Essen. Philharmonie Essen präsentiert in der Spielzeit 2020/21 Klassikstars wie Igor Levit und Daniel Hope. Sir Antonio Pappano wird Residenz-Künstler.

Die Theater und Konzerthäuser der Republik sind geschlossen, das kulturelle Leben auf Null gestellt. Doch während Politik und Wirtschaft allmählich darüber nachdenken, wann und wie es mit dem öffentlichen Leben weitergehen kann, haben die Theaterbetriebe an Rhein und Ruhr längst schon viel weiter in die Zukunft geplant. So hat die Essener Philharmonie am Dienstag bereits das Programm für die Spielzeit 2020/21 vorgestellt. Online natürlich, aber voller guter Hoffnung, dass diese auf über 200 Seiten präsentierten Konzerthighlights nicht bloße Zukunftsmusik bleiben.

Künstlerporträt ist Igor Levit gewidmet

Einer der gefragtesten Pianisten seiner Zeit: Igor Levit. 
Einer der gefragtesten Pianisten seiner Zeit: Igor Levit.  © /Sony Classical | Felix Broede

Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass man mit dem Pianisten Igor Levit in der neuen Saison einen Künstler verpflichtet hat, der mit seinen Wohnzimmerkonzerten via Twitter in diesem Tagen schon so etwas wie ein Symbol der Hoffnung geworden ist: Weitermachen auch in Coronazeiten! Levit, künstlerisch wie politisch derzeit eine der prägendsten Stimmen des Musikbetriebs, ist ein Künstlerporträt gewidmet, das ihn als gefeierten Beethoven-Interpreten ebenso präsentiert wie als Liedbegleiter, Kammermusiker und Konzertpianisten.

Auf allen Klassik- und Online-Bühnen zu Hause ist auch Stargeiger und Publikumsliebling Daniel Hope, der gleich drei Auftritte in Essen hat. Unter anderem spielt er Beethovens Tripelkonzert, mit dem Anne-Sophie Mutter vor kurzem eigentlich in Essen brillieren wollte. Der Auftritt wurde coronabedingt abgesagt. Nun sorgt die Violinvirtuosin am 7. September zusammen mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra für einen glanzvollen Saisonstart und hat erneut Beethoven im Programm, diesmal aber das Violinkonzert.

Sir Antonio Pappano wird Residence-Künstler

Klassikstars wie die Violinistin Isabelle Faust, Cello-Meisterin Sol Gabetta oder Pianist Daniil Trifonov und große Orchester wie das London Philharmonic Orchestra, die Staatskapelle Dresden oder das BBC Philharmonic Orchestra sind auch in der nächsten Spielzeit die hochkarätigen Programm-Eckpfeiler. Am Pult versammeln sich dazu prominente Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Christoph Eschenbach Shooting-Star Omer Meir Wellber oder der zuletzt in Essen stürmisch gefeierte Taktstock-Exzentriker Teodor Currentzis.

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Als besonderen Coup vermeldet Philharmonie-Intendant Hein Mulders für 2020/21 zudem die Verpflichtung von Sir Antonio Pappano als Residence-Künstler. Der in der Musikwelt hoch gehandelte Kosmopolit, der als Musikdirektor der britischen Royal Opera und als Chef des italienischen Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, zwischen London und Rom pendelt, wird gleich sieben Auftritte in Essen haben. Pappano dirigiert nicht nur die Römer, sondern auch Spitzenorchester wie das Royal Concertgebouw Orchestra und das Chamber Orchestra of Europe. Hochkarätige Solistinnen und Solisten wie Igor Levit, Yuja Wang, Jean-Yves Thibaudet und Julia Fischer werden ihn begleiten.

