Essen-Kettwig. Pfarrerin Silke Althaus probiert mit IT-Spezialist Jonathan Salim in Kettwig aus, wie man Kindern über die Corona-Maßnahmen hinweghelfen kann.
In Corona-Zeiten gehen die Essener Kirchengemeinden neue Wege: Gottesdienste und Predigten werden zum Beispiel per Video übertragen. Auch die evangelische Kirchengemeinde Kettwig probiert das gerade aus. Am Mittwoch gab es Dreharbeiten für den Kindergottesdienst, der üblicherweise freitagnachmittags in der Kirche am Markt stattfindet. Pfarrerin Silke Althaus zelebrierte ihn allein.
Um den Altar gruppieren sich sonst immer gut 30 Mädchen und Jungen mit ihren Stühlen. Dort hat Silke Althaus auch an diesem Tag die Decke auf den Stufen davor ausgebreitet, ein Kreuz und eine Kerze sowie eine Vase mit Blumen arrangiert – auf Augenhöhe der kleinen Zuhörer.
Eine Decke wird vor dem Altar ausgebreitet
„Die Kinder stellen immer eine Blume für alles Gute, was sie erlebt haben und ihnen Freude macht, in die Vase hinein. Für traurige und nicht so schöne Dinge legen sie einen Stein auf die Decke“, erklärt die Pfarrerin. „Nun werde ich beides stellvertretend für sie tun.“
Die Kamera surrt, die Orgel spielt und Silke Althaus stimmt zunächst ein Lied an – so wie zu Beginn des Kindergottesdienstes üblich. Vor ihr der Kirchenraum bleibt allerdings leer. Die Bänke, wo sonst die Eltern und Großeltern sitzen, sind natürlich ebenfalls unbesetzt. Es hallt deshalb mehr als sonst. Jonathan Salim muss bei der Nachbearbeitung der Aufnahme noch einiges regeln, damit das anschließend gut rüberkommt.
„Den Menschen fehlt die Gemeinschaft der Kirche“
Der 53-Jährige ist als IT- und Video-Spezialist tätig, und selbst Mitglied der Kettwiger Gemeinde. „Ich finde es wichtig, dass wir uns in dieser Krisenzeit helfen. Den Menschen fehlt die Kirche, die Gemeinschaft. Deshalb möchte ich die Gemeinde unterstützen, zumindest auf diese Weise einen Gottesdienst zu erleben.“
Bei Pfarrerin Silke Althaus hat Jonathan Salim mit dem Video-Angebot offene Türen eingerannt. „Wir sind zwar bereits länger digital, das heißt mit unserer Homepage unterwegs, aber so ein Stream ist schon Neuland“, gesteht sie ein.
Rund 15 Minuten dauert der Kindergottesdienst
Die Mitarbeiter des Kinderkirchenteams zeigten sich begeistert, „denn die Kinder gehen ja ganz selbstverständlich mit digitalen Medien um“. So wird nun erst einmal ausprobiert, einen Kindergottesdienst per Video anzubieten.
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„Wir beten und wir singen zusammen und hören Geschichten von Gott“, kündigt Silke Althaus im Video an. Für die biblische Geschichte – es geht um David – hat sie kleine Figuren mitgebracht, die auf der Decke agieren. Rund 15 Minuten dauert das Ganze. „Gott ist ein guter Hirte für uns, auch in diesen Zeiten“, ist die Botschaft, die sie den kleinen Zuhörern vermittelt – und sie animiert am Ende zum Mitsingen am Bildschirm bei „Preiset den Herrn!“ Der Link zum Video geht zunächst an den Elternverteiler der evangelischen Kitas in Kettwig sowie an das Team der Kinderkirche. „Wir wollen mal schauen, wie das ankommt“, sagt Althaus.
Für die Gemeinde: Podcast, Gesang und Seelenbretter
Welche Angebote gibt es noch? Von montags bis freitags stellt Pfarrer Lars Linder um 6 Uhr früh ein „Wort zum Tage“ als Podcast (Hördatei) auf die Homepage der Gemeinde. Die Beiträge sind zwischen vier und sechs Minuten lang.
Pfarrerin Gudrun Weßling-Hunder singt abends im ev. Altenheim regelmäßig „Der Mond ist aufgegangen“ – „zur Freude der Bewohner, die dann auch mit einstimmen“, wie Silke Althaus berichtet.
Althaus hofft im Übrigen, dass die bemalten Seelenbretter, die Anfang März unter dem Motto „Zwischen Hoffen und Bangen“ entstanden sind, bald vor der Kirche am Markt aufgestellt werden können. Althaus: „Wir haben es nicht im entferntesten geahnt, aber genau das Thema berührt jetzt natürlich alle.“
Ferner gibt es Sprüche zum Mitnehmen, die Pfarrer David Gabra formuliert hat und die vor der Kirche an einer Leine aufgehängt sind. Und jeden Sonntag besteht um 10.30 Uhr im eigenen Wohnzimmer Gelegenheit, mit Kerze und Bibel selbst Gottesdienst zu feiern. „Passend dazu läuten die Glocken in unserer Kirche für zehn Minuten.“
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