.“
Der Autor war gebürtiger Velberter
Ulrich Lütsch sei gebürtiger Velberter gewesen, habe dann aber über 40 Jahre in Schleswig-Holstein gelebt, wo er vor anderthalb Jahren verstorben sei. „Seiner Heimat ist er immer verbunden geblieben“, so Dirk Hagedorn. Man habe über viele Jahre Forschungsergebnisse übers Internet ausgetauscht und gemeinsam an dem Buch zur Bergbau-Geschichte gearbeitet. „Ulrich Lütsch hatte aber die meiste Arbeit mit dem Buch und der Übersetzung alter Urkunden.“ Mit zum Team hätten auch die Brüder Rolf und Bernd Knop aus Velbert gehört.
Auch interessant
„Ulrich Lütsch hat es aufgrund seiner Krankheit nicht mehr geschafft, das Buch fertigzustellen“, bedauert Dirk Hagedorn. Da es die Möglichkeit gegeben habe, die Dateien von Lütschs Rechner zu sichern, habe sich das Team an die Arbeit gemacht, Korrektur gelesen, die Texte in Form gebracht, Bildquellen ergänzt. Jetzt sei das Buch im Selbstverlag veröffentlicht worden. Wenn die vorhandenen Exemplare vergriffen seien, werde nachgedruckt. Rund 60 Bücher seien inzwischen verkauft, so Hagedorn.
Das Buch sei eine Neuauflage und Fortsetzung des Werks, das Lütsch bereits 1984 veröffentlicht habe. In den vergangenen 35 Jahren habe man viel recherchiert, neue Erkenntnisse gewonnen, Kapitel erweitert, Tabellen, Pläne, alte Bilder, Abschriften von Originalurkunden und Zeichnungen ergänzt. So habe sich das Buch nicht nur im Format vergrößert, sondern die Seitenzahl habe sich mit jetzt fast 500 auch beinahe verdoppelt.
Im Essener Süden gab es viel Kleinstbergbau
Als Ulrich Lütsch krankheitsbedingt nicht mehr in die alte Heimat reisen konnte, waren wir sozusagen seine Augen vor Ort, konnten die Strecken im Essener Süden abgehen, wo sich bis heute viele Überbleibsel des Bergbaus und der damaligen Industrie wie Kalköfen, Hochöfen und Ziegeleien finden lassen“, so Dirk Hagedorn. Schon vor hunderten von Jahren habe es Kleinstbergbau im Essener Süden gegeben, lange, bevor Steinkohle im großen Stil abgebaut worden sei.
Das Buch ist in einer Buchhandlung in Kupferdreh erhältlich
Das Buch „Glück auf, Niederberg – Die Geschichte des niederbergischen Bergbaus im Bergrevier Werden“ von Ulrich Lütsch umfasst 458 Seiten mit 286 teils farbigen Abbildungen und ist als Hardcover-Ausgabe erhältlich. Das Buch kostet 39,95 Euro.
Zu kaufen ist es in der Buchhandlung Bast an der Kupferdreher Straße 160 in Kupferdreh. Informationen gibt es unter 0201 48 59 88 oder per E-Mail unter buchhandlungbast@t-online.de .
Dirk Hagedorn ist unter 0151 17423797 oder per E-Mail dirk.hagedorn@hespertalbahn.de zu erreichen.
Die Recherchen in zahlreichen Archiven und alten Akten, teils in kaum leserlicher Sütterlin-Schrift verfasst, hätten interessante Details zum Kalk-, Blei- und Eisenerzabbau erbracht. „Das Buch widmet sich nicht nur den großen Betrieben und dem Steinkohleabbau, sondern auch den vielen kleinen Erzgruben in der Umgebung und deren Geschichte, die bis weit in das 15. Jahrhundert zurückgeht.“
Spuren früherer Betriebe sind noch heute in vielfältiger Form zu entdecken
Viele der Betriebe hätten Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Betrieb eingestellt, aber noch heute ließen sich die Spuren entdecken, zum Beispiel der Schleppbahn von Heiligenhaus zur Phoenixhütte in Essen-Kupferdreh, der Zechen Hermann/Ludscheid im Hespertal sowie der Zeche Pörtingssiepen.
Dem Leser des Buchs würden geologische Besonderheiten, Mineralien sowie Begriffe aus dem Bergbau nahegebracht. „Das ist für Laien und Fachleute interessant“, ist Dirk Hagedorn überzeugt. Lagepläne der Gruben, Schächte und Tagesöffnungen rundeten das Buch ab, das die Erinnerung an die Bergleute bewahren solle.
Bergbau-Fan leitet den Kumpeltreff der Ehemaligen der Zeche Pörtingssiepen
Dirk Hagedorn schreibt nicht nur über Geschichte, er versucht sie auch auf andere Weise lebendig zu halten. So leitet er seit einigen Jahren den Kumpeltreff, bei dem Ehemalige der Zechen Pörtingssiepen und Carl Funke einmal im Jahr zusammenkommen. Wegen der Corona-Krise muss die Veranstaltung, die es über 40 Jahre gebe, am Samstag, 2. Mai, ausfallen. „Die meisten der Ehemaligen sind um die 80 Jahre und gehören damit zur Risikogruppe“, so Hagedorn.
Doch es gebe auch Positives zu berichten: Der Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) habe die Wege der Route Pörtingssiepen, Teile der ehemaligen alten Trasse der Hespertalbahn vom Parkplatz am Waldhaus/Hammerstraße bis zum Haltepunkt Haus Scheppen, saniert und dort Sitzgelegenheiten geschaffen. Ende letzten Jahres sei ein Informationssystem mit elf Tafeln zur Erd-, Bergbau- und Zechenbahngeschichte auf der Route Pörtingssiepen erstellt worden.
Er habe bei der Gestaltung der Tafeln beratend mitgewirkt und sein Wissen eingebracht, so Hagedorn. Die Tafeln seien trotz des begrenzten Platzes gut gelungen und informativ.
Er freue sich, so Hagedorn, dass sein Vorschlag aufgenommen und an der Tafel nahe der Umlenkseilscheibe der Bergleute und ihrer schweren und oft gefährlichen Arbeit gedacht werde. Die Seilscheibe habe die Sprengung der Zeche Pörtingssiepen unbeschadet überstanden und sei in der Nähe ihres ursprünglichen Standorts wieder aufgestellt worden.
Elf Informationstafeln stehen jetzt am Wanderweg
Jeweils eine Säule mit Tafeln gleichen Inhalts sei am Parkplatz am Waldhaus und an der Zufahrt zu Haus Scheppen zu finden. Weitere Informationsstandorte seien am Wetterschacht Pörtingssiepen, an der Umlenkseilscheibe Pörtingssiepen, Haltepunkt Haus Scheppen der Hespertalbahn und vor dem Haltepunkt Panoramablick zu finden. Dort sei die Tafel mit Blick auf den ehemaligen Zechenstandort angelegt und zeige ein Bild der Anlage Pörtingssiepen.
Auch interessant