Velbert. . Der Verein „Hespertalbahn“ wendet sich mit einer rund hundert Jahre alten Fotografie hilfesuchend an die Leserschaft.

Immer wieder schaut Dirk Hagedorn ratlos auf ein Foto, das er in einem alten Velberter Buch entdeckt hat. Es zeigt eine musizierende Familie vor einem Backsteinhaus. Doch wie er es auch dreht und wendet, es lässt sich einfach nicht zuordnen. Denn wann und wo das Bild aufgenommen wurde, steht in dem historischen Buch leider nicht.

„Wegen der Kleidung muss das Bild um 1900 entstanden sein. Ich denke sogar noch vor dem Krieg“, vermutet der 41- Jährige. Doch bei genauerer Betrachtung fällt etwas auf, etwas, dass den Suchradius erheblich eindämmen kann – Schienen. „Wenn man die mögliche Entstehungszeit im Hinterkopf hat, müssten das Schienen der Schleppbahn sein“, erzählt der Eisenbahnliebhaber ganz aufgeregt und die Neugier des Esseners ist verständlich.

Großvater hat auf der Zeche Pörtingsiepen in Essen gearbeitet

Seit seiner Kindheit ist Dirk Hagedorn von den großen Maschinen begeistert und wird vor rund 15 Jahren Mitglied im Verein „Hespertalbahn“. Dort kommt er erstmals mit der ehemaligen Zechenbahn in Kontakt. „Von einigen Leuten habe ich dann erfahren, dass an vielen Stellen Zechen waren, die heute aber nicht mehr als solche erkennbar sind“, erinnert sich Dirk Hagedorn. Dann macht er eine für ihn erstaunliche Entdeckung: Sein Großvater hat auf der Zeche Pörtingsiepen in Essen gearbeitet. Und genau das gilt nach Auskunft des Vereinsmitglieds als Grundstein seiner jetzigen Foto-Recherche.

Seit 2003 sucht der hauptberufliche IT-Fachmann nun nach Zechen rund um die Hespertalbahn. Um deren Entstehung nachvollziehen zu können, muss man aber viel weiter zurückblicken und zwar in die Jahre 1852/53, in denen die erste Schmalspurpferdeschleppbahn von Heiligenhaus nach Velbert gebaut wurde, um Blei-, Eisen- und Zinkerze zu transportieren. Nach und nach wird die Strecke verlängert und reicht vom Langenhorst durch das Hespertal bis zur Phoenixhütte in Essen-Kupferdreh.

Eine Karte der Schienenverläufe

„Durch zahlreiche Karten aus Stadtarchiven, Fotos und Hinweise habe ich den Verlauf der Schleppbahn nachzeichnen können“, so Dirk Hagedorn. Doch das ist nicht alles: „In meiner Freizeit war und bin ich meist auf der Strecke dieser Bahn zu finden und suche nach alten Tunneln und Steinbrüchen oder versuche die Gegenden auf den zufällig gefundenen Fotos zu finden“, schildert der passionierte Modellbauer. Damit nicht alle dokumentierten Entdeckungen in der Schublade verstauben, erstellt der ehrenamtliche Archivar des Vereins „Hespertalbahn“ eine Karte der Schienenverläufe, die in einem Buch veröffentlicht werden soll. Mittels selbst gemachter Fotos lassen sich alte Zechengelände und Gleisabschnitte besser vorstellen und selbst entdecken.

Die meisten Schleppbahnabschnitte hat Dirk Hagedorn gefunden. Das hier abgebildete Foto blieb trotz zahlreicher Spaziergänge entlang der ehemaligen Bahnstrecke bis jetzt unbelegt. Damit sich das bald ändert, bittet der 41-Jährige die WAZ-Leser um Mithilfe.