Neue Reihe gehört den Countertenören

Die Königin des Belcanto wollte auch mal Popstar werden: In ihrem Programm „Songplay“ verbindet Mezzosopranistin Joyce DiDonato beides.
Die Königin des Belcanto wollte auch mal Popstar werden: In ihrem Programm „Songplay“ verbindet Mezzosopranistin Joyce DiDonato beides. © dpa | Sebastian Kahnert

Nicht minder illuster ist die Riege der „großen Stimmen“: Belcanto-Königin Joyce DiDonato wird in „Songplay“ Übungsstücke aus ihrer Studienzeit mit Musical- und Jazz-Standards verbinden (16. 1. 2021) und Diana Damrau Schubert und Strauss mit spanischen Liedern präsentieren (26. 3. 2021). Zudem ist den Männern mit den engelsgleich hohen Stimmen erstmals eine eigene Reihe gewidmet. Gerühmte Countertenöre wie Philippe Jaroussky, Franco Fagioli oder Valer Sabadus sollen die ganze Bandbreite des Genres präsentieren, verspricht Hein Mulders. Flankiert wird der Schwerpunkt von einem Künstlerporträt der Akademie für Alte Musik bei Berlin. Die bewährte Reihe „Alte Musik bei Kerzenschein“ wird ebenfalls fortgesetzt.

Einige Grandseigneurs der Musikszene beehren 2020/21 die Jazz- und Entertainment-Reihe. Neben Gitarrenhexer John Scofield und Bassist Dave Holland (21. 10.) hat sich auch der 78-jährige brasilianische Superstar Gilberto Gil angesagt (29.10.) Und die Kölner „Bläck Fööss“, die man sonst eher in der Borbecker Dampfbierbrauerei trifft, feiern in der Philharmonie tatsächlich ihren 50. Geburtstag (10. 10. ). Till Brönner führt es derweil musikalisch „On Vacation“ (19. 11. 2020)

Götz Alsmann moderiert das „Wunschkonzert“ der Philharmoniker

Abo-Verkauf startet später

Das Abo-Angebot der Essener Philharmonie ist vielfältig – es reicht von „Großen Chorwerken“ über die „Orgel“ bis zum „Lied“. Arbeitnehmerfreundlich ist das „Sonntagsabonnement Meisterwerke“. Unter dem Motto „Philharmonie Debüt“ startet eine neue Sonntagsmatinee.

Für Festplatz-Abonnenten ist noch vor dem offiziellen Vorverkaufsstart ein Neuabschluss, ein Platztausch oder ein Abonnement-Wechsel möglich Dies gilt erstmals auch für Vielbucher-Bestellungen sowie für Konzerte der Essener Philharmoniker. Aufgrund der aktuellen Coronalage verschiebt sich der ursprünglich angekündigte Starttermin nun auf den 23. April 2020.

Der reguläre Vorverkauf für die Saison 2020/21 beginnt voraussichtlich am 9. Mai persönlich an der Aalto-Kasse, schriftlich an: Theater und Philharmonie Essen, TicketCenter, II. Hagen 2, 45127 Essen, telefonisch (8122-200) oder per Mail an tickets@theater-essen.de

Aufs jüngere Publikum abgestimmt ist die Reihe „Wild Card“ mit globalen Undergroundsounds, ebenso international die Reihe „Sounds of Heimat“. „Von fremden Ländern und Menschen“ erzählt in diesem Herbst auch das Neue-Musik-Festival „Now!“ (29. 10. bis 8. 11.). Weitergeführt wird außerdem das erfolgreiche Format „Mit Götz Alsmann ins Konzert“. Das Zusammenspiel des Entertainers mit den Essener Philharmonikern sorgt sogar dafür, dass das Publikum über die Gestaltung des 9. Sinfoniekonzerts (15./16. 4. 2021) als Wunschkonzert abstimmen kann.

Aus Lars van Triers Kinomeisterwerk „Dogville“ wird eine Oper

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Festlich wird es wieder bei den Festtagen der Theater und Philharmonie (5.-14. März 2021), die neben einer Verneigung vor Astor Piazzolla und der konzertanten Aufführung von „Wilhelm Tell“ auch eine Essener Uraufführung im Musiktheater versprechen. Der aus Herne stammende Komponist Gordon Kampe hat aus Lars van Triers Kinomeisterwerk „Dogville“ eine Oper gemacht.