Essen-Kettwig. . Silke Althaus studiert ein Semester am Union Theological Seminary. Hier berichtet die Kettwigerin über ihre Motivation, sich neu zu orientieren.

In drei Wochen ist es soweit: Silke Althaus, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Kettwig, steigt in den Flieger Richtung New York. Für ein Semester studiert sie am Campus des Union Theological Seminary der Columbia University. Redakteurin Petra Treiber sprach mit ihr über ihre Motivation zu dieser Fortbildung.

Sich auszuklinken für ein paar Monate, warum tun Sie das?

Diese Fortbildung ist für mich eine Standortbestimmung zum Reformationsjubiläum. Einerseits auf beruflicher Ebene. Wo stehen wir als Protestanten heute, wie gestalten wir Gesellschaft als Kirche, wo wollen wir hin? Andererseits auf persönlicher Ebene. Ich bin 13 Jahre in der Gemeinde und möchte einfach mal inne halten, andere Impulse bekommen, Zeit haben, um neu zu denken. Und ich habe mir gedacht, wenn ich eine Auszeit nehme, dann richtig weit weg.

Der praxisbezogene Lehransatz gab den Ausschlag

Die Wahl fiel auf das Union Theological Seminary (UTS) – warum?

1999 habe ich ja für ein Jahr in einer amerikanischen Gemeinde gearbeitet, in Harrisburg/Pennsylvania. Dort wurde mir das UTS als sehr profiliertes Seminar empfohlen. Der Lehransatz dort ist äußerst interessant und spannend, vor allem sehr praxisbezogen. Also die Seminaristen sind nicht nur am Campus, sondern gehen auch in den öffentlichen Raum. Kirchenlehre gehört zwar mit zum Kanon, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig auf den interreligiösen Aspekten. Man beschäftigt sich mit anderen Glaubensgemeinschaften und lernt die Leute kennen.

Geht es auch um Politik?

Das UTS beschäftigt sich kritisch mit gesellschaftlichen Prozessen. Es geht um Stichworte wie Rasse, in Amerika immer noch ein Thema, Geschlechtergleichheit, Gerechtigkeit. Auf jeden Fall ist das Seminar sehr Trump-kritisch.

Sie wohnt nicht weit entfernt vom Campus

Apropos Trump: Haben Sie keine Bedenken, unter diesen politischen Vorzeichen in die USA zu reisen?

Die Zusage kam kurz vor der Wahl. Ich habe schon darüber nachgedacht. Andererseits ist es durchaus spannend, wie sich Widerstand formiert, wie gesellschaftliche Gruppen aktiv werden. Wie gehen die Menschen mit dieser Politik um? Beim Kirchentag habe ich Obama erlebt – das ganze Gegenteil und schwer verständlich für uns, dass Trump gewählt wurde. Wäre der Studienort im mittleren Westen, würde ich das nicht machen.

Wo werden sie wohnen?

Nach langer Suche hat sich zufällig jemand per Mail gemeldet, der ein kleines Zimmer zu vermieten hat. Es ist ein Pfarrer im Ruhestand. Die Wohnung liegt nur einen Block entfernt von der UTS. Das ist toll.

Sie haben New York bzw. Manhattan schon einmal besucht?

Ja, ein paar mal, als ich in Harrisburg gearbeitet habe. Als Touristin hat man natürlich einen anderen Eindruck. Mein Mann und mein Sohn werden mich im August für zwei Wochen begleiten, da werden wir sicher die Sehenswürdigkeiten wie Freiheitsstatue, Central Park, Ellis Island, Broadway usw. besuchen. Wenn die beiden dann in den Herbstferien wieder da sind, kann ich ihnen bestimmt noch andere interessante Orte zeigen, die New York so zu bieten hat.

Über einen Blog bleibt sie mit Kettwig in Verbindung

Welche Reaktionen gab es aus der Gemeinde auf Ihre Auszeit?

Die eine Hälfte macht sich Sorgen und fragt, wie meine Männer damit klar kommen, die andere Hälfte fragt, wie ich da zurecht komme.

Wie kommen Sie zurecht?

Ich werde so viele Eindrücke zu verarbeiten haben, dass ich mir vorgenommen habe, das in einem Blog zu schreiben. Nicht jeden Tag, aber einmal die Woche. Er heißt pastor-in-nyc.de und ich bin gespannt, ob ich das schaffe.

>> Vor Weihnachten ist Silke Althaus wieder zurück

Zum letzten Mal predigt Silke Althaus am 6. August um 10.30 Uhr in der ev. Kirche am Markt. Direkt nach ihrer Rückkehr am 23. Dezember ist sie wieder im Dienst: Um 23 Uhr hält sie den Gottesdienst vor Heiligabend.Die Vertretung übernimmt in diesem Zeitraum Petra Gunkel. Die 53-Jährige sprang bereits für Christiane Wittenschläger während deren Erkrankung ein. Sie ist Pfarrerin mit besonderen Aufgaben.