Essen. In NRW sind bereits mehr als 200 Menschen aufgrund einer Erkrankung mit dem Coronavirus gestorben. So geht die Uniklinik Essen gegen Corona vor.

Weltweit verbreitet sich weiterhin das Coronavirus, ohne das es bisher einen Impfstoff dagegen gibt. Inzwischen sind mehr als eine Million bestätigte Infektionen bekannt. Rund um den Globus arbeiten zahllose Wissenschaftler an einem Heilmittel. So auch an der Uniklinik Essen. Prof. Dr. Ulf Dittmer, Direktor der Virologie, gewährt unserer Redaktion einen Einblick in die Experimente in Essen.

Diverse Abteilungen der Essener Universitätsmedizin arbeiten an verschiedenen Fragestellungen zum Coronavirus, berichtet Dittmer. Die hausinterne Epidemiologie etwa, will die gesammelten Daten des Essener Gesundheitsamtes und Feuerwehr auswerten, um mehr über das Virus und seine Verbreitung zu lernen. Und im Labor erhoffen sich die Mediziner Lösungen auf die Frage nach der Krankheitsentstehung bei Covid-19 zu finden.

Experimente gegen das Coronavirus im Speziallabor

Große Hoffnungen setzt man an der Uniklinik als Teil mulitzentrischer Studien vor allem in zwei Versuche. Zum einen wollen die Mediziner in Essen den Beweis für die These antreten, dass „Remdesivir“, ein Ebola-Medikament, die weitere Vermehrung der Coronavrien in den Zellen eines Infizierten verhindern kann.

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Zum Anderen hoffen die Forscher – sobald sie die Genehmigung der Bezirksregierung haben – mit einem Medikament, das eigentlich zur Behandlung von Hepatitis-B-Patienten zum Einsatz kommen soll, das Eindringen der Viren in die Zellen zu verhindern. Dafür züchten die Forscher das Coronavirus in einem Speziallabor der Stufe 3 (zweithöchste Stufe in Deutschland) heran und geben es auf Zellen, die aus Lungengewebe stammen. Die Versuche werden zeigen, ob das Medikament auch gegen Coronaviren zum Einsatz kommen kann.

Blutvergleiche coronaerkrankter Patienten

Virologe Prof. Dr. Ulf Dittmer forscht mit seinem Team an der Uniklinik Essen an einem Wirkstoff gegen das Coronavirus.
Virologe Prof. Dr. Ulf Dittmer forscht mit seinem Team an der Uniklinik Essen an einem Wirkstoff gegen das Coronavirus. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Darüber hinaus vergleichen wir intensiv Blutproben von Covid-19-Patienten mit einem schweren und mit einem milden Krankheitsverlauf“, berichtet Dittmer. Die Ärzte glauben, dass das körpereigene Immunsystem das Virus zwar erfolgreich abwehren kann, bei einigen Patienten aber auch im Verlauf der Infektion die eigene Lunge angreift und somit zu schweren Lungenentzündungen führt. Der Vergleich der weißen Blutkörperchen soll Aufschluss darüber geben, ob und wie sich diese fatale Nebenwirkung des Immunsystems einiger Patienten behandeln lässt.

120.000 Euro für Corona-Nothilfe der Stiftung Universitätsmedizin

Möglich sind diese Studien auch dank vieler Spenden. Die Stiftung Universitätsmedizin hatte als eine der ersten Institutionen in Deutschland zu Solidarität und Soforthilfe aufgerufen – angefangen mit der Unterstützung für eine deutsch-chinesisches Kooperation zur Erforschung des Coronavirus. Bereits über 120.000 Euro kamen bereits für die Coronaforschung und Versorgungsprojekte zusammen.

In den vergangenen beiden Wochen wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Universitätsklinikum Essen außerdem 15 Anträge zur Corona-Forschung erstellt. Elf sind bereits bewilligt, so dass die Studien sofort anlaufen konnten und den Patienten, die in der Universitätsmedizin Essen behandelt werden, zu Gute kommen.

Covid-19: Uniklinik Essen sieht sich gut vorbereitet

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Während die Mediziner rund um Chef-Virologe Dittmer an einem Heilmittel arbeiten, werden inzwischen schon 51 Covid-19-Patienten, davon 23 auf der Intensivstation und 19 an Beatmungsgeräten in der Uniklinik gepflegt. „Wir sind grundsätzlich gut vorbereitet und halten eine hohe Anzahl an Intensivbetten ausschließlich für Covid-Patienten bereit“, sagt Kliniksprecher Thorsten Schabelon.

Essens Gesundheitsdezernent: Gefahr, die das Coronavirus mit sich bringen kann, wird auf einmal greifbar

Diesen Eindruck hatte auch Gesundheitsdezernent Peter Renzel, der sich am Donnerstag selbst ein Bild von der Lage in der Uniklinik gemacht hat. Renzel bedankte sich bei dem medizinischen Personal und war merklich bewegt, angesichts der „schwerkranken Covid-19-Patieten an den Beatmungsgeräten“.

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„Allesamt Bürger aus unserer Stadt, aus Nachbarkommunen und auch aus Frankreich und Italien. Die Gefahr, die das Coronavirus mit sich bringen kann, wird auf einmal greifbar, ganz nah ist dieses Gefühl der Machtlosigkeit, wenn ich die Apparate sehe, die den Patienten hoffentlich ihr Leben wiedergeben“, beschrieb der Stadtdirektor seine Gefühle. Mit der Virologie der Uniklinik habe Essen einen „echten Schatz“, den die Stadt bei der Forschung gegen das Coronavirus nach Kräften unterstützen werde, so Renzel.