ESSEN-Fischlaken. . Im Naherholungsgebiet erinnert nur eine Seilscheibe an die Zeche Pörtingssiepen in Fischlaken. Doch Sammler Dirk Hagedorn hat mehr zu bieten.

„Eigentlich habe ich doch nur ein paar Fotos für das Buch gesucht. Das sollte jetzt nicht meine Lebensaufgabe werden…“ Dirk Hagedorn schüttelt den Kopf, ein Stück weit auch über sich selbst. Wie konnte er nur da reinrutschen? Als sportlicher Mensch mit vielen Hobbys rollte der damals noch Twen auf seinen Inlineskates am Baldeneysee lang, als er urplötzlich vor einer stattlichen Dampflok stehen blieb. „Wo kam die auf einmal her? Ich wollte mehr wissen, wurde bald darauf Mitglied im Hespertalbahn-Verein.“ Er kramt seinen Ausweis heraus und staunt: „Das ist jetzt genau 20 Jahre her.“

Der Informatiker stieg voll ein, übernahm den Aufbau der Homepage, dort entstand ein umfangreiches Archiv. Joachim Leitsch hatte ein kleines Büchlein herausgegeben, Hagedorn für die deutlich umfangreichere Neuauflage Material gesammelt. 2008 war das, inzwischen ist die dritte Auflage von „Kohle, Kalk & Erze“ in Planung: „Ich habe tolle neue Bilder gefunden.“

Seilscheibe blieb bei Sprengung des Förderturms heil

Pörtingssiepen Schacht II um 1960:
Pörtingssiepen Schacht II um 1960: © Sammlung R. Voigt

Doch sein Interesse gilt beileibe nicht nur der Hespertalbahn, auch dem Bergbau an sich, hier im Revier. Die Anfänge von Pörtingssiepen reichen weit zurück, 1973 war Schicht im Schacht. Heute erinnert im renaturierten Naherholungsgebiet noch eine knallrote Ablenkseilscheibe an die unterirdische Maloche: „Die ist 1982 bei der Sprengung des Förderturms heil geblieben.“

Sein Großvater Wilhelm Zander war Bergmann, lebte am Scheppener Weg, in unmittelbarer Nähe zum Pütt. Als gelernter Schlosser reparierte Zander unter anderem die überlebenswichtigen Pumpen. Seinem Enkel wurde die Suche nach zeitgeschichtlichen Dokumenten zur Aufgabe. Das ist Detektivarbeit: „Ich durchstöbere alte Telefonlisten, auf Facebook gibt es Seiten für Bergbau-Interessierte, bei Ebay finde ich Sachen.“

Kommissar Zufall hilft oft

Oft hilft Kommissar Zufall: „Eine Bekannte aus Berlin knüpfte den Kontakt zu einem Fotografen, die Spur führte weiter ins Bochumer Bergbaumuseum. Dort sah ich ein Bild von Vater und Sohn vor der Markenkontrolle. Habe weiter recherchiert, die Witwe besucht, mit dem Sohn gesprochen. Das musste schnell gehen, weil das Haus verkauft werden sollte. Doch als ich dann vor Ort stand, kam die Enttäuschung, sie hatten fast alles weggeschmissen. Nur dieses schöne alte Foto blieb mir noch.“ Woanders hatte Hagedorn mehr Glück, erstand kürzlich das Blechschild einer Verkaufsstelle für Tütenkohle, natürlich von Pörtingssiepen.

Das alte Blechschild einer Verkaufsstelle für Tütenkohle (Tüko).
Das alte Blechschild einer Verkaufsstelle für Tütenkohle (Tüko). © Heinz-Werner Rieck

Nun ist der 47-Jährige in eine weitere verantwortungsvolle Rolle geschlüpft: Das regelmäßige Treffen der Ehemaligen von Pörtingssiepen und Carl Funke wurde immer vom früheren Betriebsrat Walter Heininger angeleiert. In Ehren ergraute Herren reden über ihre harte Arbeit unter Tage, servieren die eine oder andere saftige Anekdote. Hagedorn ist da nur zu gern Zaungast: „Die ideale Gelegenheit, um sich ihre Geschichten anzuhören. Aber bald wurde mir klar, dass diese erlebte Geschichte nicht mit ihnen sterben darf. Wir müssen das für die Nachwelt aufbewahren. Bilder, Pläne, Berichte im Originalton, das alles wäre sonst unwiederbringlich verloren.“

Fischlaken ist das älteste Dorf im Ruhrgebiet

Dann starb Walter Heininger, und der durch ihn zum Schirmherrn berufene Hanslothar Kranz machte sich so seine Gedanken: „Was da unter Tage geleistet wurde, darf nicht in Vergessenheit geraten. Immerhin ist Fischlaken das älteste Dorf im Ruhrgebiet.“ Es musste ein neuer Organisator her, Kranz stupste Dirk Hagedorn an: „Mach Du das doch!“ Also treffen sie sich weiterhin jährlich, diesmal am Samstag, 6. Mai. Ab 18 Uhr wird in „Krüger’s Landgasthaus zum Hespertal“ über alte Zeiten philosophiert und von damals erzählt.

Das nächste Jahrestreffen der ehemaligen Zechenarbeiter von Pörtingssiepen findet am Samstag, 6. Mai, statt. Ab 18 Uhr wird in „Krüger’s Landgasthaus zum Hespertal“ über alte Zeiten geplaudert.

Dirk Hagedorn ist erreichbar unter 0151/17423797 oder dirk.hagedorn@hespertalbahn.de und freut sich über alte Fotos, Unterlagen sowie Anekdoten zur Zeche Pörtingssiepen/Carl Funke und der Hespertalbahn.