Essen. Corona: Die Ruhrbahn schließt ihre Kundencenter, die Müllabfuhr kommt früher. Und viele Bürger rufen die 112 an.
Der Coronavirus in Essen – hier stehen die aktuellsten Entwicklungen.
● Die Stadt Essen verschärft die Versammlungsregeln massiv
● CDU und FDP verschieben ihre Kandidatenkür zur Kommunalwahl
● Weihbischöfe, Dompropst und Generalvikar in Quarantäne
● Politik wechselt in den Ruhemodus
● Schlangen vor den Essener Arbeitsbehörden
● Zahl der Infizierten steigt am Montag, 16. März, auf 71 Bürger
● Ruhrbahn schließt Kundencenter, Müllabfuhr kommt früher
● Auch Gottesdienste fallen aus
● Ab Dienstag dürfen auch Einkaufszentren und Einrichtungshäuser nur noch unter Auflagen betreten werden
● Ab sofort sind alle Schwimmbäder in Essen geschlossen
● Die Stadt stellt eine Anleitung zum Nähen von Atemschutzmasken bereit
● Die Essener Filmkunsttheater bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Auch das Cinemaxx Essen hat den Kinobetrieb bis zum 19. April eingestellt.
Das Coronavirus stellt den Alltag weiter auf den Kopf und bestimmt das Geschehen in Essen. Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Essen steigt weiter an. Nachdem sich die Zahl am Wochenende auf 54 verdoppelt hatte, meldete die Stadt Montagabend (16.3.) insgesamt 85 Fälle. „Und ganz sicher ist, dass weitere hinzukommen werden“, schreibt Gesundheitsdezernent Peter Renzel Nachrichten einer Stadt, in der schon gestern kaum noch etwas so war, wie noch vor einer Woche:
Einkaufszentren reglementiert
Der Zutritt zu Einkaufszentren und vergleichbaren Einrichtungen wird beschränkt und ist nur erlaubt, wenn die Besucherzahl reglementiert wird. Der Aufenthalt ist nur zur Deckung des dringenden oder täglichen Bedarfs zu gestatten.
Versammlungsverbot ab 15 Personen
Alle öffentlichen Veranstaltungen ab 15 Personen sind untersagt. Dies gilt auch für Gottesdienste aller Art. und Versammlungen unter freiem Himmel wie Demonstrationen – diese können nur nach einer individuellen Prüfung der Verhältnismäßigkeit zugelassen werden. Ausgenommen sind Veranstaltungen, die der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung oder der Daseinsfür- und –vorsorge dienen, beispielsweise bleiben Wochenmärkte erlaubt. Personenansammlungen von mehr als 15 Personen auf öffentlich zugänglichen Flächen sind ebenfalls untersagt. Das gilt nicht für Flächen des ÖPNV.
CDU und FDP verschieben die Nominierung ihrer Kandidaten
Der Zeitplan zur Kommunalwahl gerät bei einigen Parteien völlig aus dem Takt. Während SPD, Grüne und Linke ihre Bewerber dieser Tage bereits nominiert haben, müssen CDU und FDP ihre Kandidatenkür verschieben: „mindestens bis zum Ende der Osterferien“, heißt es. Für die Christdemokraten ist es bereits die zweite Verschiebung, nachdem man den ersten Termin wegen der neu zugeschnittenen Kommunalwahlbezirke gestrichen hatte.
Ruhrbahn bleibt vorerst bei Takt
Die Ruhrbahn bleibt bis auf Weiteres bei ihrem Takt. Allerdings sind ab dem heutigen Dienstag die Kundencenter dicht. Tickets können nur an den Vorverkaufsstellen erworben werden oder an den Automaten. Hier finden Sie die Vorverkaufsstellen
Müllabfuhr startet früher
Die EBE entzerrt den Dienstbeginn ihrer Mitarbeiter. Deshalb startet die Müllabfuhr ab dem heutigen Dienstag schon ab 6 Uhr. Mitarbeiter vom Sperrmüll, Schrottsammlung, Tonnentausch, in den Grünflächen und die Depotcontainer-Abfuhr starten erst um 8 Uhr.
Sparda-Bank schließt drei von vier Filialen
Die Sparda-Bank schließt drei ihrer vier Filialen in Essen. Betroffen sind die Zweigstellen Hauptbahnhof, Borbeck und Steele. Nur die Filiale in der Kruppstraße ist geöffnet.Die Sparda-Bank schließt drei ihrer vier Filialen in Essen. Betroffen sind die Zweigstellen Hauptbahnhof, Borbeck und Steele. Nur die Filiale in der Kruppstraße ist geöffnet.
Nähanleitung zum Herstellen von Atemschutzmasken
Auf der Homepage der Stadt findet sich eine einfache Anleitung zum Nähen von Atemschutzmasken. Stadt und Feuerwehr lassen nach dieser Anleitung aktuell 15.000 der Masken von Firmen, Initiativen, städtischen Gesellschaften und Ehrenamtlichen nähen. Wer eine Nähmaschine besitzt, kann den waschbaren Mundschutz aus Baumwolle auch in Eigenarbeit anfertigen. Hier der Link zur Nähanleitung: https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/0115_1/pressereferat/Mund-Nasen-Schutz__Naehanleitung_2020_Feuerwehr_Essen.pdf
Zwei Weihbischöfe, Dompropst und Generalvikar in Quarantäne
Weil sie gemeinsam mit einem Corona-Infizierten in einer Sitzung des Vermögensrates gesessen haben, begeben sich gleich vier Mitglieder der Bistumsspitze in freiwillige Quarantäne: Betroffen sind Generalvikar Klaus Pfeffer, die beiden Weihbischöfe Ludger Schepers und Wilhelm Zimmermann sowie Dompropst Thomas Zander und natürlich auch die übrigen Mitglieder des Vermögensrates. Alle Betroffenen gelten als sogenannte Kontaktpersonen der Kategorie II, das heißt, ihr Infektionsrisiko gilt als eher gering. Dies erlaubt ihnen, trotz der freiwilligen Quarantäne die Wohnung zu verlassen, solange sie genügend Abstand zu anderen Personen wahren.
Politik will sämtliche Sitzungen der Gremien aussetzen
Auch auf der politischen Bühne kehrt bis auf weiteres Ruhe ein: Sämtliche anstehenden Sitzungen von Ratsausschüssen, Bezirksvertretungen oder anderen Gremien werden zunächst bis zum Ende der Osterferien abgesagt. Dringliche Entscheidungen, die keinen Aufschub dulden, sind dennoch weiter möglich: In solchen Fällen kann Oberbürgermeister Thomas Kufen gemeinsam mit einem Ratsmitglied die Weichen stellen, muss dies allerdings zu einem späteren Zeitpunkt vom Gremium noch einmal absegnen lassen. Ob die für den 25. März geplante Ratssitzung abgesagt wird, ist noch nicht endgültig entschieden.
Schwimmbäder auch für Leistungssportler geschlossen
Die Stadt hat bestätigt, dass ab sofort alle städtischen Schwimmbäder geschlossen sind. „Das betrifft nicht nur die öffentliche Badezeit, sondern auch die Trainingszeiten“, erklärt der zuständige Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben, Kurt Uhlendahl. Auch alle anderen Sportstätten sind geschlossen; Ausnahmen für Leistungssportler sind bislang nicht vorgesehen.
Alle Essener Kinos stellen den Spielbetrieb ab sofort ein
Nach den Essener Bühnen stellen nun auch die Essener Kinos den Betrieb komplett ein. Die Essener Filmkunsttheater mit Lichtburg, Filmstudio, Asta und Eulenspiegel bleiben bis auf Weiteres geschlossen. Auch das Essener Cinemaxx wird basierend auf den Vorgaben der Behörde bis zum 19. April geschlossen.
Lange Schlangen vor dem Job-Center
Das J obcenter und die Arbeitsagentur haben am Montag die Besuche ihrer Kunden deutlich eingeschränkt. Das führte zu Schlangen vor den Ämtern. Das Jobcenter lässt nur noch kleine Gruppen von fünf bis sieben Personen ein. „Wir bitten die Kunden außerdem Abstand zu halten“, sagte eine Sprecherin des städtischen Jobcenters. Derzeit sei das Jobcenter für Besucher aber generell noch erreichbar. Ob dies in den nächsten Tagen so bleibt, ist offen. „Wir bewerten die Lage jeden Tag neu“, so die Sprecherin. Bei der Arbeitsagentur am Berliner Platz steht derweil schon fest, dass ab Mittwoch der Publikumsverkehr komplett eingestellt wird. Dann wird die Beratung nur noch auf absolute Notfälle beschränkt, teilte die Behörde mit. Bereits am Montag fingen Mitarbeiter die Kunden bereits an den Türen ab, um zu filtern, welche Vorsprachen persönlich notwendig sind. Dieses Prozedere gilt auch noch für Dienstag.
Bürger rufen die 112 an
Viele Bürger mit Fragen zu Corona rufen bei der Feuerwehr an unter 112, weil das Essener Bürgertelefon zum Thema Corona oft besetzt ist. Die Notrufnummer 112 ist nur bei wirklichen Notfällen die richtige Nummer, macht Feuerwehrsprecher Mike Filzen deutlich: „Ich bitte dringlichst darum, die 112 nur in echten Notfällen zu wählen, damit wir in akuten Situationen unverzüglich Hilfe leisten können.“
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Die Stadt Essen habe ein leistungsfähiges Bürgertelefon unter der Rufnummer 0201-238888 eingerichtet. Dort sitzt ein Dutzend Mitarbeiter und telefoniert, „bis die Drähte glühen“, so der Feuerwehrsprecher. Trotzdem könnte es zu Wartezeit
Coronavirus: Fallzahlen steigen Montagmorgen auf 71 Fälle
Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Essen steigt weiter an. Nachdem sich die Zahl am Wochenende auf 54 verdoppelt hatte, meldet die Stadt Essen am Montagmorgen insgesamt 71 Fälle. „Und ganz sicher ist, dass weitere hinzukommen werden“, schreibt Gesundheitsdezernent Peter Renzel in der Nacht auf Montag auf seinem Facebook-Account. 451 Bürger sind derzeit in verordneter, häuslicher Quarantäne. Von den Quarantäne-Fällen sind so gut wie alle Essener Stadtteile betroffen.
Die 19 neuen Fälle sind wieder großteils Reiserückkehrer oder Kontakt-Personen von Reiserückkehrern. „Ihnen geht es den Umständen gut“, sagt Silke Lenz, die Sprecherin der Stadt Essen. Sie seien zwischen 20 und 60 Jahre alt.
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Die Mehrheit der 71 Betroffenen in Essen sind Reiserückkehrer und somit keine Bürger in einem hochbetagten Alter.
Am Sonntag, 16 Uhr, gab es 54 positiv getestete Bürger. Am Samstagmorgen waren es 27, am Freitagabend erst 19 Fälle. Beprobt wurden bisher 818 Menschen. „Jeden Tag mindestens eine Verdoppelung – das ist leider derzeit wie im Lehrbuch“, kommentierte Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel die neue Zahl. Eine Vielzahl der Fälle sind Reiserückkehrer aus unter anderem Italien (bspw. Südtirol) oder Österreich.
Auch Gottesdienste fallen aus
Um die weitere Verbreitung des Coronavirus zumindest zu verlangsamen, haben die Behörden bereits Großveranstaltungen untersagt und die Schließung von Schulen und Kitas angeordnet. Nun lässt die Stadt Essen auch Kneipen, Bars, Diskotheken, Schwimmbäder, Fitnessstudios und Turnhallen schließen sowie Gottesdienste ausfallen.
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Damit soll vermieden werden, dass das Gesundheitssystem überlastet wird. „Der Schutz und die Sicherheit der Bürger stehen an erster Stelle“, erklärte Oberbürgermeister Thomas Kufen am Sonntag.
Mit der Kreishandwerkerschaft und der Industrie- und Handelskammer sei Kufen im regen Austausch, um die wirtschaftlichen Folgen insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen abmildern zu können. Im Moment gelte es vor allem, einen kühlen Kopf zu bewahren und entschieden zu handeln. „Ich bin mir sicher, dass die Essenerinnen und Essener in dieser Krise zusammenstehen. In den nächsten Wochen werden wir gemeinsam große Herausforderungen meistern müssen“, spricht Kufen den Essenern Mut zu.
Stadt arbeitet an neuer Allgemeinverfügung
Die entsprechende Allgemeinverfügung zur Kneipenschließung werde zur Zeit erarbeitet. Dem Vernehmen nach soll die neue Regelung ab Dienstag gelten. Strittig ist noch, ob auch Restaurants und Imbisse von dem Öffnungsverbot betroffen sind, da diese für die Nahversorgung der Menschen wichtig sind und nicht aus reinem Vergnügen aufgesucht werden.
Etliche Clubs und Großraumdiscos hatten sich schon am Wochenende freiwillig eine Pause verordnet. Der House- und R’n’B-Club „Essence“ an der Viehofer Straße, „Antons Bierkönig“ an der Gildehofstraße und die „Musikpalette“ an der Kettwiger Straße hatten entweder Freitag oder Samstag ein vorerst letztes Mal mit ihren Gästen gefeiert. Am Bierkönig mussten die Besucher Namen und Telefonnummern hinterlassen, bevor sie eintreten durften – auch das eine Corona-Schutzmaßnahme.
Notbetreuung wird eingerichtet
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Nachdem die Landesregierung am Freitag entschieden hat, dass alle Tagesstätten und Kitas und Schulen bis zum Ende der Osterferien geschlossen bleiben, hat die Stadtverwaltung am Wochenende zusammen mit allen Beteiligten das weitere Vorgehen in Essen beraten. Mit allen Trägern wurde abgestimmt, dass in allen Kitas und in der Kindertagespflege eine Notbetreuung für Kinder „unentbehrlicher Schlüsselpersonen im Bereich der kritischen Infrastruktur“ eingerichtet wird. Eine solche Notbetreuung könne aber nur angeboten werden, sofern eine private Betreuung oder eine flexible Arbeitsgestaltung für diesen Personenkreis nicht möglich sei und wenn beide Elternteile oder Erziehungsberechtigte beziehungsweise Alleinerziehende zu den unentbehrlichen Schlüsselpersonen gehören.
Diese Berufsgruppen zählen zu den Schlüsselpersonen
Dazu zählen Mitarbeiter in Krankenhäusern, Arztpraxen, Senioreneinrichtungen und in der ambulanten Pflege, Fahrdienste wie bspw. Krankentransporte und Taxis, Feuerwehr, Polizei, Pharmazeutische Betriebe, Lebensmittelversorgung, Stadtverwaltung, Justiz, Energieversorgung, Tankstellen, Wasserversorgung, Abfallentsorgung, Kindertageseinrichtungen/Tagespflege, stationäre Einrichtungen der Jugendhilfe, Öffentlicher Personennahverkehr.
Die Notbetreuung soll nach Lage der Dinge in der jeweiligen Kita stattfinden, in der die Kinder ohnehin angemeldet sind. Damit Eltern ihre Kinder in die Kita geben dürfen, müssen sie bis Mittwoch eine Bescheinigung des Arbeitgebers über die „Unabkömmlichkeit am Arbeitsplatz in der Einrichtung der kritischen Infrastruktur vorlegen“. Entsprechende Vorlagen gibt es auf der Internetseite der Stadt.
So geht es an den Essener Schulen weiter
Auch der Schulbetrieb in Essen wird ab Mittwoch eingestellt. Damit die Eltern Gelegenheit haben, sich auf diese Situation vorzubereiten, können sie heute und morgen selber entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken. Alle Essener Schulen stellen an diesen beiden Tagen während der üblichen Unterrichtszeit eine Betreuung sicher.
Danach und bis zum 3. April (letzter Schultag vor den Osterferien) soll eine Notbetreuung in Schulen für die Kinder „unentbehrlicher Schlüsselpersonen“ eingerichtet werden – sofern eine private Betreuung nicht möglich ist, so die Stadt. Deshalb muss in den Schulen während der Zeit des Unterrichtsausfalls ein entsprechendes Betreuungsangebot vorbereitet werden. Gedacht ist die Betreuung insbesondere für die Kinder in den Klassen 1 bis 6. Dabei sollen die üblichen Unterrichtszeiten und die Zeiten der Betreuung im Offenen Ganztag abgedeckt werden.
In welchen Schulen eine Notbetreuung eingerichtet wird, soll spätestens Dienstag bekannt gegeben werden. Für die Notbetreuung in der Schule ist von den Eltern bis zum 18. März eine Bescheinigung des Arbeitgebers vorzulegen.
Indes fragen sich viele Eltern bereits, ob sie zumindest einen Teil ihre bezahlten Kitagebühren und Verpflegungskosten erstattet bekommen. Diese Frage konnte die Stadt, die sich auch laufend den rasanten Entwicklungen stellen muss, verständlicherweise am Sonntag noch nicht beantworten.
Essen rück in der Corona-Krise zusammen
Währenddessen gründete sich am Wochenende das „Helferteam für Essen“. Hinter der noch jungen Gruppe steckt Michael Druen (33), der bei der evangelischen Kirche das Ehrenamtsmanagement leitet. Nun geht es darum, Mitstreiter zu finden, Schulungen und Organisation auf die Beine zu stellen, damit von den Auswirkungen des Coronavirus betroffene Menschen schnellstmöglich Hilfe erhalten.
Unterstützt werden sollen Risikogruppen, ältere Menschen, diejenigen mit Vorerkrankungen und solche, die aus anderen Gründen Angst vor einer Ansteckung haben. Dabei geht es unter anderem darum, Einkäufe zu erledigen oder Medikamente aus der Apotheke zu holen.